JULIA FESTIVAL Band 97
nicht glauben, dass wir eine Affäre miteinander haben.“
„Aha.“ Ironisch verzog er den Mund. „Und du hast keine Angst davor, dass er misstrauisch wird, wenn ich ihm erzähle, dass du mich hier nicht mehr haben willst?“
„Das musst du ihm ja nicht sagen“, erklärte sie gereizt. „Ich … Ach, mach doch, was du willst“, fügte sie hinzu, bevor sie ihn wegschob und zur Tür ging. „Entschuldige mich. Ich habe noch zu tun.“
Wütend stellte Olivia anschließend fest, dass Luis immer noch schlief. Und da sie nicht in die heiße Nachmittagssonne hinauswollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich in ihr Zimmer zurückzuziehen. Nachdem sie ihr Manuskript in ihrem Schreibtisch verschlossen hatte, sank sie erschöpft auf einen Stuhl, aber sie war zu nervös, um stillzusitzen. Mit seinen Worten über ihre gemeinsame Nacht hatte Christian unliebsame Erinnerungen in ihr geweckt, und sie konnte sich nicht entspannen, solange sie sich nicht damit auseinandergesetzt hatte.
Leider unterschied sich seine Interpretation von dem, was zwischen ihnen geschehen war, völlig von ihrer. Es war viel leichter für sie gewesen, ihn als den Schuldigen hinzustellen und so zu tun, als hätte sie bei der ganzen Sache keine aktive Rolle gespielt.
Aber das stimmte nicht. Christian hatte sie nicht mehr ausgenutzt als sie ihn. Bereitwillig und gern hatte sie sich von ihm verführen lassen.
Als Joseph an ihre Tür geklopft hatte, hatte sie in ihrem Bett gelegen und an die Decke geblickt.
Von Anfang an war der alte Butler ihr Freund gewesen, und Olivia wusste, dass er sie nur störte, wenn es sich um etwas Wichtiges handelte. Schon als er ihr sagte, Mr. Rodrigues würde unten warten, hatte sie ein ungutes Gefühl. Was konnte Christian Rodrigues von ihr wollen?
Prompt sah sie ihn vor sich. Christian Rodrigues, groß, muskulös und dunkelhaarig, stellte eine Herausforderung für jede Frau dar, der er begegnete. Sie hatte ihn nie gemocht und wusste, dass es ihm genauso ging. Dennoch hatte sie ihn nicht ignorieren können und sich wiederholt eingestehen müssen, wie sexy er war.
Und gefährlich, dachte sie und fragte sich, was er mitten in der Nacht hier machte. Falls er damit gerechnet hatte, Tony anzutreffen, musste sie ihn enttäuschen. Denn ihr werter Gatte hielt sich nur in Bal Harbour auf, wenn sie einen Empfang oder eine Party gaben, und selbst dann schlief er in seinem eigenen Zimmer. Joseph wusste das natürlich.
Und Christian auch, überlegte Olivia, während sie ihren seidenen Morgenmantel über ihr dünnes Nachthemd zog. Also handelte es sich wahrscheinlich um etwas, das Tony nicht erfahren sollte. Was hatte Luis nun schon wieder angestellt?
Sie spielte kurz mit dem Gedanken, sich anzuziehen, verwarf ihn jedoch schnell wieder. Sicher wäre es Christian egal, wie sie ihm gegenübertrat, und außerdem hatte er schon viele Frauen im Morgenmantel gesehen. Vermutlich würde er sie nicht einmal richtig wahrnehmen, wenn sie nackt hinunterging. Und das ist gut so, sagte sie sich. Schließlich war sie zu alt, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was er von ihr hielt.
Unten wartete Christian im Wohnzimmer auf sie. Da er vollkommen regungslos am Fenster stand und nach draußen blickte, konnte sie ihn einen Moment betrachten.
Aus dieser Entfernung wirkte er viel größer, als sie ihn in Erinnerung hatte, doch das lag wohl daran, dass sie keine Schuhe trug. Anders als sonst trug er kein Jackett, und sein Hemd war ein wenig verschwitzt.
Prompt beschleunigte sich ihr Puls, und Olivia fragte sich, was sie empfunden hätte, wenn Christian ihretwegen gekommen wäre. Obwohl Tony sie ständig mit anderen Frauen betrog, erwartete er von ihr, dass sie keinen anderen Mann anblickte. Anderenfalls hatte er damit gedroht, dass sie Luis nie wiedersehen dürfte.
Und ich habe auch nicht das Bedürfnis, mich mit einem anderen Mann einzulassen, sagte sie sich, zuckte allerdings zusammen, als Christian sich zu ihr umdrehte. Was war nur mit ihr los? Sicher lag es daran, dass es mitten in der Nacht war und er ausnahmsweise einmal alles andere als selbstsicher wirkte. Sein dunkles Haar war zerzaust, und offenbar hatte er vergessen, sich zu rasieren.
Irgendetwas stimmte nicht, das spürte sie. Panisch setzte ihr Herz einen Moment aus. Luis war erst vor wenigen Wochen an die Westküste geflogen. Hoffentlich war ihm nichts passiert!
Und dennoch …
Die Nachricht, die Christian ihr überbrachte, war besser und schlechter zugleich. Denn Luis
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