Julia Festival Band 86
Matt. Und für dich gilt vermutlich das Gleiche, allerdings aus anderen Gründen.“
Matthew gab dem Bediensteten, der ihm seinen Wagen vorfuhr, ein Trinkgeld, setzte sich hinters Steuer und fuhr los.
„Du gehörst wirklich in eine Zwangsjacke, Joe“, sagte er verärgert und beendete das Gespräch.
9. KAPITEL
Matthew stand in einer langen Schlange am Zoll im Flughafen von Orly und ermahnte sich wohl zum hundertsten Mal, ruhig zu bleiben. Sein Flugzeug war mit Verspätung gelandet, die Schlange am Zoll war endlos, irgendwo weinte ein Baby … nein, er war wirklich nicht in bester Stimmung.
Was hatte Joe sich dabei gedacht, diesem idiotischen und teuren Plan der „CHIC“-Redaktion zuzustimmen? „CHIC“ in Paris, ausgerechnet in Paris! Nach Joes Beschreibung war fast die halbe Redaktion hierhergeflogen: Maskenbildner, Friseur, Fotograf, Texter … nicht zu vergessen, Susannah und die vier „Sexy Boys“. Was für ein blöder Name! Wie der Name einer Band aus den siebziger Jahren. Was für eine schwachsinnige Idee!
Ärgerlich rückte Matthew langsam in der Schlange vor. Am meisten ärgerte es ihn, dass er sich ganz allein die Schuld geben musste. Er hätte seinem Instinkt folgen und „CHIC“ sofort einstellen sollen. Oder zumindest hätte er die Vorgänge in der Zeitschrift ganz persönlich im Auge behalten sollen, wie er es sonst immer bei neuen Projekten machte. Stattdessen hatte er die Angelegenheit an Joe delegiert, und der hatte zugelassen, dass ein schlichter Werbegag derart ausgeufert war.
So viel Geld zu verschwenden! Susannah mit diesem ganzen Trupp nach Paris zu schicken! Susannah mit vier Männern nach Paris ziehen zu lassen, von denen die Frauen in aller Welt träumten! Dabei war der einzige Mann, von dem Susannah träumen sollte …
„Monsieur?“
Matthew schreckte auf. Der französische Zöllner bat ihn vorzutreten. Matthew reichte ihm seinen Pass, den der Beamte durchblätterte.
„Willkommen in Frankreich, Monsieur. Wie lange werden Sie bei uns bleiben?“
„Einen Tag, höchstens zwei.“
„Ist der Grund Ihrer Reise geschäftlicher oder privater Natur?“
Matthew presste die Lippen zusammen. „Rein geschäftlich.“
„Genießen Sie Ihren Aufenthalt, Monsieur.“
Matthew steckte seinen Pass wieder ein. „Das werde ich ganz bestimmt“, erwiderte er entschlossen. Und die Vorstellung, dass er nun bald auf dem Weg zu dem Hotel Le Grand Palais sein würde, um Susannah Madison die Flügel zu stutzen, ließ ihn zum ersten Mal an diesem Tag lächeln.
Zunächst fuhr er jedoch mit dem Taxi zu seinem Hotel, einem kleinen, ruhigen Haus von gediegener Eleganz, um einzuchecken, kurz zu duschen und sich umzuziehen. Da es ein milder, sonniger Wintertag war, entschied Matthew sich, zu Fuß zum Le Grand Palais zu gehen. Er liebte Paris, und einen gemächlichen Spaziergang über die Champs Elysées und die Avenue Montaigne hatte er immer als besonders entspannend empfunden.
An diesem Tag nicht. Im Gegenteil, der Anblick der Liebespaare, die vor ihm herschlenderten und sich küssten, machte ihn nur noch gereizter. Müssen die ihre Gefühle so öffentlich zur Schau stellen? fragte er sich ärgerlich, um sich im nächsten Moment zur Ordnung zu rufen. Es gab keinen Grund, seine schlechte Laune an Fremden auszulassen. Susannah war der Grund, und jetzt würde der Boss persönlich die Sache in die Hand nehmen!
Energischen Schritts betrat er das plüschige Foyer des Le Grand Palais, ohne das prächtige Dekor im Stil des neunzehnten Jahrhunderts auch nur eines Blickes zu würdigen. Joes Angaben zufolge befand sich Susannahs Suite im achten Stock … ebenso wie die Suiten der „Sexy Boys“. Auf der Fahrt nach oben malte Matthew sich Susannahs Gesicht aus, wenn sie die Tür öffnen und ihn erblicken würde. Und wie groß würde ihr Schock erst sein, wenn ihr klarwerden würde, dass er nicht beabsichtigte, sie auf seine Kosten die Pariser Kurtisane spielen zu lassen. Höchste Zeit, einmal deutlich zu machen, wer hier der Boss war!
Matthew verließ den Aufzug, suchte die Tür von Susannahs Suite und klopfte energisch an.
Susannah hörte das Klopfen und dankte insgeheim dem Schicksal in Gestalt des Zimmerservices.
„Moment bitte“, sagte sie fröhlich und sah ihre vier Begleiter an. „Meine Herren? Es ist jemand an der Tür.“
Niemand hörte sie. Was nicht verwunderlich war, denn das Model, der Rocksänger, der Schriftsteller und der Schauspieler sprachen alle gleichzeitig. Das taten sie nun
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