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Julia Festival Band 86

Julia Festival Band 86

Titel: Julia Festival Band 86 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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Zukunft sein?
    Joe schloss die Augen und atmete tief durch. Er hatte doch immer die Ansicht vertreten, dass Frauen das gleiche Recht auf sexuelle Freiheit hatten wie Männer. Es ging ihn überhaupt nichts an, wie Lucinda lebte.
    Das tut es verdammt noch mal nicht, überlegte er grimmig und schlich sich in das angrenzende kleine Duschbad.
    In Shorts und T-Shirt ging er wenig später an Deck. Er würde ihnen jetzt einen Kaffee organisieren, Lucinda dann wecken, ihr etwas Zeit zum Aufwachen und Anziehen lassen, sie nach Hause fahren und ihr erklären, dass es keinen Handel mehr gab.
    Erleichtert atmete er auf.
    Ja, sie hatten miteinander geschlafen. Aber dass es dazu kommen würde, war eigentlich von Anfang an klar gewesen. Denn die ganzen Plänkeleien, die sie vorher ausgetragen hatten, waren eine Art Vorspiel für den großen Moment gewesen.
    Doch nun war der große Moment vorbei, und auch Nonna hatte ihre Lektion erhalten. Wenn er es jetzt genau bedachte, war sein Plan schon etwas idiotisch gewesen. Aber hatte nicht alles bestens geklappt? Er hatte eine fantastische Nacht mit einer bezaubernden Frau verbracht und zugleich erreicht, dass seine Großmutter es sich wohl zumindest für eine Weile genau überlegen würde, ob sie sich in sein Leben einmischte.
    „Hallo.“
    Joe drehte sich um und sah Lucinda barfuß auf dem Treppenabsatz stehen. Sie hatte sich eines seiner T-Shirts übergestreift und das Haar notdürftig nach hinten gestrichen und wirkte wie eine Frau, der es peinlich war, am Morgen bei dem Mann aufzuwachen, mit dem sie eine wilde Nacht verbracht hatte.
    O ja, sicherlich, dachte Joe kühl. Sie war bestimmt so peinlich berührt, wie die Venus von Milo es gewesen wäre, hätte sie festgestellt, dass sie keine Arme hatte.
    „Hallo“, erwiderte er forsch. „Gut geschlafen?“ Er bemerkte, wie Lucinda errötete, und fand selbst, dass die Frage etwas unpassend war. „Manche Leute gewöhnen sich nur schwer an das Schaukeln eines Boots“, fügte er schnell hinzu.
    „Ich nicht.“ Sie lächelte flüchtig. „Wir hatten früher auch eins. Kein Segelboot wie dieses, einen Kajütkreuzer.“
    „In Boston.“
    „Nein, nicht direkt. Er lag bei Cape Cod.“
    „Boote sind teuer.“
    „Ich weiß. Aber mein Vater sagte immer …“ Lucinda verstummte, als sie seinen kühlen Blick sah. „Egal.“ Sie lachte auf. „Warum sollte dich der Luftverpester meines Vaters interessieren?“
    „Ja.“ Joe lächelte kurz, um zu bestätigen, dass er sie verstanden hatte. Sie spielte auf den Kleinkrieg an, den die Segler und die Motoryachtbesitzer untereinander führten. „War deine Familie wohlhabend?“
    Lucinda wandte sich ab. „Ich möchte eigentlich nicht darüber reden.“
    „Aber ich vielleicht.“ Joe umfasste ihren Arm und drehte sie zu sich um. Er hielt sie viel zu fest, wusste, dass sein Griff ihr wehtun musste. Aber verflixt, auch er verspürte einen Schmerz, den er sich nicht erklären konnte. „Bist du ein armes reiches Mädchen, das das angenehme Leben leid gewesen ist und sich entschlossen hat, eigene Wege zu gehen?“
    „Lass mich los, Joe!“
    „Ehrlich, ich möchte es wissen. Siehst du, ich stamme aus armen Verhältnissen. Seit meinem zehnten Lebensjahr ungefähr habe ich mir jeden Penny in der Tasche selbst verdient.“
    „Wie schön für dich“, erwiderte sie angespannt. „Und jetzt lass mich los.“
    „Ich habe auf Charterbooten gearbeitet, wenn ich nicht meinem Vater auf dem Fischerboot helfen musste. Ich habe die Kinder reicher Eltern beobachten können, die jungen Mädchen, die es für ein spannendes Erlebnis hielten, sich das Leben eine Weile von einer anderen Seite anzusehen.“
    Tränen der Wut schimmerten einen Moment lang in ihren Augen, und Joe ermahnte sich, es gut sein zu lassen. Was sie machte, ging ihn nichts an.
    Und doch tat es das. Sie hatte die Nacht mit ihm verbracht, war in seinem Bett aufgewacht. Wenngleich er wusste, was sie war, fiel es ihm schwer, sich vorzustellen, die nächste Nacht – oder welche auch immer – ohne sie zu verbringen. Er konnte sich nicht vorstellen, ohne sie aufzuwachen.
    Die Erkenntnis machte ihn entsetzlich zornig.
    „Genau das tust du zurzeit. Du siehst dir das Leben von einer anderen Seite an. Stimmt’s, Blondie?“
    „Du Mistkerl!“
    Joe hörte, wie ihre Stimme bebte, und sah, wie Lucinda zu weinen begann. Soll sie doch, dachte er grimmig und wollte sie schütteln. Er wollte sie so heftig schütteln, bis sie zugab, dass ihre Gefühle in

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