JULIA FESTIVAL Band 97
nicht“, antwortete er rau und streifte dabei mit den Lippen ihre Schläfe.
Sie war sicher, er würde sie gleich auf den Mund küssen, und schämte sich dafür, dass sie den Kopf in den Nacken legte. Dann wich er allerdings abrupt einen Schritt zurück. Als sie wieder klar denken konnte, bemerkte sie Melissa und Rhea auf der anderen Seite der Terrasse, die sie beobachteten. Deswegen hatte Milos sich also zurückgezogen.
Genau in dem Augenblick kehrte Alex mit ihrem Glas zurück. „Hier“, sagte er, und sie nahm es entgegen und leerte es in wenigen Zügen.
„Danke“, sagte sie anschließend. „Das habe ich gebraucht.“ Sollte Milos doch denken, was er wollte!
Zu ihrer Enttäuschung entschuldigte er sich allerdings kurz darauf und ließ sie allein, um Maya am Büfett zu begrüßen.
Nachdenklich blickte Alex ihm nach. „Anscheinend war er wütend. Hat er irgendetwas zu dir gesagt, was dich aufgeregt hat?“
„Mich?“, fragte Helen beinah schrill und riss sich sofort zusammen. „Nein. Wir … wir haben nur über alte Zeiten geredet.“ Zu spät wurde ihr bewusst, dass das nicht besonders klug gewesen war, denn Alex runzelte die Stirn.
„Ich wusste gar nicht, dass ihr alte Freunde seid“, bemerkte er leise. „Woher kennt ihr euch?“
„Oh, das ist schon Jahre her“, sagte sie schnell. „Milos hat in England Urlaub gemacht, und mein Vater hat ihn gebeten … mich zu besuchen.“
„Wirklich?“, fragte er fasziniert. „Ich dachte immer, Milos wäre bisher nur geschäftlich in England gewesen.“
Stimmt, dachte Helen. Für Milos war es auch so. Und sie hatte einen hohen Preis dafür gezahlt.
7. KAPITEL
Es war noch früh, als Milos vom Schlafzimmer in Vassilios auf den Balkon trat. Obwohl über dem graublauen Ozean bereits die Sonne aufging, wehte eine kühle Brise, und er fröstelte ein wenig, weil er nur Boxershorts trug. Er hatte wieder schlecht geschlafen und war schlecht gelaunt und frustriert.
Verdammt, er hätte Helen am Vorabend endlich zur Rede stellen müssen, doch sie hatte so zerbrechlich gewirkt, dass er davor zurückschreckte. Außerdem war er nicht in der Lage gewesen, die Finger von ihr zu lassen, was das Ganze nicht gerade besser machte.
Warum verspürte er nur dieses verrückte Bedürfnis, sie zu beschützen, sogar vor sich selbst? Warum begann er seine Grundsätze infrage zu stellen, wenn sie ihn so gequält ansah?
Jedenfalls war die Party, die die Campbells ihr zu Ehren gaben, nicht der geeignete Rahmen für eine ernste Unterhaltung gewesen, und sobald der Anstand es zuließ, hatte er sich verabschiedet. Rhea wollte unbedingt noch bleiben, aber er hatte ihr unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie in dem Fall zu Fuß nach Hause gehen müsste.
Der ganze Abend war ein einziges Desaster, überlegte Milos, während er die Möwen am Strand beobachtete. Und zu allem Überfluss musste er an diesem Tag nach Athen. Die Umweltkonferenz, zu der man ihn erwartete, begann am nächsten Tag, und er würde frühestens in drei Tagen auf die Insel zurückkehren können.
Er musste vor seiner Abreise unbedingt mit Helen reden. Er musste sie dazu bringen, ihm die Wahrheit über Melissa zu sagen.
Selbst Sam war überrascht, als Helen ans Telefon gerufen wurde und kurz darauf verkündete, Rhea Stephanides habe Melissa und sie zum Mittagessen eingeladen.
„Ich habe keine Ahnung, warum sie das getan hat“, sagte Helen leise trotz Melissas begeisterter Reaktion. „Schließlich kenne ich sie kaum.“
„Ich schon“, meinte Melissa und blickte sie stirnrunzelnd an. „Du hast doch nicht abgelehnt, oder?“
„Nein.“
„Ich kann ja allein fahren“, erklärte Melissa und wandte sich dann an ihren Großvater. „Du bringst mich doch hin, nicht?“
„Melissa …“, begann Helen.
„Ihr solltet beide fahren“, verkündete Sam.
Ausnahmsweise einmal war Maya seiner Meinung. „Milos ist auch nicht da“, sagte sie selbstgefällig. „Soweit ich weiß, muss er heute Vormittag nach Athen.“
„Stimmt, die Umweltkonferenz. Es ist ein Treffen von Ölproduzenten, die über Maßnahmen zum Umweltschutz diskutieren wollen“, fügte er an Helen gewandt hinzu. „Milos ist einer der Hauptredner.“
„Aha.“
„Siehst du, Mum!“, meldete Melissa sich wieder zu Wort. „Du musst dir keine Sorgen machen. Milos steckt nicht dahinter.“
Prompt errötete Helen. „Das habe ich auch nicht angenommen“, protestierte sie hitzig, wohl wissend, dass Maya und Sam ihre Verlegenheit
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