JULIA FESTIVAL Band 98
Elemente.“
Kari ließ fast ihren Farbroller fallen. „Er bringt Menschen um?“
Gage nickte.
„Damit verdient er sein Geld?“, fragte sie fassungslos.
„Ja.“
Es überstieg ihre Vorstellungskraft, dass jemand mit Töten sein Geld verdienen konnte. Sie hätte Gage gern noch mehr Fragen gestellt, spürte aber, dass Gage nur ungern weiter darüber sprechen würde.
„Na ja“, meinte sie betont locker, „die Tatsache, dass einer meiner Brüder Buchhalter und der andere Zoologe ist, erscheint dagegen reichlich langweilig.“
„So ist es.“
Sie streckte ihm die Zunge heraus.
„Immer noch kindisch wie eh und je“, murmelte er. „Du hast dich also gar nicht verändert.“
„Natürlich habe ich das. Ich bin noch hübscher und charmanter geworden.“
„Was zu beweisen wäre. Außerdem bin ich zweifellos der Charmantere von uns beiden.“
Sie musste lachen. „Woher kommt das nur?“
„Ich denke, das liegt am hiesigen Wasser“, erklärte er mit gespieltem Ernst. „Schließlich leben die Reynolds bereits seit fünf Generationen in Possum Landing. Das macht uns schon zu etwas Besonderem.“
„Fragst du dich manchmal, warum deine Vorfahren sich ausgerechnet hier niedergelassen haben?“
„Weil sie einen gesunden Menschenverstand hatten“, kam die prompte Antwort.
„Ach so, denn jedermann in Amerika möchte natürlich in einem Ort namens Possum Landing leben.“
„Genau.“
Sie begann, die letzte Wand zu streichen, während er die Türen des Wandschranks grundierte, und so arbeiteten sie eine Weile schweigend nebeneinander. Erst als die Arbeit im Raum getan war, berührte sie seine Hand.
„Danke“, sagte sie, „dass du gekommen bist und mich zum Lachen gebracht hast.“
Etwas flackerte in seinen dunklen Augen auf. „Ich freue mich, hier zu sein. Was auch passiert, Kari, wir werden immer Freunde sein.“
Freundschaft? Mehr wollte er nicht von ihr? Er musste ihre Enttäuschung gespürt haben, denn ein verführerisches Lächeln trat auf sein Gesicht.
„Oder hättest du gern mehr?“
Er flirtet ganz unverhohlen mit mir, dachte sie, und das Herz klopfte ihr bis zum Hals. „Ich … ich“, stammelte sie und wurde rot. Am liebsten wäre sie jetzt vor Scham im Erdboden versunken. Sie, das erfolgreiche Model aus New York und baldige Lehrerin, benahm sich wie ein Teenager.
„Kein Grund, verlegen zu werden“, flüsterte er, beugte sich vor und strich leicht mit dem Mund über ihre Lippen. „Ich hätte nämlich nichts dagegen, mehr als nur dein Freund zu sein.“
Sie schluckte und kämpfte gegen die Erregung an, die jetzt von ihr Besitz ergriff. „Aber vielleicht ich?“, konterte sie tapfer, obwohl sie ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre.
Er lächelte erneut. „Das musst du mir noch beweisen“, erklärte er und küsste sie erneut. Dieses Mal war sein Kuss fordernder. Er drang mit der Zunge in ihren Mund ein und entzündete eine Leidenschaft, die sie fast zu verbrennen drohte.
Impulsiv schlang sie die Arme um seinen Nacken und ging auf das erregende Spiel seiner Zunge ein. Sie stöhnte leise auf, als sie sich gegen ihn presste und spürte, wie sehr er sie begehrte. Oh nein, sie hatte gar nichts dagegen, dass er mehr als nur ein Freund für sie war. Zumindest dachte ihr Körper so. Aber sie? Plötzlich schlichen sich Zweifel ein und kühlten die Leidenschaft etwas ab, die er in ihr geweckt hatte.
Um Himmels willen, was tue ich da?, dachte sie bestürzt.
War sie verrückt geworden? Wollte sie tatsächlich eine Affäre mit Gage beginnen? Was würde passieren, wenn sie mit Gage ins Bett ging? Wäre es nur Sex, um der Vergangenheit willen, oder mehr? Sie hätte ihren Verstand am liebsten abgeschaltet und sich den aufregenden Gefühlen hingegeben, die Gages Kuss in ihr weckte, aber es war zu spät. Die Stimmung hatte sich bereits geändert. Sie trat rasch einen Schritt zurück und atmete tief durch. Es verlangte mehr Mut, als sie erwartet hatte, ihm jetzt in die Augen zu schauen.
„Ich kann nicht“, sagte sie und konnte kaum seinem Blick standhalten. „Ich meine, ich weiß nicht, ob ich Sex nur um des Sexes willen haben kann. Das habe ich noch nie gemacht, und wahrscheinlich würde es auch jetzt nur zu Schwierigkeiten führen. Zumindest für mich.“ Er schaute sie so eindringlich an, dass sie unwillkürlich noch einen Schritt zurücktrat. „Ich werde Possum Landing Ende des Sommers verlassen. Es wäre schön, wenn wir Freunde blieben, aber alles andere …“
Sie
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