Julia Festival Band 86
Scherz gewesen sei, sie es aber nicht vergessen solle, denn wenn sie sich wieder einmischte …
Und das wird sie, dachte er. In einer Woche gehörte die ganze Sache der Vergangenheit an, und in einem Monat würde sie etwas Neues aushecken.
„Joseph?“
Er atmete tief durch. „Nein, es war kein Scherz“, antwortete er bedächtig. „Ich werde Lucinda heiraten.“
Starr blickte Nonna ihn an und fasste sich ans Herz. „Nein“, flüsterte sie. „O Joseph, mio ragazzo, nein.“
„Doch“, entgegnete er höflich. „Überleg mal, Nonna, und dann wirst auch du finden, dass sie die perfekte Frau für mich ist.“
„Sie?“ Kurz sah sie in Lucindas Richtung. „Aber sie ist keine Italienerin und kann nicht kochen.“
„Das kann sie lernen“, erklärte er lächelnd. „Und ihre Talente im Umgang mit Männern … Du musst zugeben, Nonna, dass eine Frau, die es versteht, einen Mann glücklich zu machen, eine ausgesprochene Bereicherung ist.“
„Sind Sie beide verrückt? Ich will keine Bereicherung sein! Ich werde Ihren Enkel nicht heiraten, Mrs. Romano. Ist das hiermit klar?“
„Zumindest stimmen wir in einem überein. Mein Joseph verdient etwas Besseres.“
„Ihr Joseph verdient einen ordentlichen Tritt. Er ist ein schrecklicher Mensch.“
„Er ist ein Heiliger.“
„Er ist ein Mistkerl.“
„Er ist mein Herzensjunge.“
„Er ist der leibhaftige Teufel.“
„Joseph“, flehte Nonna leise, „du wirst sie nicht wirklich … Oh, ich kann das Wort nicht aussprechen.“
Aufmerksam sah Joe sie einen Moment an. Ihre Stimme hatte zwar gebebt, doch ihre Gesichtsfarbe war normal, und die Hand auf ihrer Brust zitterte kein bisschen. Ihre Gefühle waren verletzt, das war alles.
Gut, dachte er kühl, zog Lucinda zu sich und hielt sie fest, sosehr sie sich auch wehrte.
„Würde ich in dieser Angelegenheit scherzen?“
„Das hoffe ich.“
„Nonna“, erwiderte er mit einem zerknirschten Lächeln, „ich bin enttäuscht über deine Haltung meiner Braut gegenüber.“
Nonna stöhnte auf, und Lucinda rang hörbar nach Atem.
„Joseph, ich weiß, du bist traurig, aber du kannst das nicht ganz ernst meinen. Du kannst unmöglich eine solche Frau heiraten.“
„Nein, das kann er nicht“, sagte Lucinda bissig und verstummte. Finster sah sie Nonna an. „Was soll das heißen? Er kann keine ‚solche Frau‘ heiraten? Ich bin eine feine, anständige Frau und viel zu gut für Ihren grässlichen Enkel.“
„Mein Joseph ist ein wunderbarer Mann“, erklärte Nonna leidenschaftlich. „Er verdient eine richtige Frau und keine … keine …“
„Ich bin eine richtige Frau.“
„Sie mögen Männer.“
„Ja, das tue ich. Das heißt nein. Zumindest nicht so, wie Sie es meinen.“
„Sie können nicht kochen. Und Sie sind keine Italienerin.“
„Ich habe ein Zeugnis von einem Kochinstitut. Und was ist so ungewöhnlich daran, Italienerin zu sein?“ Finster blickte Lucinda ihn an. „Lassen Sie mich los, verdammt noch mal.“
Nonna bekreuzigte sich. „Sie flucht“, flüsterte sie. „O Joseph, sag mir, dass du das nicht machst.“
Joe ließ Lucinda los und sah seine Großmutter an. Sollte er sie jetzt von ihrer Qual erlösen? Aber sie hat mir einen entsetzlichen Vormittag beschert, dachte er mit knurrendem Magen. Er hatte noch immer nichts gegessen. Seine Küche glich einem Schlachtfeld und wäre fast abgebrannt. Das Schlimmste war jedoch, dass er sich zum Narren gemacht hatte, indem er sich zu dem kurzen, heißen Flirt mit Lucinda hatte verleiten lassen. Auch das war eigentlich Nonnas Schuld, denn sie mischte sich immer wieder in sein Liebesleben ein. Nein, es war noch zu früh, Erbarmen mit ihr zu haben.
„Du wolltest, dass ich eine Frau finde“, erwiderte er ruhig.
Nonna trocknete sich mit dem Schürzenzipfel die Augen und blickte ihn flehentlich an. „Ich weiß, Giuseppe. Aber nicht eine Frau wie sie.“
„Eine Frau wie sie?“, wiederholte er unschuldig und sah sich um. Die Haustür war offen, und Lucinda war gegangen.
Joe fluchte leise und küsste Nonna auf die Stirn. Er sagte ihr, sie solle sich schon einmal auf die niedlichen Enkel freuen, die bald an ihren Rockschößen hingen, und auch darauf, seine Familie zu bekochen, denn seine Frau würde wohl nie ein richtiges Essen zustande bringen.
Ihr gepeinigter Aufschrei hätte ihn fast Erbarmen mit ihr haben lassen. Aber dann erinnerte er sich an Maria Balducci und die anderen Frauen und beschloss, Nonna noch nicht von ihrer Qual zu
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