JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
Entscheidung in Ruhe treffen.
14. KAPITEL
Endlich saßen Hannah und Antonio in seinem Jeep und ließen den Yachthafen hinter sich … und mit ihm Hannahs überfürsorgliche Familie, die sich in zwei überfüllten Minibussen auf dem Weg zum Hotel befand, und die wohlmeinenden Crew-Mitglieder der „Duchess“ die keinen Hehl aus ihrer freudigen Genugtuung gemacht hatten, dass sie in Bezug auf Hannah und Antonio richtig gelegen hatten.
Hannah selbst wusste nicht mehr, was richtig oder falsch war. Sie war nur froh, endlich Ruhe zu haben und nicht mehr lächeln zu müssen. Ihr Gesicht schmerzte. Und ihr Herz auch, weil sie sich hin- und hergerissen fühlte zwischen dem Wunsch, an das Bild zu glauben, das Antonio den ganzen Tag über gemalt hatte, und der Angst, dass es zu viele Fehler und Unwägbarkeiten enthielt.
„Fühlst du dich von deiner Familie unter Druck gesetzt … oder von mir?“, fragte Antonio sanft.
„Beides“, antwortete sie ehrlich und seufzte.
Er nahm ihre Hand und drückte sie. „Ich hatte das so nicht geplant. Allerdings wollte ich heute Abend um deine Hand anhalten.“
„Mir ist klar, dass meine Familie dich dazu gedrängt hat zu glauben, dass es bereits eine abgemachte Sache sei. Aber es gab noch gar keine Abmachung zwischen uns, Antonio, und …“ Sie schüttelte verunsichert den Kopf.
„Ich habe deiner Entscheidung vorgegriffen.“
„Ja.“
„Ist das so schlimm, Hannah? Hättest du dich anders entschieden, wenn wir allein gewesen wären?“
„Ich weiß es nicht. Du hast mir gar keine Chance gegeben, darüber nachzudenken und darüber zu reden.“
„Dann müssen wir wohl jetzt darüber reden.“
Er ließ ihre Hand los und parkte den Jeep vor ihrer Wohnung. Doch sie zögerte, ihm zu folgen, als er ausstieg. Nachdenklich blickte sie auf das große, weiß getünchte Holzhaus, das in vier Wohnungen unterteilt war. Nicht gerade luxuriös, aber gemütlich, und Hannah fühlte sich wohl in dem schlichten Apartment. Ihr eigener, ganz privater Lebensraum. Es war auch ein gutes Gefühl gewesen, ihn mit Antonio zu teilen. Warum also empfand sie ihn jetzt plötzlich als Eindringling? Ihr Herz pochte so heftig, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte.
Antonio öffnete ihr die Beifahrertür, doch Hannah blieb immer noch wie versteinert sitzen. Von wilden Zweifeln bedrängt, blickte sie zu ihm auf. War er der Richtige für sie? Würde er sie lieben bis ans Ende ihrer Tage und nie eine andere Frau begehren? Oder war das ein unmöglicher Traum?
Wortlos beugte Antonio sich vor, hob sie aus dem Jeep und trug sie einfach zum Hauseingang. Und nahm ihr damit wieder die Entscheidung ab!
„Warum tust du das?“, fragte sie fast flehentlich. Dabei legte sie ihm jedoch die Arme um den Nacken und hielt sich an seinen breiten Schultern fest.
„Du siehst so zerbrechlich aus“, antwortete er schroff.
Genauso fühlte sie sich auch. Und es war so einfach, den Kopf an seine Schulter zu schmiegen, die Augen zu schließen und aus seiner Kraft Trost zu schöpfen.
Vor ihrer Wohnungstür stellte Antonio sie auf die Füße. Doch er blieb dicht hinter ihr, wie ein Schutzschild, und umfasste ihre Taille, sodass sie sich an ihn lehnen konnte.
„Es tut mir leid, dass dieser Tag so hart für dich war, Hannah. Aber ich kann es nicht mehr ändern“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Ich weiß“, antwortete sie und schloss die Wohnungstür auf. Dann trat sie zur Seite, um Antonio einzulassen, denn sie wollte ihn, brauchte ihn, und ihre Gefühle waren stärker als alle Vernunft.
Antonio machte die Tür hinter ihnen zu und nahm Hannah in die Arme. Eindringlich blickte er ihr in die Augen, während er aussprach, was bislang noch nicht zwischen ihnen gesagt worden war. „Ich liebe dich, Hannah. Das muss dir doch klar sein.“
Ihr Herz krampfte sich zusammen. Warum schmerzten diese Worte so sehr? Eigentlich hätten sie ihr Herz mit Freude erfüllen müssen. Aber der Schatten von Schmerz und Verrat schwebte bedrohlich über ihr.
„Küss mich, Antonio“, bat sie. „Lass es mich fühlen.“
Antonio küsste sie so leidenschaftlich, dass alle Ängste und Zweifel des Tages zerstoben. Wildes Verlangen durchströmte sie, und sie dachte nur noch: ja, ja, ja!
Doch er schob sie unerwartet von sich fort. „Nein, das ist ganz falsch!“
„Warum?“, fragte sie verwirrt und enttäuscht.
„Du willst nicht im Sturm genommen werden.“
„O doch, ich will es!“
„Nein, du willst dich geliebt fühlen. Das ist
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