Julia Festival Band 86
wie Jimmy auch, dass Sie das ursprünglich anders geplant hatten.“
„Nun ja, das hatten wir. Wir haben viele Tage damit zugebracht, das zu organisieren, was Sie in einem Nachmittag auseinandergerissen haben … aber machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Sie sind schließlich Romano, der Allmächtige.“
„Suze!“, flüsterte Claire warnend. Susannah überhörte es.
„Machen Sie sich deshalb keine Sorgen, dass ich auf keinem der Fotos bin oder wegen der unzähligen Stunden, die wir darauf verbracht haben, dieses Wochenende vorzubereiten. Befreien Sie Ihren Geist von allen Sorgen.“ Sie lächelte ihn strahlend an. „Sie haben doch Geist, Mr. Romano, oder?“
Das hatte gesessen, wie sie voller Genugtuung bemerkte. Claire schnappte hörbar nach Luft, und Matthew wurde blass vor Wut.
„Sie hat es nicht so gemeint“, sagte Claire rasch.
„O doch, das hat sie“, widersprach Matthew erstaunlich ruhig. „Aber ich kann ihren Ärger verstehen. Miss Madison hat diese … Übung schließlich mit größter Sorgfalt geplant. Ein Wochenende in Paris mit den vier … ‚Sexy Boys‘, wie Miss Madison die Teilnehmer der Endrunde so charmant betitelt hat. Und Miss Madison würde eine luxuriöse Hotelsuite samt ihrer ganz persönlichen Herrenriege haben, alles auf meine Kosten.“
„Bezahlt aus meinem Etat!“, widersprach Susannah heftig. „Und das alles ist eine notwendige Kampagne für ‚CHIC‘.“
„Notwendig?“, wiederholte Matthew spöttisch.
„Ja, notwendig!“ Susannah schob ihren Stuhl zurück und stand auf. „Wir haben für dieses Wochenende und die Wahl des Mannes mit dem meisten Sex-Appeal schon seit geraumer Zeit Werbung gemacht. Wie können Sie unterstellen, ich hätte das alles nur zu meinem persönlichen Vergnügen inszeniert?“
Matthew begriff es selber nicht, als er jetzt in Susannahs schönes, empörtes Gesicht blickte. Sie hatte natürlich recht. Dieses Wochenende in Paris hatte nichts mit Vergnügen zu tun, sondern war harte Arbeit. Er hatte sich das immer wieder ins Gedächtnis gerufen, während das „CHIC“-Team von einem Aufnahmeort zum anderen marschiert war und er beobachtet hatte, wie Susannah immer wieder geschminkt und frisiert wurde.
Susannah, wie sie auf den Stufen der L’Opera in die Kamera lächelt, während sich die vier „Sexy Boys“, wie die hungrigen Piranhas um sie scharen. Die fröhlich lachende Susannah an einer Metro-Station, als Alejandro sie auf seinen Armen herumwirbelt. Susannah im plüschigen Foyer des Le Grand Palais, eingerahmt von Zeke und Bart, die ihr einen Kuss auf die errötenden Wangen drücken.
Spätestens an diesem Punkt war Matthew klargeworden, dass er diesem Spiel ein Ende setzen musste, wenn er nicht verrückt werden wollte. Er konnte es einfach nicht ertragen, noch länger zuzusehen, wie Susannah mit diesen vier Prachtjungs lachte und flirtete. Also hatte er eine, wie er meinte, sehr elegante Lösung gewählt.
Er hatte das gesamte Team in Susannahs Suite, der „Redaktionssuite“ wie er sie lieber nannte, zusammengetrommelt und ihnen in besorgtem Ton dargelegt, dass die „CHIC“-Redaktion in der Planung der Reportage einen verhängnisvollen Fehler gemacht habe. Die Leserinnen würden sich keineswegs mit Susannah identifizieren, wenn sie Susannah auf den Fotos mit den „Sexy Boys“, sehen würden, sondern sich betrogen fühlen. Als hätte Susannah ihnen ihren Traum gestohlen. Oh, er hatte klug und gewandt argumentiert, bis ihm schließlich alle – von Claire über den Fotografen bis hin zur Friseuse – beigepflichtet hatten.
Und Susannah? Was war ihr anderes übriggeblieben, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen? Sonst hätte man ihr noch gekränkte Eitelkeit unterstellt. Dabei war das ihr geringstes Problem! Im Gegenteil, in diesem Punkt war Matthews Entscheidung für sie sogar eine Erleichterung gewesen. Sie war es nicht gewöhnt, vor der Kamera zu posieren. Die vier kameraerprobten Jungs waren zwar wirklich geduldig und nett gewesen, netter als Susannah es erwartet hatte, trotzdem hatte sie das Blitzlichtgewitter gehasst.
Mehr noch allerdings hasste sie Matthew. Sie kaufte ihm den angeblichen Grund für seine Anwesenheit in Paris nicht ab. Warum war er wirklich gekommen? War er tatsächlich überzeugt, dass dieses Vorhaben eine Nummer zu groß für sie sei? Oder wollte er einfach nur ihre Autorität untergraben?
Sie hatte sich vorgenommen, ihn das nicht zu fragen und nicht klein beizugeben. Stattdessen wollte sie sein
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