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JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
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Auseinandersetzung mitbekommen und sich diskret zurückgezogen. Olivia und er waren allein. Warum zögerte er also? Schließlich hatte er getan, was er hatte tun müssen.
    „Olivia …“ Unwillkürlich machte Christian einen Schritt auf sie zu. „Es tut mir leid“, fügte er hinzu, und sie wussten beide, dass er nicht von Tony sprach.
    „Es spielt keine Rolle“, antwortete sie wenig überzeugend. Dann streckte sie die Hand aus. Wollte sie ihm etwa wirklich in dieser Situation die Hand geben? „Danke, dass du gekommen bist“, fügte sie höflich hinzu. „Willst du es Luis erzählen, oder soll ich es tun?“
    „Du meine Güte, Olivia!“ Erschrocken blickte Christian sie an. Er wusste, dass er sie in diesem Zustand unmöglich allein lassen konnte. Doch er war naiv genug, zu glauben, dass sie seine Besorgnis schätzen würde. „Komm, ich hole dir etwas zu trinken. Wenn ich mich richtig erinnere, habt ihr hier eine Bar. Du könntest einen Drink gebrauchen, damit du wieder Farbe bekommst.“
    „Ich brauche nichts“, entgegnete sie entschlossen, und er hörte die unausgesprochenen Worte „von dir“ heraus. „Wenn du einen Drink möchtest, bedien dich. Aber ich würde gern wieder in mein Zimmer gehen, wenn du nichts dagegen hast.“
    „Noch nicht.“ Aus irgendeinem Grund, der ihm selbst nicht klar war, ging er noch einen Schritt auf sie zu. Jetzt konnte er ihr Parfüm wahrnehmen, einen unaufdringlichen, weiblichen Duft, der ihm in den Kopf stieg. Oder ihn vielmehr erregte, wie er sich eingestehen musste. Von Sekunde zu Sekunde wurde ihm ihre Zerbrechlichkeit deutlicher bewusst. Am liebsten hätte er Olivia tröstend in die Arme genommen, aber das wäre ein großer Fehler gewesen.
    „Möchtest du reden, Olivia?“, erkundigte er sich deshalb lieber. „Es muss ein schrecklicher Schock für dich sein.“
    Energisch hob sie das Kinn. „Ich glaube nicht, dass das etwas ändert, oder?“ Obwohl ihre Stimme kühl klang, bebte sie unverkennbar. „Du hast deine Pflicht getan, und dafür bin ich dir wirklich dankbar. Mehr gibt es nicht zu sagen.“
    „Olivia!“ Seine Hilflosigkeit frustrierte ihn. „So kann ich aber nicht gehen. Dass du gefühlskalt bist, ist mir so herausgerutscht, und ich kann es nur damit entschuldigen, dass Tonys Tod auch mich sehr getroffen hat. Bitte, du musst mir verzeihen.“
    „Es gibt nichts zu verzeihen“, erklärte Olivia müde. „Du hast nur ausgesprochen, was du von mir denkst – und schon immer von mir gedacht hast.“
    „Nein, das stimmt nicht“, widersprach er scharf, wohl wissend, dass er sich auf gefährliches Terrain begab. „Ich kenne dich doch überhaupt nicht. Ich bin nur ein ignoranter zoquete mit einer großen Klappe.“
    „Ein Flegel? Das glaube ich nicht. Wir wissen beide, dass Tony nicht so viel von dir gehalten hätte, wenn es so wäre.“ Nach einer Pause fügte sie hinzu: „Mach dir deswegen keine Gedanken. Dies ist für uns beide eine schwierige Situation.“
    Aber Christian war nicht überzeugt. „Hör zu, egal, was du von mir hältst, ich kann dich so nicht allein lassen. Du wirst heute Nacht kein Auge mehr zutun können …“
    „Weil ich allein bin?“ Ihre Augen funkelten wütend. „Ich bin es gewohnt, allein zu schlafen, Christian. Tony und ich führen schon seit … seit Langem keine richtige Ehe mehr.“
    Natürlich hatte er das gewusst, denn Tony hatte sowohl beruflich als auch privat keine Geheimnisse vor ihm gehabt. Allerdings wurde Christian erst jetzt bewusst, dass er damit auch eine gewisse Verantwortung getragen hatte.
    Wieder fiel ihm ihre Verletzlichkeit auf. Plötzlich wirkte Olivia so einsam, so zerbrechlich – und so anziehend, dass sein Verlangen wieder hell aufloderte. Wie ihm zu seinem Entsetzen klar wurde, begehrte er Tonys Witwe. Das war verabscheuungswürdig!
    Christian wusste, dass er von hier verschwinden musste, bevor er etwas Verwerfliches tat. Mit dieser Erkenntnis ging allerdings auch die einher, dass er sehr erregt war. Ihn wunderte nur, dass es Olivia noch nicht aufgefallen war. Aber vermutlich war sie viel zu kultiviert, um es sich anmerken zu lassen.
    Im nächsten Moment berührte sie seine Hand. „Ich komme schon klar“, sagte sie. „Fahr vorsichtig. Wir … wir alle brauchen dich jetzt.“
    Stumm blickte er sie an und umschloss ihre Hand. Wie weich und kühl sich ihre Finger anfühlten. Ohne nachzudenken, führte er sie an die Lippen.
    Als er mit der Zungenspitze sanft darüberstrich, atmete Olivia hörbar

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