JULIA FESTIVAL Band 97
schlecht, aber nicht so gut wie in einem Mercedes.“
Ironisch verzog ihr Großvater das Gesicht. „Na, damit hast du mich in meine Schranken gewiesen, stimmt’s?“
„Nein.“ Sie merkte nicht, dass er sie nur aufzog. „Aber Milos hat mir angeboten, mich mitzunehmen.“
„Mr. Stephanides“, verbesserte Helen sie.
„Sie kann ruhig ‚Milos‘ zu mir sagen“, klärte Milos sie auf. „Also, was meinst du, Sam? Helen?“
Maya stieß einen ungeduldigen Laut aus. „Du willst dich doch nicht allen Ernstes mit einem Kind beschäftigen, Milos“, rief sie dann. „Habe ich recht, Sam?“, fügte sie an ihren Mann gewandt hinzu.
„Das muss Milos selbst wissen“, erklärte dieser. „Helen?“
Helen war klar, dass sie Milos kaum verbieten konnte, in die Nähe ihrer Tochter zu kommen, ohne es zu begründen. Die anderen dachten, sie würde sein Angebot nur aus Höflichkeit ablehnen. Dabei hatte sie Angst davor, er könnte herausfinden, wer Melissa war.
„Ich …“
„Das wäre dann ja erledigt“, verkündete Melissa triumphierend und sah Milos an. „Können wir heute fahren?“
„Von mir aus.“ Er runzelte die Stirn. „Hättest du Lust, mit nach Vassilios zu kommen? Das ist mein Haus. Ich habe einen Pool. Und Pferde. Wahrscheinlich wirst du auch Rhea, meine Schwester, kennenlernen. Sie ist gerade bei meinen Eltern zu Besuch, verbringt aber wegen des Pools mehr Zeit bei mir. Sie ist nicht viel älter als du.“
„Wie alt ist sie denn?“, fragte sie prompt, woraufhin Helens Herz einen Schlag aussetzte.
„Achtzehn“, antwortete Milos lässig, ohne Helens Anspannung zu bemerken. Und bevor Melissa sagen konnte, wie alt sie war, fügte er hinzu: „Deine Mutter kann uns gern begleiten.“
„Eigentlich wollte ich den Nachmittag mit Helen verbringen“, verkündete Sam daraufhin. „Wir haben seit ihrer Ankunft noch nicht viel Zeit miteinander verbracht, und ich möchte ihr gern unseren Betrieb zeigen.“
Unter anderen Umständen wäre sie seinem Wunsch sehr gern nachgekommen. Nun sagte sie allerdings mehr aus Pflichtgefühl zu, während Melissa Milos begeistert zu seinem Wagen folgte.
„Keine Sorge“, bemerkte Sam, nachdem die beiden weggefahren waren.
„Sie weiß gar nicht, was für ein Glück sie hat“, erklärte Maya mit dem für sie typischen Unterton in der Stimme. „Milos ist ein vielbeschäftigter Mann. Wäre er nicht mein Cousin, hätte er sich die Mühe wohl nicht gemacht.“
„Ich glaube, er mag Melissa“, warf ihr Mann ein und schenkte Helen ein Lächeln, das sie erwiderte. „Warum auch nicht? Ihr Äußeres ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber sie ist eine starke Persönlichkeit. Und Milos findet es bestimmt schade, dass er keine eigenen Kinder hat.“
„Haben seine Frau und er denn keine bekommen?“, erkundigte sie sich neugierig, woraufhin Maya einen spöttischen Laut ausstieß.
„Eleni?“, meinte sie verächtlich. „Diese Frau wollte ihre Figur nicht mit einer Schwangerschaft ruinieren.“ Sie schüttelte den Kopf. „Milos hätte sie nie geheiratet, wenn sein Vater nicht gewesen wäre.“
„Es … es war also keine Liebesheirat?“ Helen war sich durchaus bewusst, dass sie Mayas Misstrauen erregte, wenn sie so viel Interesse an Milos zeigte.
Maya schien es allerdings nicht zu merken. „Wie naiv bist du eigentlich, Helen? Aristoteles, Milos’ Vater, wollte eine Geschäftsverbindung mit Andreas Costas eingehen. Die Heirat seines Sohnes mit Eleni Costas war genau das Druckmittel, das er brauchte.“
Während Helen schweigend über ihre Worte nachdachte, umfasste Sam ihren Arm. „Komm, fahren wir, Liebes“, sagte er. „Es sei denn, es ist dir zu heiß. Der Jeep hat leider keine Klimaanlage“, fügte er hinzu und verzog das Gesicht. „Aber ich mache die Fenster auf.“
Zuerst besichtigten sie die Weinkellerei, wo Sam Helen einigen seiner Mitarbeiter vorstellte. Außerdem zeigte er ihr, wie er sich die natürlichen Gegebenheiten der Insel zunutze gemacht und einige der Höhlen als Lager für die Weinflaschen umfunktioniert hatte. Sie fand es angenehm, in den kühlen Gängen zwischen den Regalen umherzugehen.
„Noch ist es ein ziemlich kleiner Betrieb“, sagte Sam. „Die meisten Weinkellereien hier stellen nur für den Bedarf auf der Insel her. Das tun wir natürlich auch, aber wir verhandeln momentan mit einer Supermarktkette, sodass wir vielleicht auf dem Festland Fuß fassen und expandieren können.“
Helen sah ihn an. „Es macht dir Spaß,
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