JULIA FESTIVAL Band 89
dadurch, dass diese Treffen eher Cocktailpartys glichen als einer Informationsveranstaltung. Mac hasste Cocktailpartys.
Die Treffen fanden im Rathaus statt, und als Mac die Häppchen auf den Tellern sah, wünschte er sich sofort ein kühles Bier und eine saftige Pizza. Eine vierköpfige Band sorgte für die musikalische Untermalung, die so laut war, als wollten die Musiker mit Absicht jede Unterhaltung unmöglich machen.
Wenigstens funktionierte die Klimaanlage. Es war angenehm kühl, obwohl es draußen selbst zu dieser Zeit noch unglaublich schwül war.
Trotz der Hitze hatte sich die gesamte High Society des South Village hier versammelt und plauderte. Mac entdeckte bei seiner Ankunft sofort drei Stadträte, den Polizeichef und die Bürgermeisterin. Dann bahnte er sich einen Weg quer durch die Halle.
Die Menge hatte sich aus gutem Grund versammelt. Hier ging es um Geschäfte, und das war im South Village schon immer ein Thema gewesen, das man sehr ernst nahm. Außerdem dienten diese Treffen jedoch noch einem anderen Grund – sie waren eine Kontaktbörse für Singles.
Spöttisch lächelnd blickte Mac sich um. Stimmt, dachte er, überall Leute ohne festen Partner. Es gab viele junge Frauen aus bester Familie mit gierigem Blick, die durch die Menge zogen und sich nach geeigneten Kandidaten umsahen. Sie suchten Männer, die auf den kleinsten Wink ihrer sorgfältig manikürten Finger reagierten. Diese Männer mussten einen guten Namen haben und ein dickes Bankkonto, das den Frauen ein sorgloses Leben bescherte.
Mac kannte sich da aus. Schließlich hatte er auf einem solchen Treffen ein paar Geschäfte tätigen wollen, als seine Exfrau ihn sich geangelt hatte. Sie hatte bei seinem Namen gleich das große Geld gewittert und nicht damit gerechnet, dass ihm seine Unabhängigkeit mehr bedeutete als ein Leben im Reichtum, das seine Familie ihm ermöglichen konnte.
Auch heute noch fand Mac es beschämend, wie leicht es ihr gefallen war, ihn zu ködern. Sie musste nur lächeln und sich ein paar Mal durch das perfekt frisierte Haar streichen, und schon war er ihr verfallen.
Diese verdammten Erinnerungen!
Er verdrängte die Gedanken an die Vergangenheit, setzte ein Lächeln auf und kämpfte sich weiter durch die Menge. Er hatte den festen Vorsatz, nett zu sein und sich unter die Menge zu mischen.
Eine Stunde später war Mac davon überzeugt, seine Pflicht erfüllt zu haben. Er hatte mit den wichtigsten Entscheidungsträgern geplaudert. Beispielsweise mit der Bürgermeisterin Isabel W. Craftsman, die für ihren rücksichtslosen Ehrgeiz bekannt war. Dennoch waren sich alle einig, dass sie für die Stadt mehr erreicht hatte als jeder andere Bürgermeister zuvor. Auch mit dem Stadtrat Daniel Oberman, der früher einmal selbst ein Bauunternehmen geleitet hatte, jetzt aber mit vollem Einsatz die Renovierungsprojekte vorantrieb, hatte Mac gesprochen und mit verschiedenen anderen.
Kein Wunder, dass er jetzt Kopfschmerzen hatte. In dieser Woche hatte er schwer gearbeitet, und deshalb beschloss er, in ein paar Minuten mit einem höflichen Lächeln zu verschwinden.
Und das hätte er bestimmt getan, wenn er Taylor Wellington nicht gesehen hätte, die Frau, die ihm im Moment das Leben zur Hölle machte.
Sie trug ein glänzendes hellblaues Kleid mit Spaghettiträgern, das ihre Schenkel nur halb bedeckte. Ihre nackten Beine waren gebräunt und noch länger, als Mac sie in Erinnerung hatte. Im Augenblick wurde Taylor von einer Gruppe von Frauen umringt, die alle aussahen, als wäre es ihr höchstes Ziel im Leben, sich für solche Anlässe zurechtzumachen. Jede von diesen Frauen hätte auf das Titelbild einer Zeitschrift gepasst, doch in Macs Augen sahen sie alle wie Plastikpüppchen aus, Taylor eingeschlossen.
Dann hob sie den Kopf und blickte ihm in die Augen. Und innerhalb eines Wimpernschlags bekam ihr kühler Blick einen Ausdruck, den man nur als leidenschaftlich bezeichnen konnte. Das passierte so schnell, dass Mac schon glaubte, er hätte es sich bloß eingebildet.
Dieser Blick traf ihn mitten ins Herz. Es war gleichzeitig quälend und unglaublich schön. Aber wie kam sie dazu, ihn so anzusehen?
Taylor blickte ihm weiter in die Augen, obwohl die Leute um sie herum mit ihr sprachen, sie anlächelten und ihr im Vorbeigehen zunickten. Sie schien völlig unberührt von dem, was um sie herum vorging. Doch dann war der Moment vorbei, und ihr Blick wurde wieder so kühl, als sei nichts geschehen.
Ihre Gedanken und Gefühle
Weitere Kostenlose Bücher