Julia Festival Band 86
Tages bei der Lektüre entspannen.“ Er nahm die Zeitschrift vom Tisch und hielt sie Matthew hin. „Sieh dir erst einmal richtig an, was Susie auf die Beine gestellt hat, bevor du es zerreißt!“
„Ich habe es gesehen“, sagte Matthew kühl. „Du brauchst mir damit nicht vor der Nase herumzuwedeln. Wer hat eigentlich die Models ausgewählt? Vor allem die Frau?“
Sein Bruder betrachtete das Foto anerkennend. „Keine Ahnung, aber irgend ein Bursche mit einem guten Geschmack für Bräute.“
„Geschmack? Dieses dürre Model könnte Werbung für Bulimie machen! Und dann dieses leere Lächeln und diese gebleichte Mähne, die vermutlich vor Haarspray steht.“
„Andererseits gleicht sie aufs Haar den sechs oder sieben Bräuten, mit denen du zuletzt ausgegangen bist“, bemerkte Joe amüsiert.
„Bist du verrückt? Ich gehe nie mit solchen …“ Er verstummte und atmete tief ein. „Für die Januarausgabe erwarte ich ein besseres Titelfoto.“
„Was immer du sagst, Boss“, antwortete Joe gelassen, bevor er, leise vor sich hin pfeifend, das Büro verließ.
Zwei Tage darauf saß Matthew abends mit Phoebe Anson an einem Tisch in einer Bar. Phoebe, ein Model, das auf eine Karriere als Schauspielerin hoffte, galt als seine neueste Flamme. Sie war schlank, blond und atemberaubend – oder mager, herausgeputzt und etwa so echt wie eine Puppe.
Matthew konnte sich nicht entscheiden. Er hatte auch an diesem Abend Probleme, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Phoebe erzählte ihm gerade irgendetwas von einem Werbespot, für den sie vorgesprochen hatte.
„Es geht um die Rolle dieser niedlichen kleinen Emmy. Emmy, die Elfe, weißt du? Die unter dem Spülbecken wohnt, ja? Wenn man das Putzmittel ‚Elfenblank‘ kauft, nicht wahr?“
Matthew nickte und sagte sich, dass die Art, wie Phoebe jeden Satz zu einer Frage umformte, nicht nervtötend, sondern eine süße Eigenart sei. Phoebe war wunderschön und genau sein Typ, oder etwa nicht? Sie war locker und amüsant. Ja, er würde ihr zweieinhalb, nein, drei Herzen geben …
Verdammt! Das wurde allmählich bei ihm zu einer fixen Idee. Seit seiner Rückkehr aus New York hatte er jede Frau, mit der er ausgegangen war, einem solchen Check unterzogen und einen Vergleich angestellt mit … Es war lächerlich! Jeder vernünftige Mann hätte Phoebe zehn Herzen zugesprochen, und er saß diesem zauberhaften Geschöpf gegenüber und demaskierte es systematisch. Lag es an ihm? Wurde er mit seinen dreißig Jahren allmählich zynisch? Oder lag es an den Frauen? Waren sie weniger begehrenswert?
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Jetzt hatte er sich schon bei Phoebe angesteckt und dachte nur noch in Fragen!
Wem wollte er eigentlich etwas vormachen? Susannah war der Grund, warum er die Gesellschaft keiner anderen Frau mehr genießen konnte. Susannah, die stets bereit war, über alles und jedes zu streiten. Susannah, die sogar in Jeans und Sweatshirt sexy aussah. Susannah, die keine falschen Wimpern und keine ganze Farbpalette brauchte, um schön zu sein. Susannah, die diesen Sam oder diesen Tom niemals so geküsst haben konnte, wie sie ihn geküsst hatte, denn dann hätten die beiden sie niemals wieder gehen lassen.
„Matthew? Dein Handy klingelt, oder?“
Matthew schreckte aus seinen Gedanken auf und blickte in Phoebes große schokoladenbraune Augen. Er erwiderte ihr süßes Lächeln und zog sein Handy aus der Tasche.
Es war Joe. „Störe ich dich bei etwas, bei dem ich nicht stören sollte?“, fragte er scheinheilig.
Matthew beobachtete, wie Phoebe die Cocktailkirsche aus ihrem Drink angelte und sich genüsslich in den Mund steckte. „Noch nicht. Was gibt’s?“
„Ich dachte, du wolltest es gern sofort erfahren, dass das Geschäft in Connecticut jetzt unter Dach und Fach ist.“
„Großartig. Sonst noch etwas?“
„Nun ja, vor einigen Tagen kam etwas aus New York, was dich vielleicht auch interessieren könnte.“
Matthew seufzte. „Besser spät als gar nicht, ja? Also?“
„Susannah rief mich an und bat mich, ihr eine größere Summe zu bewilligen.“ Joe nannte den Betrag, und Matthew pfiff leise.
„Will sie sich eine Insel kaufen?“, fragte er und lächelte Phoebe zu, die kokett mit den Wimpern klimperte.
„Wie es aussieht, hat sie da diese Wahnsinnsidee …“
Matthew lauschte schweigend den Ausführungen seines Bruders, bis er derart kochte, dass er das Gefühl hatte, jeden Moment hochgehen zu müssen. Er bedeutete Phoebe, ihn einen
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