Julia Festival Band 86
einfach schrecklich! Welcher Mann würde schon riskieren, seine Krawatte ins Essen zu tunken, nur um einer Frau schmachtend in die Augen zu blickten, die aussah, als könnte sie das Essen vor sich mehr brauchen als ihn? Frauen sollten nicht so dünn und mager sein, sondern weich und wohl gerundet wie … Matthew erlaubte sich nicht, den Gedanken zu Ende zu denken.
„Matt?“
Er blickte auf. Joe beugte sich zu ihm. „Ja?“
„Frank möchte wissen, ob du noch Fragen hast.“
„Nein, keine Fragen, Frank. Ihr Bericht hat alles gesagt.“
Der Leiter der Buchhaltung strahlte. „Freut mich, Matt.“
Da Matthew schwieg, ergriff Joe erneut das Wort. „Möchtest du, dass Beverly jetzt mit ihren Ausführungen beginnt?“
„Beverly? Ja, ja, das ist eine gute Idee.“
Matthew bemühte sich, ein aufmerksames Gesicht zu machen, während seine Verkaufsleiterin ihren Routinebericht begann. Aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Es lag an dieser dummen Zeitschrift. Warum ging sie ihm nicht aus dem Sinn? Nun ja, immerhin hatte er inzwischen eine beträchtliche Summe in ihren Erfolg oder Misserfolg investiert. Wohl eher Misserfolg, wenn er sich das Titelblatt der mit so vielen Vorschusslorbeeren bedachten neuesten Ausgabe betrachtete.
Er zog sie mit einem Finger zu sich heran. Wirklich furchtbar! Es schien eine Innenaufnahme des „Gilded Carousel“ zu sein. Sahen die Tische dort wirklich so aus? Waren die Kerzen tatsächlich so lang? Er konnte sich nicht erinnern. Was ein Hinweis darauf war, dass „CHIC“ einen Fehler damit gemacht hatte, es als Sieger auszuwählen. Auf ihn jedenfalls hatte es keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, sonst hätte er sich ja wohl erinnern können.
Er erinnerte sich nur an Susannah. Susannah, in ihrem mitternachtsblauen Kleid mit den silbernen Sternen. Susannah mit ihren kurzen schwarzen Locken, dem rosigen Mund und ihrer Art, sich an ihn zu schmiegen, wann immer er sie in die Arme nahm.
Matthew rückte seinen Stuhl geräuschvoll zurück. Der Vizedirektor der Projektabteilung, der nach Beverly zu sprechen begonnen hatte, blickte überrascht über seine Lesebrille.
„Entschuldigen Sie, meine Herrn.“ Matthew stand auf. „Ich muss die Sache etwas abkürzen.“
Kurz entschlossen komplimentierte er die Anwesenden freundlich lächelnd zur Tür hinaus. Nur Joe blieb zurück.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte er, als die anderen fort waren.
„Nein, alles bestens.“ Matthew ging zum Servierwagen an der Wand und goss sich einen Kaffee ein. „Ich hatte einfach genug für heute Morgen. Du kennst doch Sorenson. Der Gute weiß nie, wann er Schluss machen muss.“
„Ja, besonders, wenn er noch nicht einmal seinen ersten Satz herausgebracht hat.“
Matthew sah seinen Bruder verblüfft an. „Oh. Habe ich ihm so schnell das Wort abgeschnitten?“ Matthew ging zum Fenster und blickte hinaus. Von seiner Firmenzentrale aus hatte er einen herrlichen Ausblick auf die Golden Gate Bridge und das Meer. „Meinst du, ich war unhöflich?“
„Ich meine, dass sich da gerade drei ziemlich geknickte Leute auf dem Rückweg in ihre Büros fragen, was sie falsch gemacht haben.“
Matthew seufzte. „Du hast wohl recht. Schick ihnen in meinem Namen eine Mitteilung. ihre heutigen Berichte seien …“
„Unschätzbar wertvoll gewesen?“, warf Joe, ohne eine Miene zu verziehen, ein.
Matthew lachte. „Wir wollen nicht übertreiben. Nein, sag ihnen, ihre Berichte seien sehr nützlich gewesen. Sie würden wie stets meine angemessene Berücksichtigung finden, bla, bla, bla, und ich würde mich auf unser nächstes planmäßiges Treffen freuen.“
Joe nickte. „Gerade rechtzeitig zum Valentinstag.“
„Was soll das heißen?“, fragte Matthew scharf.
„Na, was schon? Das Treffen findet kurz vor dem Valentinstag statt.“
„Ach so.“ Matthew drehte ihm wieder den Rücken zu und blickte aus dem Fenster. „Ich habe gesehen, dass du da die neueste Ausgabe von ‚CHIC‘ hast.“
„Ja, sie ist heute in die Läden gekommen, aber Susie hat mir ein Vorab-Exemplar geschickt. Es ist großartig. Ich habe ihr gleich eine E-Mail mit meinen Glückwünschen zukommen lassen.“
„Großartig?“, wiederholte Matthew verächtlich. „Dieses … Skandalblättchen nennst du ‚großartig‘?“
„Es ist kein Skandalblättchen!“, widersprach Joe energisch. „Wo lebst du eigentlich Matt? Verdammt, ‚CHIC‘ soll Spaß machen. ‚CHIC‘ ist locker. Die Leserinnen sollen sich am Ende eines langen
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