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JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04

JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04

Titel: JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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zurück nach New Orleans versetzt. Es war der Abend vor Halloween in dieser ungewöhnlichen Stadt gewesen. Das zarte Gesicht mit dem makellos hellen Porzellanteint, die ausdrucksvollen bernsteinfarbenen Augen, die vollen, sinnlich geschwungenen Lippen … das alles tauchte blitzartig wie ein Videoclip vor seinem geistigen Auge wieder auf: eine sehr schlanke, sehr junge Frau, eingehüllt in einen schwarzen Umhang mit rotem Satinfutter, das lange rote Haar fiel ihr offen über die schmalen Schultern … nicht seitlich zurückgekämmt und mit Spangen gehalten, wie sie es heute trug.
    Vor „Reverend Zombie’s Voodoo Shop“ hatte sie die Reisegruppe mit ihrem Einführungsvortrag zu einem „Gespenstischen Spaziergang durch die Stadtgeschichte“ in Bann geschlagen. Er, Matteo, hatte sie beobachtet, ihr gelauscht und ihren theatralischen Auftritt bewundert … die Tatsache, dass sie unverkennbar mit australischem Akzent sprach, hatte ihr einen zusätzlichen Reiz verliehen. Fasziniert hatte er sich der Gruppe sogar kurze Zeit angeschlossen und wäre vielleicht ganz dabeigeblieben, aber seine Freunde, mit denen er damals unterwegs gewesen war, hatten bald das Interesse an der Führung verloren, deshalb waren sie weitergezogen in eine der schillernden Bars im French Quarter.
    Dennoch erinnerte er sich ganz deutlich an sie: das Haar, das Gesicht, der auffallend helle Teint, der ihren Gruselgeschichten einen eigentümlichen Nachdruck verlieh. Woraus sich die Frage ergab: Was für ein Märchen hatte sie seiner Großmutter aufgetischt, um den Job als Autorin der Familienchronik zu bekommen? Hatte sie womöglich sogar Qualifikationen gefälscht … um sich sechs Monate bezahlten Urlaub in den Tropen zu ergaunern? Hatte seine Großmutter Nicole Redmans angebliche Qualifikationen auch nachgeprüft? Oder war ihr das gar nicht so wichtig gewesen, weil es ihr ja vor allem darum ging, für ihn, Matteo, eine Frau zu finden?
    Zorn keimte in ihm auf. Bei dieser Heiratskandidatin hatte seine Großmutter nun wirklich gründlich danebengegriffen und sich von einem leichtsinnigen Ding zum Narren halten lassen, das allerdings in Anbetracht der einschlägigen Erfahrung bestimmt schlau und schauspielerisch überzeugend agieren konnte – Matteo erinnerte sich immer noch sehr gut an die überaus unterhaltsamen Gruselgeschichten in New Orleans.
    Verstimmt angesichts der absurden Situation, in die die Heiratsintrigen seiner Großmutter ihn gebracht hatten, setzte er sich in seinen Schreibtischsessel und betrachtete die junge Frau vor ihm nachdenklich. Warum ausgerechnet sie? Was genau zeichnete sie aus, sodass Nonna in ihr die „passende Frau“ für ihn sah?
    Das rote Haar? Für das exotische Nachtleben in New Orleans mochte es ja gerade richtig sein, aber hier in den Tropen? Dieser zarte, helle Teint würde in Port Douglas verbrennen. Völliger Wahnsinn!
    Obwohl Matteo einräumte, dass der dramatische Kontrast zwischen dem flammend roten Haar und dem hellen Alabasterteint in Verbindung mit den zarten Gesichtszügen und den ungewöhnlichen, ausdrucksvollen Augen ihr eine gewisse, einzigartige Schönheit verlieh. Das hatte ihn schon vor zehn Jahren beeindruckt, und daran hatte sich nichts geändert. Dennoch war es offensichtlich, dass sie nicht in dieses Umfeld passte. Und die Vorstellung, dass sie ihr ganzes weiteres Leben hier verbringen könnte, erschien ihm geradezu abwegig.
    Sie saß ganz still und reglos da, den Hut auf dem Schoß, den Blick gesenkt … ein Bild der Sittsamkeit und Bescheidenheit, das völlig im Gegensatz zu der Rolle stand, die sie vor zehn Jahren gespielt hatte. Ohne den langen, einhüllenden Umhang von damals zeigte es sich, dass sie sehr schlank und zierlich war, ohne allerdings mager zu wirken. Das ärmellose, leichte Sommerkleid, das sie trug, ließ kleine, aber wohlgerundete Brüste erahnen. Matteo registrierte aufmerksam das leuchtende Gelb des Kleides, eine auffällige Farbe, die nicht gerade zu ihrer gespielten Zurückhaltung passte.
    Denn dass sie mit ihm ein Spiel trieb, daran zweifelte er nicht. Plötzlich reizte es ihn, sie herauszufordern, und er vergaß seinen ursprünglichen Vorsatz, sie so schnell wie möglich wieder loszuwerden. Entspannt lehnte er sich zurück in der beruhigenden Zuversicht, dass er ihr gegenüber im Vorteil war, weil sie sich bestimmt nicht an ihn erinnerte. Er und seine Freunde waren an jenem wilden, ausgelassenen Abend vor Halloween maskiert gewesen.

    „Wie ich gehört habe, sind

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