JULIA FESTIVAL Band 97
trinken“, protestierte Milos und deutete mit einem Nicken zum Sofa. Erst jetzt bemerkte sie das Tablett auf dem Beistelltisch. „Komm, setzen wir uns“, fuhr er fort. „Und mach dir keine Sorgen. Ich habe schon einen Wagen mit Chauffeur bestellt, der dich nach Hause bringt.“
Helen zögerte einen Moment, bevor sie seiner Aufforderung nachkam. Als sie Platz nahm, überlegte sie, wann er den Wagen bestellt hatte. Hatte er die ganze Zeit vorgehabt, mit ihr zu essen?
Es war ein beunruhigender Gedanke, und sie biss sich auf die Lippe, als Milos sich neben sie setzte. Unbehaglich fragte sie sich, was sie überhaupt über ihn wusste. Konnte sie ihm überhaupt vertrauen?
„Bist du so nett?“ Er zeigte auf die Tassen.
Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, rutschte sie ein Stück vor. Auf dem Tablett standen eine Kaffeekanne und ein Sahnekännchen sowie zwei hauchdünne Porzellantassen.
Ihre Hand zitterte ein wenig, als Helen die Kanne hochhob, um einzuschenken. Gleich würde sie entweder den Kaffee verschütten oder die Kanne fallen lassen.
Sie merkte, dass Milos sie beobachtete, und blickte ihn unwillkürlich an. Das war ein Fehler. Prompt spritzte der Kaffee auf die Untertasse und auf ihre Jeans.
„Oh nein!“, rief sie frustriert, woraufhin er ihr die Kanne abnahm und wieder aufs Tablett stellte.
„Du hast dich verbrannt“, erklärte er rau und tupfte ihre Hose mit einer Serviette ab. „ Theos , das war meine Schuld! Ich hätte dich nicht ansehen sollen.“
„Du kannst nichts dafür“, entgegnete sie, obwohl sie ihm insgeheim beipflichtete. Da seine Berührung sie noch mehr aus der Fassung brachte, strich sie sich über die Knie. „Ich wusste, dass ich den Kaffee verschütte.“
Er warf die Serviette aufs Tablett. Seine Mundwinkel zuckten. „Stimmt. Aber egal. Ich mag den englischen Kaffee sowieso nicht. Wichtig ist nur, dass du dich nicht verbrannt hast.“
„Nein, das habe ich nicht.“ Helen zwang sich, den Blick von ihm abzuwenden. „Der Stoff ist ja ziemlich dick.“
Daraufhin betrachtete er ihre Knie und nahm schließlich ihre Hände, sodass ihr ganz heiß wurde.
„Bist du sicher?“
Zuerst wusste sie gar nicht, was Milos meinte. Als er sie kurz zuvor berührt hatte, war sie über ihre Reaktion erschrocken, doch es war nichts im Vergleich zu den Gefühlen, die sie empfand, als er nun ihre Hand an die Lippen führte. Er küsste sie flüchtig, bevor er sie umdrehte und mit dem Daumen die Innenfläche zu streicheln begann.
Sie hatte ihn wieder angesehen und versuchte jetzt, den Blick abzuwenden. Er sollte nicht merken, wie verletzlich sie war. Es war ihr selbst ein Rätsel. Obwohl sie schon seit fast zwei Jahren mit Richard zusammen war, hatte er sie noch nie auch nur annähernd so erregt. Natürlich hatten sie sich geküsst und intime Zärtlichkeiten ausgetauscht, und einige Male war sie sogar versucht gewesen, mit ihm zu schlafen, doch sie hatte sich immer beherrscht.
Nun prickelte ihre Haut, und Hitzewellen durchfluteten ihren Schoß. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt, während ein nie gekanntes Verlangen sie erfasste.
Allmählich wurde ihr klar, wie gewagt es gewesen war, hierherzukommen. Gleichzeitig wusste sie allerdings, dass Milos nichts tun würde, was sie nicht wollte, und sie ihm tatsächlich vertrauen konnte. Das Problem war nur, dass sie sich selbst nicht traute.
Als würde er ihre Verwirrung spüren, ließ er in dem Moment ihre Hände los. „Du bist sehr süß, agape mou “, sagte er und tätschelte ihr liebevoll das Knie. „Und so unschuldig.“ Er blickte in ihr erhitztes Gesicht. „Du weckst Gefühle in mir, die ich eigentlich nicht verspüren darf.“
Unwillkürlich öffnete sie die Lippen. „Was für Gefühle?“, fragte sie, obwohl sie es wusste. Er sollte es nur aussprechen.
„Das willst du bestimmt nicht hören.“
„Doch.“ Sie sah zu ihm auf. „Bitte. Du musst es mir sagen.“ Nach einer Pause fügte sie herausfordernd hinzu: „Findest du mich attraktiv?“
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, hätte sie sich am liebsten in einem Mauseloch verkrochen. Es musste am Champagner liegen.
„Ja“, antwortete Milos dann leise. „Sehr sogar.“
„Wolltest du mich deswegen wiedersehen?“ Jetzt kam es auch nicht mehr darauf an. „Ich dachte, du wolltest über meinen Vater reden.“
„Ja. Und das sollte ich auch“, erwiderte er rau. „Aber … wir haben über andere Dinge gesprochen.“
„Ich“, meinte sie zerknirscht. „Habe ich
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