JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
übliche Frist für das Aufgebot, es sei denn, man erwirkt eine Sondererlaubnis“, erläuterte ihre Mutter arglos. „Und da wir Hannahs Organisationstalent kennen, waren wir besorgt …“
„Mrs. O’Neill …“
„Nennen Sie mich Maureen, mein Lieber.“ Sie tätschelte Antonio die Hand.
Hannah drängte es, den Irrtum endlich aufzuklären, der, wie es aussah, nur aufgekommen war, weil Antonio eine ziemlich drastische Taktik angewandt hatte, um Flynn loszuwerden. Ehe sie jedoch etwas sagen konnte, hatte Antonio schon wieder das Wort ergriffen und machte alles noch schlimmer.
„Maureen, ich darf Ihnen versichern, dass Hannah und ich eine große Hochzeitsfeier mit allem, was dazugehört, und mit der ganzen Familie haben werden. Meine Großmutter würde andernfalls kein Wort mehr mit mir sprechen.“
Hannah schluckte. Das trieb die Diplomatie eindeutig zu weit. Sie musste es unbedingt unterbinden. Aber wie sollte sie das tun, ohne Antonio wie einen Narren dastehen zu lassen?
Hochzeiten lassen sich auch wieder absagen, schoss es ihr durch den Kopf. Wer wusste das besser als sie?
„Wie lange werden Sie in Port Douglas bleiben?“, erkundigte sich Antonio höflich. „Meine Großmutter würde Sie sicher sehr gern kennenlernen.“
Nein! dachte Hannah entsetzt. Isabella Valeri-King würde das Spiel womöglich ernst nehmen. Es galt doch, den Schaden zu begrenzen, statt ihn noch zu verschlimmern!
„Nur dieses Wochenende“, antwortete ihr Vater zu ihrer Erleichterung. Da sie und Antonio am Sonntag arbeiteten, würde gar keine Zeit bleiben …
„In dem Fall werde ich für morgen den Dienstplan umstellen, damit Hannah und ich Zeit für Sie haben“, entschied Antonio und machte Hannahs Hoffnungen zunichte.
Ihre Mutter strahlte übers ganze Gesicht. „Das wäre wundervoll! Ich kann wirklich verstehen, warum Hannah …“
„Mom!“ Genug war genug! „Vater!“
Mit ihrem energischen Ausruf schaffte Hannah es endlich, dass ihre Eltern sich ihr zuwandten.
„Was in aller Welt fällt euch ein, hier mit dem ganzen Familientross aufzutauchen und …“
„Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt …“, setzte ihr Vater theatralisch an, doch Maureen O’Neill fiel ihrem Mann rasch ins Wort.
„Hannah, wir haben lange gewartet, dass du uns selber von Antonio erzählen würdest, aber schließlich …“
„Ich habe ein Recht auf ein Privatleben!“, stieß Hannah aus.
„Das genügt, junge Dame!“ Ihr Vater baute sich in seiner ganzen stattlichen Größe vor der Theke auf. „Wir haben sehr viel Geduld mit dir gehabt und dein Bedürfnis respektiert, Abstand zu gewinnen und deinem Leben eine neue Ausrichtung zu geben. Aber hast du einmal daran gedacht, welche Sorgen sich deine Mutter gemacht hat? Zwei Jahre hast du deine Familie aus deinem Leben ausgeschlossen. Zwei ganze Jahre!“
„Ich habe mich doch regelmäßig gemeldet!“, entgegnete Hannah angriffslustig. „Ihr wusstet immer, wo ich war und was ich gerade tat.“
Ihr Vater winkte verächtlich ab. „Reiseberichte!“
„Hör auf, Connor!“, mischte sich ihre Mutter energisch ein. „Wir sind hier, um Brücken zu bauen, vergiss das nicht!“
Inzwischen trudelten nach und nach auch Hannahs Schwestern und Brüder im Salon ein und wurden von Antonio begrüßt, gefolgt von den jeweiligen Ehepartnern und Kindern. Im Nu entstand ein fröhlicher Tumult, nahezu jeder hatte etwas zu der bevorstehenden Hochzeit zu bemerken, und die ganze Sache geriet immer mehr außer Kontrolle.
„Bitte, sei uns nicht böse, Hannah“, bat ihre Mutter.
„Sie hat keinen Grund, uns böse zu sein, Maureen“, widersprach ihr Vater sofort.
„Ich bin ja gar nicht böse …“ Hannah zuckte hilflos die Schultern. „Nur … überrascht.“
„Aber natürlich!“ Ihre Mutter lächelte liebevoll. „Es sollte ja auch eine Überraschung sein.“
Was für eine Überraschung! Vierundzwanzig große und kleine O’Neills … und dazwischen Antonio, konfrontiert mit den Erwartungen in Bezug auf eine Hochzeit, die bislang noch gar kein Thema zwischen ihnen gewesen war. Hannah hatte den Eindruck, dass ihm das Spiel zunehmend Spaß zu machen schien, angestachelt durch ihre reichlich temperamentvolle Familie. Hoffentlich war ihm klar, dass das alles seine Schuld war, denn schließlich hatte er das Märchen von den Hochzeitsplänen aufgebracht, um Flynn endgültig loszuwerden.
„Er ist zweifellos ein sehr attraktiver Mann“, meinte ihre Mutter nun bewundernd.
„Mir gefällt er
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