JULIA FESTIVAL Band 97
Verdammt, er verletzte sich selbst, allerdings auf eine ganz andere Weise! „Ich bin nicht wie du.“
„Oh doch, das bist du“, entgegnete er schroff. „Ich habe ja keine Ahnung, wie dein Mann war, aber damals hat es dich nicht gekümmert, wer ich bin.“
„Weil ich dich nicht kannte“, rief Helen. „Und rede nicht von Richard. Er … er war ein anständiger Kerl.“
„Deine Tochter behauptet etwas anderes“, erklärte er. „So wie ich es verstanden habe, war er nicht gerade ein Musterknabe. Warum hast du ihn geheiratet, Helen? Hast du ihn wirklich geliebt? Oder wolltest du nur nicht, dass deine Mutter von deinen Männergeschichten erfährt?“
„Du Mistkerl!“
Milos war klar, dass sie ihn am liebsten geschlagen hätte. Einen Moment lang blickte sie ihn nur starr an, und obwohl die Feindseligkeit zwischen ihnen beinahe spürbar war, entdeckte er noch etwas anderes in ihren veilchenblauen Augen. Helen wollte sich aus seinem Griff befreien, schaffte es jedoch nicht, und ihre Körperwärme ließ heißes Verlangen in ihm auflodern.
„Hast du wirklich geglaubt, wir könnten uns gleichgültig begegnen?“, fragte er schroff. Am liebsten hätte er sie noch enger an sich gezogen.
„He, was ist hier los?“
Der Klang von Melissas Stimme brachte Milos unvermittelt auf den Boden der Tatsachen zurück. Sofort ließ er die Hand sinken und wich zurück. Er hatte ganz weiche Knie.
„Melissa“, grüßte er und stellte erstaunt fest, wie beherrscht er dabei wirkte. „Deine Mutter … hatte etwas im Auge, und ich habe versucht, es zu entfernen.“
4. KAPITEL
Schließlich ließ Milos sich doch überreden, zum Mittagessen zu bleiben.
Helen hatte gehofft, er würde fahren, damit sie sich über ihre Gefühle klar werden konnte. Aus irgendeinem Grund hatte er jedoch nachgegeben, nachdem Maya ihn erneut eingeladen und Melissa sie bestärkt hatte.
Er ist ein Teufel, dachte Helen, während sie im Badezimmerspiegel ihr erhitztes Gesicht betrachtete. Sie hatte sich in ihre Suite geflüchtet und es Maya und ihrer Tochter überlassen, Milos zu unterhalten.
Allerdings war ihr klar, dass sie früher oder später wieder nach unten gehen und so tun musste, als wäre nichts passiert. Es war ihr nicht leichtgefallen, Melissa mit ihm allein zu lassen. Woher sollte sie wissen, was diese antworten würde, wenn man ihr persönliche Fragen über den Mann stellte, den sie für ihren Vater hielt? Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie Richard nicht sonderlich respektiert hatte.
Was Helen jedoch am meisten zu schaffen machte, war ihre Reaktion auf Milos. Sie hatte gespürt, dass er sie küssen wollte, und das Schlimme war: Sie hatte sich danach gesehnt.
Lieber Himmel, sie musste den Verstand verloren haben!
Das Mittagessen verlief nicht so schrecklich wie erwartet. Ihr Vater hatte sich auch dazugesellt, und Melissa war in seiner Gesellschaft viel umgänglicher. Helen hatte sie zwar nicht dazu bewegen können, statt Jeans eine ihrer Shorts zu tragen, aber wenigstens benutzte ihre Tochter jetzt keinen schwarzen Lippenstift mehr.
Außerdem war Helen froh darüber, dass Maya Milos den Platz zwischen Sam und sich zugewiesen hatte und er deshalb nicht mit ihr über persönliche Dinge sprechen konnte. Dennoch war sie sich ständig seiner Blicke bewusst.
Gerade als sie sich sicher wähnte, was Melissa betraf, wandte diese sich an ihn.
„Sind Sie mit dem Wagen da?“, erkundigte sie sich, während sie den Teller mit den Fleischspießen, die Maya mit Reis und Salat als Beilagen serviert hatte, beiseite schob und stattdessen zu den Loukoumades , kleinen Honigkugeln, griff. „Wie schnell ist er?“
„Auf der Insel? Nicht besonders schnell.“ Milos ließ den Blick zu Helen und dann wieder zu Melissa schweifen. „Frag doch deine Mutter, ob du eine Spritztour mit mir machen darfst. Dann zeige ich es dir.“
„Lieber nicht“, lehnte Helen ab. „Ich … Wir möchten dir keine Umstände machen.“
„Das ist kein Problem“, versicherte er gewandt, und Helen hätte am liebsten frustriert aufgeschrien, als ihre Tochter antwortete: „Siehst du, Mom? Wenigstens macht sich einer Gedanken darüber, ob ich meinen Spaß habe.“
„Oh, Melissa“, ließ sich nun Sam vernehmen. „Ich dachte, du wärst hier glücklich. Habe ich mich geirrt?“
Melissas blasse Wangen färbten sich ein wenig rot. „Nein“, erwiderte sie, offensichtlich bemüht, ihn nicht zu enttäuschen. „Ich meine, im Jeep durch die Gegend zu fahren ist nicht
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