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JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
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Christian ihm geglaubt, doch im Lauf der Jahre hatte er Tony besser kennengelernt.
    Nie tat Tony etwas umsonst. Und obwohl er Christian und seine Familie selten besucht hatte, war er offensichtlich von seiner Intelligenz und seinen Leistungen beeindruckt. Außerdem brauchte er jemanden in der Firma, auf den er sich verlassen und dem er vertrauen konnte. Die Familie hatte Tony immer sehr viel bedeutet, und bis Luis so weit war, war Christian ein willkommener Stellvertreter.
    Vielleicht war ihm aber auch damals bereits klar, dass Luis anders war als er. Er ähnelte eher seiner Mutter – oder vielmehr seiner Stiefmutter –, was auch Christian sehr schnell auffiel. Von Anfang an hatte ihn die kühle, schöne Mrs. Mora nicht gemocht, und sie hatte aus ihrer Verachtung ihm gegenüber auch nie einen Hehl gemacht, als glaubte sie zu wissen, warum er Tonys Angebot angenommen hatte.
    Irgendwann hatte Christian eingesehen, dass er sie von dieser Meinung wohl nicht abbringen konnte, wie sehr er sich auch anstrengen mochte. Außerdem musste Olivia Mora mit ganz anderen Dingen fertig werden. Bereits nach wenigen Wochen in der Firma merkte er, dass ihre Ehe genauso wertlos war wie Tonys angebliche Hilfsbereitschaft, denn sein Großcousin konnte keiner Frau treu sein. Vermutlich hatte Olivia die schmerzhafte Erfahrung gemacht, dass man besser keinem Mann traute.
    Trotz seiner eigenen Affären war Tony jedoch rasend eifersüchtig und hätte jeden Mann umgebracht, der Olivia auch nur berührt hätte. Ein guter Grund, sich von ihr fernzuhalten, auch wenn das nicht leicht war. Außerdem hatte sie trotz allem einen zufriedenen Eindruck gemacht, der kleine Luis schien ihre Bedürfnisse ausreichend zu befriedigen.
    Zumindest war das früher der Fall gewesen, überlegte Christian grimmig, während er die lächelnden Empfangsdamen an dem großen Glastresen kurz angebunden begrüßte. Warum war sie also nicht in dem Hubschrauber gewesen?
    Um sie selbst abzuholen und alle Unstimmigkeiten endgültig aus dem Weg zu räumen, bevor sie ins Krankenhaus fuhren, war er heute früh zum Flughafen gefahren. Selbst wenn Olivia Luis nichts gesagt hätte, hätte dieser die Feindseligkeit zwischen ihnen vielleicht bemerkt und sich nach dem Grund dafür gefragt.
    Schwankend zwischen Ärger und Sorge runzelte Christian die Stirn. Der Pilot hatte sich damit entschuldigt, dass Olivia nicht erschienen wäre und er nicht ewig hätte warten können. Aber warum ging sie nicht ans Telefon?
    Als Christian einen der sechs Aufzüge betrat, drückte er unnötig heftig auf den Knopf für die zweiundvierzigste Etage. Olivia musste doch wissen, dass er versuchen würde, sie zu erreichen, weil sie nicht im Hubschrauber gewesen war. Verdammt, was war nur los?
    Im Foyer seines Büros kam ihm nun seine Sekretärin Dolores Samuels entgegen. Offenbar hatte eine der Empfangsdamen sie bereits über seine Ankunft informiert. Klein, dunkelhaarig und temperamentvoll, war Dolores eine typische Südamerikanerin. Als sie seine finstere Miene bemerkte, fing sie an wild zu gestikulieren.
    „Sie war nicht im Hubschrauber?“, fragte sie, wobei es eher wie eine Feststellung klang.
    Starr blickte er sie an. „Woher wissen Sie das?“
    Aufreizend befeuchtete sie sich die Lippen. „Mike Delano hat aus dem Krankenhaus angerufen. Kurz nachdem Sie zum Flughafen gefahren sind, ist Mrs. Mora dort eingetroffen.“
    Wütend presste Christian die Lippen zusammen. „Und warum haben Sie mir nicht Bescheid gegeben? Dann hätte ich mir die Fahrt zum Flughafen sparen können.“
    „Weil sie Mike gebeten hat, es Ihnen nicht zu verraten“, protestierte Dolores und sah ihn dabei betont unschuldig an. „Ich habe Ihnen nur ausgerichtet, was Mike Delano mir gerade erzählt hat.“
    „Seit wann nimmt Mike Delano Anweisungen von Mrs. Mora entgegen?“, konterte er scharf. „Und warum hat er nicht mich angerufen?“
    „Wahrscheinlich weil ihm klar war, dass Sie dann sofort ins Krankenhaus fahren würden.“ Verführerisch spielte sie mit einer Strähne ihres Haars. „Und sie ist Luis’ Mutter. Sicher möchte sie nicht, dass Sie sich in ihre Angelegenheiten einmischen.“
    „Sie ist seine Stiefmutter“, verbesserte er sie unwirsch, woraufhin sie ihn verblüfft ansah.
    „Spielt das denn eine Rolle? Sie ist alt. Und sie ist Tonys Witwe. Ich schätze, dass sie Mike eingeschüchtert hat.“
    Warum ihre Worte ihn so ärgerten, wusste Christian nicht genau. „Olivia ist nicht alt“, widersprach er.

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