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JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
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das kühle Wasser. Dabei tat sie so, als erbebe sie, und lachte, als die Wellen ihre Füße bis zu den Knöcheln umspielten. Sie ist so natürlich und unbekümmert wie meine Kinder, ehe ihre Mutter sie verlassen hat, dachte er.
    „Oh, das ist geradezu himmlisch“, rief sie aus und breitete vor lauter Begeisterung die Arme aus. „Danke, dass Sie mich mitgenommen haben.“
    „Ich bin froh, dass es Ihnen gefällt“, antwortete er höflich und zwang sich, nicht stehen zu bleiben. Es wäre so leicht, ihre nackte Taille mit beiden Händen zu umfassen und sich mit Tess in den Sand zu legen. Glücklicherweise ahnte sie nicht, was er empfand.
    Ohne es zu merken, ging er schneller. Als es ihm bewusst wurde, warf er einen Blick über die Schulter. Er hatte Tess weit hinter sich gelassen, und sie folgte ihm langsam. Seine gespielte Gleichgültigkeit hatte ihr offenbar die Laune verdorben. Wieder fühlte er sich schuldig. Es war nicht fair, was er da machte.
    Er entschloss sich zu warten, bis sie ihn eingeholt hatte. Aber sie sah ihn nicht an, sondern beobachtete die Segeljacht weit draußen auf dem Meer.
    „Was ist los?“, fragte er betont unschuldig. „Es ist sehr warm, stimmt’s? Haben Sie genug für heute?“
    „Sie etwa?“
    Ihre Antwort überraschte ihn, und er wusste nicht, was er sagen sollte. „Es wird spät“, erklärte er, obwohl es erst drei Uhr war. „Sie müssen vorsichtig sein, damit Sie keinen Sonnenbrand bekommen.“
    Tess betrachtete erst den einen, dann den anderen Arm. Obwohl ihre Haut gerötet war, zuckte sie gleichgültig die Schultern. „Vielleicht haben Sie recht.“ Es klang nicht überzeugt. „Wenn Sie zurückfahren möchten, sollten wir es tun.“
    Raphael versteifte sich. „Was ich möchte, ist nicht wichtig.“
    „Doch, das ist es.“ In ihren Augen blitzte es sekundenlang ärgerlich auf. „Das hätte ich merken müssen, als Sie sagten, Sie wollten spazieren gehen. Es wäre Ihnen lieber gewesen, ich wäre nicht mitgekommen, stimmt’s?“
    Er war verblüfft. Dass er so leicht zu durchschauen war, hätte er nicht gedacht. „Das stimmt nicht.“
    „Das glaube ich Ihnen nicht, Signore. Sie wollten doch nur Ihr Gewissen beruhigen, sonst hätten Sie das Essen nicht gekauft und wären nicht mit mir zum Strand gefahren.“
    Er ärgerte sich über die förmliche Anrede. „Mein Gewissen beruhigen?“, wiederholte er. „Warum hätte ich das tun sollen? Ich habe doch nichts falsch gemacht.“
    „Aber Sie haben das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.“ Tess ließ sich von ihrer Meinung nicht abbringen. „Sie glauben, Sie hätten Ihre Tochter und mich aufgeregt. Deshalb wollten Sie wenigstens eine von uns beiden mit einem Friedensangebot besänftigen und haben mir eine Stunde Ihrer kostbaren Zeit geschenkt.“
    „Falsch. Ich habe Sie nur deshalb zum Essen eingeladen, weil ich es wollte. Aus keinem anderen Grund.“
    „Weshalb wollen Sie dann jetzt schon nach Hause fahren?“, fragte sie. „Halte ich Sie von anderen Verpflichtungen ab?“
    „Nein. Es tut mir leid, dass ich diesen Eindruck erweckt habe“, entschuldigte er sich.
    „Was soll ich denn sonst denken, wenn Sie mir so offensichtlich aus dem Weg gehen?“ Tess blickte ihn unsicher an. „Sie sind einmal heiß und einmal kalt, und ich weiß nicht, woran ich bin.“
    „Ich gehe Ihnen nicht aus dem Weg“, protestierte er rau. „Und wenn es so aussieht, liegt es vielleicht daran, dass ich Sie zu attraktiv finde. Verstehen Sie mich nicht falsch …“
    Tess war schockiert. „Das meinen Sie nicht ernst“, unterbrach sie ihn.
    Ihm war klar, es war die letzte Gelegenheit, einigermaßen ungeschoren davonzukommen. Er brauchte nur zu behaupten, es sei ein Scherz gewesen. Er tat es jedoch nicht.
    „Ich meine es wirklich ernst“, bekräftigte er. „Sie sind … ganz bezaubernd. Und schön. Ich wäre kein Mann, wenn ich Sie nicht begehrenswert finden würde, meine Liebe.“
    Sie wusste genau, wie unvernünftig es war, was sie da taten. Dennoch beendete sie die Sache nicht, sondern kam näher und sah Raphael mit ihren grünen Augen prüfend an. Dann hob sie die Hand und streichelte ihm das Kinn.
    „Möchten Sie mich küssen?“, fragte sie leise.
    „Tess …“ Seine Stimme klang heiser. Auch jetzt hätte er sich noch zurückziehen können. Aber als sie die Hand unter den offenen Kragen seines Hemdes gleiten ließ und er ihre Finger auf seiner Haut spürte, konnte er sich nicht mehr beherrschen. Er stöhnte auf, ehe er sie in

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