JULIA FESTIVAL Band 97
erntete.
„Nur einen Kaffee.“ Ganz offensichtlich wollte sie sich nicht von ihm einladen lassen.
Christian nickte, bevor sie wegging, um einen freien Tisch zu suchen.
Als er sich kurz darauf zu ihr setzte, merkte er, wie angespannt sie war, denn sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Sie hatte einen Tisch mitten im Raum ausgewählt, vermutlich um ihm zu zeigen, dass dies kein freundschaftliches Treffen war. Doch sobald Olivia sah, was auf seinem Tablett stand, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck.
Ihm kam es so vor, als würde sie ein wenig blass und als ginge ihr Atem schneller. Nervös fasste sie sich an den Ausschnitt ihrer Bluse. Der Kontrast zwischen dem hellen Stoff und ihrer gebräunten Haut war sehr aufregend.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte Christian. Nachdem er ihr gegenüber Platz genommen hatte, nahm er seinen Teller vom Tablett. „Soll ich dir doch etwas zu essen holen?“
„Nein danke“, dabei bewegte sie die Hand, als wollte sie den Essensgeruch vertreiben. Aber es war schließlich nicht seine Schuld, wenn ihr schlecht vor Hunger war und sie es nur nicht zugeben wollte. Wahrscheinlich hatte sie auch nichts zu Mittag gegessen.
Schulterzuckend nahm er seinen Cheeseburger vom Teller und biss hungrig hinein. Es war Jahre her, seit er zum letzten Mal Fast Food gegessen hatte, unwillkürlich fühlte er sich an seine Studentenzeit erinnert. Und musste an seine erste Begegnung mit Olivia denken …
Demonstrativ hatte Olivia sich halb abgewandt. Also beschloss er, die Initiative zu ergreifen.
„Vielleicht möchtest du mir sagen, warum du nicht mit dem Hubschrauber gekommen bist“, begann er. „Oder mir wenigstens erklären, warum du mich nicht angerufen und dem Piloten damit eine Menge Arbeit erspart hast.“
Langsam atmete sie aus. „Weil ich wusste, dass du es nicht akzeptieren würdest“, erwiderte sie, ohne ihn dabei anzusehen. „Ich habe dir bereits am Telefon gesagt, dass ich deine Hilfe nicht brauche.“
Wütend fluchte er in seiner Muttersprache. Dass Olivia ihn so auf die Palme bringen konnte, machte ihn noch aggressiver. „Der Hubschrauber gehört nicht mir, sondern Mora Corporation. Du hast also dasselbe Recht, ihn zu benutzen, wie ich.“
„Spielt das denn eine Rolle?“
Als sie wieder mit der Hand wedelte, bemerkte er die feinen Schweißperlen über ihrer Lippe. Ihren Kaffee hatte sie bisher nicht angerührt. Können wir uns nicht einmal ganz normal unterhalten, dachte er verstimmt.
„Ja, das tut es.“ Weil er plötzlich keinen Hunger mehr hatte, schob er seinen Teller weg. „Lass uns die Karten auf den Tisch legen, Olivia. Du magst mich nicht. Okay, ich bin auch nicht gerade scharf auf dich. Aber wir müssen zusammenarbeiten. Können wir deshalb nicht wenigstens Waffenstillstand schließen?“
Endlich sah sie ihn an. Ihr Blick verriet allerdings keine Feindseligkeit, sondern reine Panik. „Wo sind die Toiletten?“, brachte sie noch heraus, bevor sie die Hand auf den Mund legte und aufsprang, um fluchtartig den Raum zu verlassen.
Christian folgte ihr zwar sofort, doch als er den Flur erreicht hatte, verschwand sie gerade in der Damentoilette.
Erst nach einer Ewigkeit tauchte Olivia wieder auf. Vielleicht waren es aber auch nur wenige Minuten gewesen. Jetzt war sie noch blasser, und ihre Augen waren gerötet.
Offenbar hatte sie sich übergeben. Verdammt, er hätte nicht gedacht, dass Luis’ Unfall sie so mitnehmen würde! Besorgt sah er sie an. „Alles in Ordnung?“
Olivia riss sich sichtlich zusammen. „Ich habe wohl etwas gegessen, was mir nicht bekommen ist“, antwortete sie. „Und Luis’ Anblick hat mir den Rest gegeben.“ Erschöpft tupfte sie sich den Mund mit einem Papiertuch ab.
„Soweit ich weiß, mussten sie seinen Hals stabilisieren, um ernsthafte Verletzungen zu vermeiden“, erklärte Christian sanft. „Seine Wirbelsäule ist, wie gesagt, unversehrt.“
„Trotzdem …“
„Er ist nicht gelähmt, Olivia. Natürlich geht es ihm jetzt schlecht, und er hat sicher starke Schmerzen. Aber er wird sich wieder erholen.“ Er verzog das Gesicht zu einem bemühten Lächeln. „Die Ärzte in San Francisco waren sehr gewissenhaft. Offenbar sind sie der Meinung, dass er großes Glück gehabt hat.“
„Er hat mir gesagt, dass er kaum Schmerzen hat.“
Christian nickte. „Und er musste nicht einmal operiert werden.“
„Wie bitte?“
Als sie ihn starr anblickte, verfluchte er sich, es überhaupt erwähnt zu haben. „Ein
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