JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04

in Eile!“, sagte sie und seufzte. „Du hast ja gar nichts gegessen.“
    „Tut mir leid, Nonna, aber ich hatte ein reichliches Mittagessen“, sagte er entschuldigend und küsste sie auf die Wange. „Nochmals danke, dass du für mich eingesprungen bist.“
    „Vielleicht kann Hannah dich ja mit ihren Kochkünsten in Versuchung führen.“
    Kochkünste waren so ziemlich das Letzte, woran Antonio bei Hannahs Anblick dachte, doch er hütete sich, das vor seiner Großmutter zu sagen. „Solange sie damit unsere Gäste auf der ‚Duchess‘ in Versuchung führt, bin ich schon zufrieden.“
    „Mrs. Valeri-King, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich es zu schätzen weiß, dass Sie mir die Chance geben, meine Fähigkeiten zu beweisen“, meldete sich Hannah mit ihrer sanften, schmeichelnden Stimme zu Wort, was der alten Dame ein freundliches Lächeln entlockte.
    „Ich hoffe, dass sich alles zur allgemeinen Zufriedenheit entwickelt, meine Liebe. Und Sie müssen mir unbedingt bald wieder beim Nachmittagstee Gesellschaft leisten. Ich habe unser kleines Plauderstündchen genossen.“
    „Sehr gern, Mrs. Valeri-King.“
    Na wunderbar! dachte Antonio gereizt. Als Nächstes würde Hannah O’Neill zu sämtlichen Familienfeiern eingeladen werden, und er würde ihr überhaupt nicht mehr aus dem Weg gehen können. Und davon abgesehen, wusste er nicht, wie er Alessandro und Matteo einleuchtend erklären sollte, dass sie in einem der „Coral King“-Apartments wohnen sollte. Eine seiner Angestellten!
    Nonna hatte ihn in eine sehr unangenehme Lage manövriert. Irgendwie musste er sich daraus befreien, ohne seine Großmutter zu verärgern und ohne sich selbst große Probleme mit Hannah O’Neill einzuhandeln.

3. KAPITEL
    „Kommen Sie hier entlang. Wir nehmen den Jeep.“ Antonio ging voraus zur Rückseite des Schlosses.
    Immer in Eile, hatte seine Großmutter gesagt. Hannah musste ihr beipflichten. Sie hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Aber ihr Herz pochte auch noch aus einem anderen Grund viel zu heftig. Hoffentlich hatte sie sich mit diesem Job nicht übernommen! Offensichtlich war es nicht leicht, Antonio Kings Ansprüchen gerecht zu werden. Sie würde sehr schnell lernen müssen.
    Der Jeep parkte neben dem Hubschrauberlandeplatz. Das Schloss, der Hubschrauber … alles, was man hier sah, verriet Geld, viel Geld. War es möglich, dass ein Millionär sich in eine Köchin verliebte?
    Wunder gibt es immer wieder, dachte Hannah optimistisch und bedachte Antonio mit einem strahlenden Lächeln, als er ihr die Beifahrertür des Jeeps aufhielt. Leider bemerkte er es gar nicht, denn sein Blick war starr auf ihre Füße gerichtet. Sobald sie im Wagen saß, schlug er die Tür wieder zu und ging mit ziemlich nachdenklicher Miene auf die Fahrerseite.
    Geschäftliche Sorgen? Vermutlich hätte er es als anmaßend empfunden, wenn sie ihn danach gefragt hätte, deshalb hielt Hannah auf der Fahrt zum Yachthafen lieber den Mund. Antonio wiederum blieb abweisend schweigsam, bis sie das Büro der „Kingtripper Company“ erreichten, wo er sie sang- und klanglos an die Empfangssekretärin übergab.
    „Sally, das ist Hannah O’Neill. Sie ist unser neuer Küchenchef auf der ‚Duchess‘.“
    „Hallo! Wie toll! Herzlichen Glückwunsch!“
    Er ließ Hannah nicht einmal die Möglichkeit, darauf zu antworten. „Statten Sie sie mit einer Uniform und allen Fakten über unsere Fahrten aus, und informieren Sie mich, sobald die Crew zurück ist. Ich habe noch zu tun.“
    „Wird erledigt“, versprach Sally, während Antonio sich bereits abgewandt hatte und in seinem Büro verschwand. Die hübsche brünette Empfangssekretärin schien sich durch seine schroffe Art keineswegs die Laune verderben zu lassen. Ihre blauen Augen funkelten lebhaft, als sie Hannah nochmals lächelnd begrüßte: „Willkommen an Bord der ‚Kingtripper Company‘.“
    „Danke.“ Hannah erwiderte das Lächeln und flüsterte verschwörerisch mit Blick auf die inzwischen verschlossene Tür: „Ist er immer so schnell?“
    „Nun ja, die Sache mit dem Küchenchef drängt, weil Chris wegen Johnnys Abreise völlig mit den Nerven fertig ist.“
    „Und wer ist Johnny?“
    „Sein Lebensgefährte. Er ist letzte Woche nach Sydney abgereist und hat ihm das Ultimatum gestellt, ihm zu folgen oder die Beziehung als beendet zu betrachten.“ Sally verdrehte die Augen. „Wenn Sie mich fragen, wäre Chris ohne ihn besser dran, aber schwule Beziehungen sind wahrscheinlich genauso