JULIA FESTIVAL Band 97
keinen Mann zu haben. Das Gefühl kannte sie.
Im nächsten Moment kam Milos zu ihnen. Helen zuckte zusammen, als er sie ansprach, und wusste, dass Alex es merkte.
„ Kalispera , Helen“, begrüßte er sie lässig. „Du siehst gut aus.“
„Danke. Es geht mir auch gut“, erwiderte sie ein wenig gestelzt, konnte jedoch nicht anders.
Er betrachtete das halb leere Weinglas in ihrer Hand. „Kannst du deiner Stiefschwester nachschenken, Alex?“
„Oh, ich …“, protestierte sie, aber er hatte ihr das Glas bereits abgenommen und reichte es Alex.
Dieser wirkte ein wenig skeptisch, war allerdings zu höflich, um seinen Gast zu brüskieren. „Kanena provlima“, meinte er gut gelaunt und ging weg, nachdem er sich bei ihr entschuldigt hatte.
„Ich wollte nicht mehr trinken“, erklärte Helen angespannt. „Hör bitte auf, über meinen Kopf hinweg zu bestimmen.“
„Habe ich das getan?“ Milos hob sein Glas an die Lippen, sodass ihr Blick auf seinen schlanken, sehnigen Hals fiel. „Ich dachte, du wirst vielleicht etwas lockerer“, fuhr er fort, sobald er getrunken hatte. „Du bist sehr verkrampft.“
„Und wessen Schuld ist das?“
Er zog die Brauen hoch. „Du machst anscheinend mich dafür verantwortlich.“
„Wen sonst?“
„Und warum?“ Flüchtig betrachtete er ihre Lippen, woraufhin sofort Verlangen in ihr aufflammte. „Ich gebe zu, dass ich mich geschmeichelt fühle, aber da wir uns so gut kennen …“
„Das tun wir nicht“, entgegnete sie hitzig. „Wir … wir kennen uns kaum.“
„Oh, ich glaube doch.“ Nun sah er ihr in die Augen. Nach einer Pause fügte er hinzu: „Deine Tochter mag mich.“
Trotz der lauen Luft fröstelte Helen plötzlich. „Darauf brauchst du dir nichts einzubilden. Sie verkehrt mit den merkwürdigsten Leuten.“
„Ja, das hat sie mir erzählt.“
„Tatsächlich?“, fragte sie entgeistert.
„Auf dem Rückweg hatten wir eine sehr interessante Unterhaltung.“
Das war ihr natürlich klar gewesen, denn sie hatte das verschwörerische Lächeln bemerkt, das die beiden nach dem Aussteigen gewechselt hatten. Besorgt blickte sie Milos an. Er wirkte sehr selbstgefällig. Was hatte Melissa ihm erzählt?
„Wie lange schwänzt sie schon die Schule?“, erkundigte er sich schließlich unvermittelt.
„Woher weißt du …? Hat Melissa dir das gesagt?“
„Das brauchte sie nicht“, erwiderte er ausdruckslos. „Sie hängt mit irgendwelchen Losern herum. Also liegt es auf der Hand.“
Helen befeuchtete sich die Lippen. „Es sind nicht alle Loser“, begann sie, verstummte allerdings, als sie seinem wissenden Blick begegnete. „Na gut, sie hat die Schule geschwänzt, aber alle Teen… alle Kinder machen so eine rebellische Phase durch.“
„Für dich ist es also nur eine rebellische Phase?“
„Was sonst?“
„Es könnte der Beginn einer Loserkarriere sein“, erklärte er ungerührt. „Was für ein Vorbild war dein verstorbener Mann bloß? Deine Tochter glaubt, Erziehung sei nicht einmal den Versuch wert.“
Sie senkte den Kopf. „Ich habe dich nicht nach deiner Meinung gefragt.“
„Doch. Jedenfalls bekommst du sie umsonst.“
„Du meinst, du kannst es nicht lassen, dich in mein Leben einzumischen.“ Unbehaglich sah sie sich um. „Wo ist Alex?“
Milos zuckte die Schultern. „Er kommt gleich.“
Helen seufzte. „Gibt es hier keine Frau, die sich nach deiner Gesellschaft sehnt? Warum lässt du mich nicht in Ruhe?“
Nun lachte er humorlos. „Vielleicht ist es gut für mein Ego.“
Sie schüttelte den Kopf. „Was willst du wirklich, Milos? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir Spaß macht, auf mir herumzuhacken.“
Er beugte sich zu ihr herüber, und prompt wurde ihr heiß. „Wir müssen miteinander reden, Helen. Findest du nicht?“
Bei seinen Worten bekam sie weiche Knie. „Das tun wir doch.“
„Nicht so.“ Sein Blick war durchdringend. „Es gibt Dinge, die wir nur unter vier Augen besprechen können.“
„Was … was für Dinge?“
Unerwartet hob Milos die Hand und strich ihr über die nackte Schulter. „Oh, uns fällt sicher etwas ein“, sagte er leise. „Zum Beispiel, warum du bebst, wenn ich dich berühre.“ Langsam ließ er die Finger über ihren Arm gleiten und streichelte dann ihre Brust. „Oder warum du nicht schreist, obwohl ich mir Freiheiten herausnehme, die sich keine anständige Frau gefallen lassen würde.“
„Lass mich in Ruhe, Milos!“, brachte Helen hervor. „Bitte!“
„Das kann ich
Weitere Kostenlose Bücher