JULIA FESTIVAL Band 98
Vergangenheit wegen verlassen wirst. Ich habe Angst, dass wir unsere zweite Chance vertun werden, und ich bin ganz sicher, dass es keine dritte Chance für uns geben wird.“
Karis Erklärung riss seine Schutzmauern ein. Plötzlich fühlte Gage sich verwundbar und verwirrt. Keine weiteren Worte mehr, dachte er, nicht jetzt.
Doch Kari war noch nicht am Ende angelangt. „Du wirst dich entscheiden müssen“, erklärte sie. „Bist du bereit, dir selbst zu vertrauen?“ Sie stieß ein gequältes Lachen hervor. „Das wird deine Hauptfrage sein. Meine klingt anders. Meine lautet: Liebst du mich immer noch? Bist du überhaupt an einer Zukunft mit mir interessiert?“
Nach diesen Worten wandte sie sich ab und rannte zu ihrem Haus hinüber. Als sie die Einfahrt erreicht hatte, sah sie sich noch mal um.
„Lass es mich wissen, wenn du dich entschieden hast. Ich hoffe, du siehst, was es bedeutet, dass wir uns noch ein zweites Mal gefunden haben. Ich glaube, dass wir füreinander bestimmt sind. Die Frage ist nur, ob du bereit dazu bist. Ich muss schon bald die Entscheidung treffen, ob ich in Possum Landing bleibe oder nicht. Also geh in dich, und sag mir dann bitte, wie du über uns denkst.“
Damit drehte sie sich endgültig um. Gage beobachtete, wie sie im Haus verschwand, und war so überwältigt von ihren Worten, dass er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte.
Sie liebte ihn!
Nach all den Jahren, in denen er sie nie vergessen konnte, sagte sie ihm endlich, dass sie ihn liebte. Sie war zu dem gleichen Schluss gekommen wie er: Sie liebten sich immer noch, nur dass ihre Liebe jetzt noch reifer, noch tiefer geworden war.
Doch ihr Geständnis kam zu spät.
Er sehnte sich danach, mit Kari zusammen zu sein. Doch spielte das eine Rolle? Er hatte ihr nichts zu bieten. Ohne eine Vergangenheit, an die er sich halten konnte, hatte er auch keine Zukunft.
Als Kari das Haus betrat, klingelte das Telefon, aber sie ignorierte den Anruf. Es war unmöglich, dass Gage ins Haus gerannt war, um sie anzurufen. Er wäre ihr einfach nachgegangen. Traurig ging sie in die Küche, um sich ein Glas Weißwein einzugießen, als der Anrufbeantworter ansprang. Als sie hörte, dass sich jemand von der Schule in Abilene meldete, nahm sie rasch den Hörer ab.
„Kari?“
„Ja.“
„Hallo. Hier spricht Margaret Cunningham. Wir haben uns neulich bei Ihrem Vorstellungsgespräch kennengelernt. Können Sie sich erinnern?“
„Ja. Wie geht es Ihnen?“ Kari wischte sich die Tränen von den Wangen.
„Großartig. Ich habe gute Nachrichten für Sie. Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass wir uns für Sie entschieden haben.“
Kari war nicht überrascht. Es war zwar bittere Ironie, dass sie diese Nachricht ausgerechnet jetzt bekam, nachdem sie Gage ihre Liebe gestanden hatte. Aber so war nun mal das Leben.
Kari bedankte sich und bat um achtundvierzig Stunden Bedenkzeit. Dann legte sie auf, griff nach einem Kissen und schleuderte es quer durch das Wohnzimmer.
„Verdammt, Gage!“, schrie sie in die Stille. „Und jetzt? Du wirst mir nicht sagen, was ich hören möchte, nicht wahr? Und wenn doch, wirst du dir endlos lange Zeit dafür nehmen. Und was soll ich tun? Ich habe dir gestanden, dass ich dich liebe. Bedeutet dir das denn gar nichts?“
Sie war zutiefst verletzt, weil Gage auf ihr Geständnis nicht reagiert hatte. Er hatte sie, ohne ein Wort zu erwidern, fortgehen lassen. Er hatte nicht gerade wie ein Mann gewirkt, der überwältigt von seinen Gefühlen war.
Sie sank in einen Sessel und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Es war alles furchtbar. Sie hatte ihm ihre Liebe gestanden, und er hatte nichts erwidert. Gerade so, als ob er ihr nichts zu sagen hatte. Sie schluchzte leise auf und wünschte sich, nie nach Possum Landing zurückgekehrt zu sein.
In den nächsten vierundzwanzig Stunden weinte Kari bis zur Erschöpfung, aß eine ganze Packung Eiscreme auf und schlief. Und währenddessen wartete sie darauf, dass das Telefon klingelte.
Als der Apparat schließlich läutete, war es die Sekretärin der Schule in Dallas, an der sie sich beworben hatte. Sie teilte ihr mit, dass man sich für sie entschieden habe.
Am nächsten Tag und nach vielen weiteren Tränen wusste Kari plötzlich, was zu tun war. Schlagartig sah sie alles klar.
Sie konnte Gage nicht zwingen, sie zu lieben, und sie konnte nicht darauf bestehen, dass er nach ihrem Zeitplan lebte. Die einzige Kontrolle, die sie besaß, war die über sich selbst. Über
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