Julia Festival Band 86
natürlich nicht. Was, meinten Sie, wollten Sie machen? Eier und Speck?“
„Ja, wenn es Ihnen recht ist.“
„Sicher, das wäre prima.“ Er beobachtete, wie sie – vermutlich auf der Suche nach einer Pfanne – einen Schrank nach dem anderen öffnete.
Die Wangenknochen. Der Duft. Das Haar. Der Mund. Und jetzt auch noch die Schuhe.
Aber zwei plus zwei ergab nicht zwangsläufig vier. Das hatte er auf dem Weg zur ersten Million gelernt. Doch er hatte auch noch etwas anderes gelernt: Wenn man Zweifel hatte, war es ratsam, sich zurückzulehnen und die Dinge zu beobachten. Genau das würde er tun.
Lucinda hatte die Pfanne inzwischen gefunden. Sie stellte sie auf den Herd und legte einige Streifen Speck hinein.
„Sie müssen das Gas andrehen“, sagte er, denn selbst ihm war klar, dass der Speck nicht von allein briet.
„Oh, ich weiß“, erwiderte sie, ohne sich zu ihm umzuwenden. „Ich habe so einen Herd nur noch nie gesehen.“
Das war gut möglich. Er war wirklich ein hochmodernes Ungetüm, und wenn seine Köchin nicht technisch begabt war, konnte sie tatsächlich Probleme haben, ihn zu bedienen. Also erklärte er ihr freundlich, welche Knöpfe sie betätigen musste, und sie bedankte sich.
Aufmerksam verfolgte er dann, wie sie eine Schüssel nahm, ein Ei am Rand aufschlug und hineingab. „Manchmal ist es wie verhext“, meinte er, als ihr vom nächsten der größte Teil auf die Arbeitsfläche tropfte.
„Ja.“ Sie schlug ein weiteres auf. Ein Stück Schale fiel ihr in die Schüssel, das sie sogleich vorsichtig herausnahm.
Joe verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie wär’s mit Kaffee?“
„Kaffee?“
„Ja. Das ist dieses koffeinhaltige schwarze Getränk, das morgens die Lebensgeister weckt.“
Lucinda blickte zu den beiden Maschinen, die nebeneinander auf dem Frühstückstresen standen. Die eine war eine normale Kaffeemaschine, die andere ein Multifunktionsgerät. „Ist Ihnen Filterkaffee recht?“
„Ein Cappuccino wäre mir lieber.“
„Cappuccino.“
„Ja.“ Als er sah, wie sie mit einem Finger die Espressomaschine berührte und dann die Dampfdüse anfassen wollte, fügte er schnell hinzu: „Andererseits können wir auch einen Filterkaffee trinken.“
Sie seufzte erleichtert, tat Wasser und Kaffee in die Kaffeemaschine und sah Joe dann an. Seine Miene wirkte angespannt. „Wie hätten Sie die Eier gern? Als Rührei?“
„Ich ziehe Spiegeleier vor.“
Er klang irgendwie selbstgefällig. Glaubte er etwa, sie könnte keine Spiegeleier braten? Allerdings war es gut, dass er sie nicht von beiden Seiten gebraten haben wollte. Denn Eier zu wenden, ohne die Dotter zu beschädigen, war zumindest ihr ein Ding der Unmöglichkeit.
„Und bitte von beiden Seiten gebraten, Lucy.“ „Lucinda“, verbesserte sie ihn unwillkürlich und merkte entsetzt, dass ihre Stimme bebte. „Gewiss, Sir.“ „Joe.“ Er lächelte sie an. „Und wenn ich eins hasse, dann beschädigte Dotter.“
Und wenn ich eins hasse, dachte Lucinda grimmig, dann arrogante, sich trügerisch sanft gebende Männer. „Kein Problem, Mr. Romano“, erwiderte sie und wartete einen Moment, dass er sie korrigierte, doch er tat es nicht. „Bei mir gehen die Dotter nie kaputt.“
Was für eine Lüge! Sie waren ihr bislang immer zerlaufen. Aber heute werden sie es nicht, nahm sie sich vor. Ihr neuer Boss war raffiniert. Auch wenn er gesagt hatte, dass seine Großmutter sie eingestellt hätte, unterzog er sie doch gerade einer Prüfung.
„Wissen Sie was, Lucy?“
„Lu…“
„Ich kümmere mich um den Toast.“
„Das ist nicht nötig.“
„Doch.“
Joe stand auf und ging so dicht an ihr vorbei, dass er sie streifte. Wieso muss das in dieser riesigen Küche sein?, dachte sie empört.
„Wenn ich den Toast mache, können Sie sich ganz auf die Eier konzentrieren.“
Lucinda nickte. Sie holte eine zweite Pfanne, gab etwas Butter hinein und wartete, dass diese zerlief. Es schien endlos zu dauern, vor allem als Joe sich neben sie stellte.
„Sie … können sich ruhig wieder setzen, Sir.“
Joe lächelte sie an. „Danke“, erwiderte er, während er sich gegen den Tresen lehnte. „Aber ich bleibe lieber hier. Es ist faszinierend, einen Profibei der Arbeit zu beobachten.“ Er warf einen Blick auf die Pfanne. „Die Butter wird schon braun.“
Entsetzt nahm sie die Schüssel mit den Eiern und leerte sie in die Pfanne. „Ich lasse sie immer etwas braun werden. So bekommen die Eier einen pikanten
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