JULIA FESTIVAL Band 98
seinem Schreibtisch stand, und nahm Platz. Kurz darauf beendete Gage sein Gespräch und legte den Hörer auf. Sie schluckte. Jetzt, da sie hier war, wusste sie nicht genau, was sie sagen sollte. Das nervöse Herzflattern und die Schwäche, die plötzlich in ihren Armen und Beinen auftrat, machten sie noch unsicherer. Sie hatte ein Gefühl, als ob sie gerade ein großes Glas hochprozentigen Alkohols getrunken hatte.
Was um alles in der Welt war nur los mit ihr? Jetzt musste sie auch noch an die leidenschaftlichen Gefühle denken, die sein Kuss in ihr geweckt hatte, und ihr Körper reagierte so unmittelbar auf diese Erinnerung, dass ihr einen Moment lang der Atem stockte.
Hör mit dem Unsinn auf, befahl sie sich. Sex und Gage gehören nicht zusammen. Nicht jetzt und nicht später. Niemals! Und das war ihr Ernst.
„Kari“, begann er mit tiefer verführerischer Stimme. Oh, klang er sexy! Ein prickelnder Schauer durchlief ihren Körper.
„Ich bin hier, um Frieden zu schließen.“ Sie stellte den Teller mit den Keksen auf den Tisch und schob ihn zu ihm hinüber. „Wir haben beide überreagiert, aber ich bin bereit, erwachsen mit der Situation umzugehen.“
Sie hoffte, witzig zu klingen, und erwartete eine ebenso humorvolle Bemerkung. Doch statt etwas zu erwidern, zog er nur den Teller an sich heran, entfernte die Folie und nahm sich einen Keks.
„Ich kann auch erwachsen damit umgehen“, erwiderte er, nachdem er den Keks genüsslich aufgegessen hatte und sie anlächelte. „Aber nur, wenn ich motiviert bin.“
Sie runzelte die Stirn. „Sind die Kekse Motivation genug?“
„Vielleicht, aber es könnte sein, dass ich noch ein Dutzend brauche.“
„Ich werde sehen, was sich machen lässt.“ Ihr Herz schlug immer noch viel zu schnell, aber die Anspannung ließ langsam nach.
„Es tut mir leid“, sagte sie ernst.
„Mir auch. Wie du schon sagtest, ich habe überreagiert.“
„Ich habe viele Dinge gesagt, die …“ Sie legte eine kurze Pause ein. „Entschuldige, dass ich gesagt habe, ich wollte dich testen und du hättest dann im Test versagt. So habe ich das nicht gemeint. Ich war damals noch ein halbes Kind und nicht reif für eine feste Beziehung. Ich bin weggelaufen, weil ich Angst und nicht den Mut hatte, dir gegenüberzutreten.“
Kari zuckte mit den Schultern. „Wie ich schon sagte, ich habe mich nicht sehr erwachsen benommen. Aber ich habe dich nie mit Absicht verletzen wollen. Ich glaubte, dass du mir nachfahren würdest, und als du nicht kamst, nahm ich das als Beweis, dass du mich nie richtig geliebt hast. Ich glaubte, dass es dir nicht um mich, sondern einzig allein um eine passende Frau ging, mit der du eine Familie gründen konntest.“
Gage nahm einen Kugelschreiber auf und drehte ihn in seinen Händen. „So war es nicht, Kari. Ich wollte dir hinterherfahren. Ich habe mindestens hundert Mal am Tag daran gedacht. Ich habe dich mehr vermisst, als ich es jemals mit Worten ausdrücken könnte, trotzdem habe ich tief in meinem Herzen deine Beweggründe verstanden. Auch wenn ich mich lange dagegen gewehrt hatte. Ich dachte, dass ich kein Recht hätte, dich zu überreden, wieder nach Hause zu kommen. Ich wusste, dass du deinen Träumen folgen wolltest. Ich hatte nur immer gehofft, dass deine Träume eines Tages auch meine sein würden.“
„Damals war es einfach noch zu früh dafür. Ich brauchte Zeit.“
Er nickte. Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, und Kari presste die Lippen zusammen. „Vielleicht könnten wir noch mal von vorne beginnen und Freunde werden?“
„Warum nicht? Wir können uns wohl kaum wie Fremde benehmen, wenn du mich zur Zwangsarbeit in deinem Haus verdonnerst.“
„Zwangsarbeit! Du hast mir freiwillig geholfen.“
„Das ist deine Auslegung der Geschichte.“
Sie lächelte. „Du machst mich ganz verrückt.“
Er lächelte verführerisch. „Ich hoffe, in einem angenehmen Sinne.“
Sie räusperte sich verlegen. „Übrigens, was diesen Kuss angeht …“
Er winkte ab. „Du brauchst mir nicht zu danken. Das habe ich gern getan.“
„Nun, trotzdem danke. Aber ich wollte eigentlich etwas anderes sagen. Ich finde, wir sollten das in Zukunft unterlassen. Küssen kann zu mehr führen, und dieses Mehr könnte uns das Leben unnötig komplizieren.“
„Abgemacht. Ich kann mich kontrollieren.“
„Ich auch.“
Sie war fast sicher, dass sie die Wahrheit sagte. Allerdings wusste Kari, dass ihr ihre eigene Neugierde im Wege stand. Sie hätte nämlich nur
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