Julia Festival Band 86
Tun einfach nur mit kritischem Schweigen verfolgen. Nun aber, als sie ihm an dem Tisch in dem Straßencafé wütend gegenüberstand, wankte ihr Vorsatz. „Sie machen einen Fehler, Mr. Romano“, sagte sie eisig. „Sie können Befehle geben, so viel Sie wollen, aber Sie ziehen die ganze Sache hier falsch auf.“
Das gesamte Team, das in Hörweite stand, horchte auf.
„Einen Moment, Miss Madison …“
„Nein, einen Moment, Mr. Romano“, unterbrach sie ihn scharf. Aber weil die Arbeit, in die sie alle schon so viel investiert hatten, nicht unter ihrem persönlichen Streit leiden sollte, machte sie ihm ein Zugeständnis. „Schön, vielleicht haben Sie recht, dass die Leserinnen nicht mich mit den vier ‚Sexy Boys‘ sehen wollen.“
„Vielleicht?“, fragte Matthew spöttisch.
„Aber irgendetwas, irgendjemand wollen sie sehen. Irgend ein Mädchen, das mit Zeke tanzt oder Bart tief in die Augen blickt.“
Matthew überlegte einen Moment. „Da könnte etwas dran sein.“ Für einen Moment glaubte Susannah, er würde sich bei ihr entschuldigen. Stattdessen aber wandte er sich an Claire. „Haben wir Kontakte zu französischen Model-Agenturen?“
Claire dachte nur kurz nach. „Ja, ich habe da einmal mit einer zusammengearbeitet.“
„Rufen Sie sie an, Claire, und bitten Sie sie, uns …“ Matthew sah die vier „Sexy Boys“, fragend an. „Na, Jungs? Blondinen? Brünette? Rothaarige? Wenn Sie irgendwelche Vorlieben haben, heraus damit!“
„Von jeder Sorte eine“, sagte Zeke lächelnd.
Alle außer Susannah lachten.
„Sie haben gehört, was der Mann gesagt hat, Claire“, sagte Matthew. „Allerdings bitten Sie um zwei von jeder Sorte, damit wir uns die Besten aussuchen können.“
Es wurde Nacht in Paris. Susannah stand, frisch geduscht, in einem Morgenmantel aus pinkfarbener Seide am Fenster ihres Salons und prostete mit ihrer Diät-Cola den Lichtern der Stadt zu.
Es war ein langer, anstrengender Tag gewesen. Morgen würden die vier Teilnehmer der Endausscheidung und die französischen Models zu Fotoaufnahmen nach Versailles fahren.
Matthew hatte ihr zunächst großzügig angeboten, die Auswahl der Models zu treffen.
„Unsinn, Mr. Romano“, hatte sie lächelnd geantwortet. „Sie sind der Experte für Blondinen, und ich bin sicher, dass Sie auch mit Brünetten und Rothaarigen zurechtkommen, wenn Sie sich anstrengen. Ich werde einfach dabeisitzen und mir Notizen machen.“
Eine Blondine namens Yvette hatte den Reigen der Schönen eröffnet, gefolgt von Yvonne, Clara, Claudette und so weiter. Matthew hatte all seinen Charme spielen lassen, Susannah hatte sich bemüht abzuschalten. Ihr Urteil wurde nicht gebraucht, Matthew war ganz in seinem Element. Sollte er die Gewinnerinnen herausgreifen.
Oder die Gewinnerinnen ihn. Die letzte Kandidatin, wiederum eine Blondine mit großen veilchenblauen Augen, hatte „Monsieur“, vorgeschlagen, das Gespräch später am Abend in ihrer Wohnung fortzusetzen …
Susannah wich vom Fenster zurück. Wahrscheinlich war Matthew jetzt genau da und feierte auf seine Art. Alle anderen waren zum Essen ausgegangen. Claire hatte sie gefragt, ob sie nicht mitkommen wolle – wegen Matthew brauche sie sich keine Gedanken zu machen. Der habe sich entschuldigt.
Natürlich. Warum sollte er den Abend streitend mit ihr verbringen, wenn er dieses verlockende Angebot von Claudette oder Yvonne oder wem auch immer hatte?
Matthew konnte tun, was er wollte, mit wem er wollte. Es konnte ihr egal sein. Er war ihr Arbeitgeber, sonst nichts.
Susannahs Augen füllten sich mit Tränen, die sie ärgerlich fortwischte. Was gab es da zu weinen? Sie war in ihrer Karriere weit vorangekommen. Genau das hatte sie sich doch immer erträumt! Es klopfte an der Tür. Das war sicher Claire. Die Freundin meinte es ja gut, aber warum konnte sie kein Nein akzeptieren?
Susannah rang sich ein Lächeln ab und öffnete die Tür.
„Claire, ich habe heute Abend wirklich keine …“
Es war nicht Claire, sondern Matthew. Er sah umwerfend aus in einem dunklen Anzug und mit einem Blumenstrauß in der Hand.
Blumen? Für sie? Ihr Herz klopfte schneller.
„Susannah? Alles in Ordnung?“, fragte er höflich.
„Ja, bestens“, antwortete sie gespielt fröhlich.
„Haben Sie geweint?“
„Ich? Unsinn! Ich habe gerade geduscht und etwas Shampoo in die Augen bekommen.“
„Ach so.“ Er blickte auf die Uhr. „Darf ich hereinkommen? Nur für eine Minute. Ich habe … noch eine Verabredung.“
Der
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