Julia Festival Band 86
meinem Bemühen, etwas aus Cooper Construction zu machen.“
„Ich schätze, ich habe eine Menge Zeit mit Selbstmitleid verschwendet.“
„Das meine ich nicht. Wenn jemand Zeit verschwendet hat, dann war ich das. Ich hätte dir sagen sollen, wie stolz ich auf all die Dinge war, die du getan hast. Aber ich war zu beschäftigt damit, mir selbst auf die Schulter zu klopfen und mich dafür zu beglückwünschen, dass ich die Firma so weit aufgebaut hatte, wie es sich mein Vater nie hätte träumen lassen … Na ja, was soll’s? Das ist ja alles längst vergangen. Zumindest weiß ich ja jetzt, dass du deine vielen Kurse nicht deshalb gemacht hast, um von mir wegzukommen.“
„Dazu warst du nicht oft genug zu Hause“, erwiderte Annie ein wenig steif.
„Du hättest inzwischen deinen Universitätsabschluss haben können“, lenkte Chase das Gespräch in etwas unverfänglichere Bahnen. „Wenn du gewollt hättest, meine ich.“
„Ich brauche keinen.“ Nachdem die letzte Kartoffel geschält war, legte Annie das Messer beiseite und wusch sich die Hände. „Die Floristikkurse haben sich bezahlt gemacht.“ Ein Anflug von Stolz klang in ihrer Stimme mit. „‚Annies Blumen‘ ist erfolgreich, Chase. Und ich überlege, ob ich mich nicht auch mal in Landschaftsgestaltung versuchen sollte.“
„Klingt gut.“
„Im Grunde ging es mir gar nicht um einen Abschluss. Ich wollte nur etwas lernen, mir Bildung aneignen.“
„Das hattest du doch überhaupt nicht nötig.“
„Aber ja. Ich hatte doch nur Highschool…“
„Annie, du warst die Beste deiner Abschlussklasse, verdammt! Du bist nur deshalb nicht zum College gegangen, weil wir gleich nach deinem Schulabschluss geheiratet haben. Wir haben darüber gesprochen, erinnerst du dich? Wir haben hin und her überlegt, wie wir es schaffen könnten, dass wir beide zum College gehen und trotzdem heiraten können. Aber das konnten wir uns finanziell nicht leisten.“ Chase presste die Lippen aufeinander. „Zum Teufel, Annie, du hast meinetwegen deine Pläne aufgegeben. Glaubst du, ich wüsste das nicht?“
„Ich habe es so gewollt.“
„Alles, was ich heute habe und bin, das verdanke ich dir.“
„Du verdankst mir gar nichts, Chase. Begreifst du denn nicht?“ Annie holte tief Atem. „Ein College-Abschluss war mir nicht mal halb so wichtig wie dich zu heiraten.“
„Ja.“ Seine Stimme wurde rau. Er vergrub die Hände in ihren Haaren und hob ihr Gesicht zu sich empor. „Das war auch das Einzige, woran ich denken konnte: dich zu heiraten, dich ganz allein für mich zu haben.“ Sein Blick streifte ihren Mund. „Ich habe zugelassen, dass du deine Hoffnungen und Träume aufgibst, damit ich meinen Traum verwirklichen konnte!“
„Aber es war dir wichtig, erfolgreich zu sein …“
„Mein Traum warst nur du. Und als ich schließlich Erfolg hatte, dir die Dinge zu ermöglichen, auf die du am Anfang unserer Ehe verzichtet hast, weil du so viele Opfer bringen musstest …“
„Es waren keine Opfer.“ Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Ich habe dich geliebt, Chase. Ich wollte dir helfen, erfolgreich zu werden.“
„Und ich wollte nur, dass du stolz auf mich bist.“
Sie schwiegen.
Wenn ich das nur gewusst hätte, dachte Annie.
Wenn ich nur begriffen hätte, dachte Chase.
„Annie.“ Seine Stimme war weich, beinahe zärtlich. „Annie, es tut mir so leid.“
„Nein, das sollte es nicht“, sagte sie schnell. Mitgefühl war eine Sache, aber Mitleid, das war das Letzte, was sie von Chase wollte. „Es hat keinen Sinn, verschütteter Milch nachzutrauern.“
„So einfach ist es aber nicht.“
„Doch. Es ist sogar sehr einfach“, antwortete sie mit einem kleinen, wenn auch etwas gezwungenen Lächeln. „Und es sieht aus, als ob es doch eine gute Idee gewesen ist, dass wir ein wenig Zeit miteinander verbringen, sonst hätten wir vielleicht nie die Chance gehabt, unseren … Frieden mit der Vergangenheit zu machen.“
„Kannst du mir verzeihen, dass ich dich verletzt habe?“
„Natürlich.“ Sie lächelte ihm beruhigend zu. „Solange du mir ebenso verzeihst, denn ich war ja auch nicht ganz unschuldig. Und dann kehren wir beide wieder zurück zu unserem heutigen Leben. Mit unseren … neuen Beziehungen.“
Die winzige Flamme der Hoffnung, die in Chases Herz aufgeflackert war, erlosch.
„Milton Hoffman“, sagte er tonlos.
„Und deine Janet Pendleton. Ja.“ Leise setzte sie hinzu: „Wir beide können uns sehr glücklich schätzen. Manchen
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