Julia Festival Band 86
ihre Boote“, fuhr Susannah gezwungen heiter fort. „Stimmt’s, ihr beiden?“
Die zwei reagierten nicht, und so gab sie Lucinda mit einem flehenden Blick zu verstehen, sie möge ihr helfen, die angespannte Stimmung am Tisch zu lockern.
„Wodurch unterscheidet sich die Enchantress von der … Wie war doch gleich der Name?“
„ Lorelei“, sagte Joe mürrisch und umfasste Lucindas Handgelenk. „Ist das so schwer zu merken?“
„Nein, nicht wirklich“, antwortete Lucinda überrascht. „Ich hatte einfach …“
„Nichts ist einfach mit dir, überhaupt nichts.“ Er sprang auf und zerrte sie hoch.
Wie nebenbei nahm sie wahr, dass die Gespräche an den Nebentischen verstummten und Matt ebenfalls aufstehen wollte, von Susannah aber daran gehindert wurde.
„Lass mich los! Joe …“
„Das kann sie am besten“, unterbrach Joe sie und blickte seinen Bruder finster an. „Du wolltest wissen, wer sie ist, woher sie kommt, was sie macht? Das tut sie. Sie streitet, befiehlt …“
„Joe … du arroganter Mistkerl …“
„Sie beschimpft mich und macht mich wahnsinnig.“ Er schlug mit der Faust auf den Tisch. „Und davon habe ich genug, verflixt noch mal!“
„Reg dich ab“, sagte Matt. „Beruhige dich, okay?“
„Ich bin es verdammt leid“, antwortete Joe bissig und ging mit großen Schritten davon, wobei er sie mit sich zog. „Nicht so schnell“, zischte Lucinda. „Die Leute sehen schon alle her. Joe, um Himmels willen …“
„Bemüh den Himmel nicht“, erwiderte er und zerrte sie weiter. Irgendwo war er sich noch bewusst, dass er sich unmöglich verhielt und nicht mehr klar dachte. Aber das war allein ihre Schuld.
Lucinda hätte seine Verlobte spielen sollen, hatte es jedoch nicht getan. Deshalb hatte Matt auch all die verflixten Fragen gestellt. Sie hatte sich kein bisschen an ihn, Joe, geschmiegt, ihn nicht zärtlich angelächelt, seine Hand nicht gestreichelt oder über seine Witze gelacht …
Nicht, dass ich überhaupt einen Witz erzählt hätte, dachte er grimmig, als er die Tür aufstieß, die zum Yachthafen führte. Aber wie sollte ein Mann auch nur eine humorige Bemerkung machen, wenn die Frau neben ihm nicht ihre Rolle spielte?
„Was geht hier vor sich?“, hatte Matt gefragt, sobald die Frauen außer Hörweite gewesen waren.
„Wieso?“, hatte er, Joe, geantwortet und ihn angesehen.
„Binde mir keinen Bären auf. Du bist genauso wenig mit ihr verlobt wie ich. Wer ist sie, und was soll das Ganze?“
Also hatte er es ihm erklärt oder es zumindest versucht. Er hatte ihm von Nonna erzählt, wie sie sich immer wieder einmischte, und von seinem Plan, so zu tun, als wäre er mit Lucinda verlobt, um Nonna eine Lektion zu erteilen.
Matt hatte gelacht, sich dann jedoch erkundigt, was er denn machen würde, wenn sie sich mit dem Gedanken anfreundete, dass er eine Frau heiraten wollte, die keine Italienerin war und nicht kochen konnte.
Das war zu viel gewesen, nachdem er den ganzen Abend beobachtet hatte, dass Lucinda sich so verhielt, als würde sie ihn nicht wollen. Er war plötzlich wütend geworden und hatte Matt gefragt, was ihn das anginge.
„Sehr viel“, hatte er erwidert. „Du bist mein Bruder. Und wie mir scheint, legt dich diese Frau herein.“
Da war er, Joe, durchgedreht. Nicht zuletzt deshalb, weil Matt genau das ausgesprochen hatte, was er schon mehrfach gedacht hatte. Er war aufgesprungen, so weit er sich erinnerte, und hatte Matt am Revers gefasst, und dann waren zwei Ober herbeigeeilt.
Und das ist alles Lucys Schuld, ging es ihm durch den Kopf.
Joe drehte sich zu Lucinda um und hielt sie an den Schultern fest. „Wir hatten einen Handel.“
„Lass mich los.“
„Du solltest meinen Bruder glauben machen, wir wären verlobt.“
„Das glaubt er auch. Leider.“
„Nein, das tut er nicht mehr.“
„Gut. Ich bin froh, dass du ihm die Wahrheit erzählt hast.“ Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. „Die beiden sind so nett. Wie konntest du sie nur anlügen?“
„Es war keine Lüge, nur eine Absprache. Und du hast dich nicht daran gehalten.“
„Red keinen Unsinn. Ich habe alles getan, was ich tun sollte.“
„Ausgeschlossen.“
„Aber ich mache nicht weiter mit. Ich will aussteigen, Romano. Hast du das verstanden? Ich will …“
„Was willst du? Mondschein und Rosen? Ein Lächeln und einen Ring am Finger?“ Er verstärkte seinen Griff. „Konntest du nicht einen Abend lang so tun, als ob?“
„Das habe ich. Ich wollte
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