JULIA FESTIVAL EXTRA Band 06
…“
„Seb Cooke! Den soll ich vertreten?“
Ihr Vater hatte eine Augenbraue hochgezogen. Offenbar war ihr feindseliger Ton ihm nicht entgangen. „Was stört dich daran? Ich dachte …“
„Schon gut“, unterbrach sie ihn. Die Situation und ihre Gefühle waren viel zu kompliziert, um sie ihm zu erklären. Schließlich konnte sie ihrem Vater schlecht erzählen, dass sie an Seb vor allem dessen erotische Ausstrahlung störte. Dass seine herbe Männlichkeit sie fast schmerzhaft spüren ließ, wie unvollkommen als Frau sie sich fühlte.
„Er kauft die Wohnung neben meiner“, sagte sie nur.
„Ja, ich weiß“, erwiderte ihr Vater und hielt es für vernünftiger, das Thema nicht weiter zu verfolgen.
Katie hatte sich verändert. Sie war nicht nur reifer, sondern auch nachdenklicher, wenn nicht sogar traurig geworden. Irgendetwas musste passiert sein und sie zutiefst verletzt haben. So gern er ihr auch helfen würde, er konnte es nicht. Seine Tochter war erwachsen und vertraute sich nicht einmal ihrer Mutter an.
Jon hatte mit Seb einen Termin für Montag vereinbart. Jetzt würde sie diesen Termin übernehmen müssen. Zum Glück war die Arbeit fast erledigt, und Seb brauchte nur noch einige Papiere zu unterschreiben. Danach war der Kauf so gut wie abgeschlossen, und sie brauchte ihn nicht mehr wiederzusehen. Sicher, er blieb immer noch ihr Nachbar, aber sie würde ihm einfach aus dem Weg gehen.
Was für ein Mann ist er eigentlich?, überlegte sie, als sie kurz darauf unter der Dusche stand. Er kaufte die Wohnung nur in seinem Namen, anstatt auch seine Frau als Eigentümerin eintragen zu lassen. So ein altmodisches Verhalten hatte sie noch nie ausstehen können. Zum Glück kam es heutzutage nur noch selten vor. Die meisten Männer behandelten ihre Frauen als gleichberechtigte Partnerin.
Na gut, wenn es um intime Dinge ging, war sie selbst auch ein wenig altmodisch, aber abgesehen davon war sie eine moderne Frau. Ein Mann, der seine Partnerin in finanzieller Hinsicht benachteiligte, war mit Sicherheit auch emotional und sexuell ein rücksichtsloser Egoist.
Sie fragte sich, wie Sebs Frau wohl sein mochte? Mit Sicherheit sehr attraktiv. Bei seiner Arroganz erwartete er vermutlich, dass sein Leben in jeder Hinsicht perfekt sei. Und seine wunderschöne Tochter war der lebende Beweis dafür, dass ihre Eltern auch äußerlich zusammenpassten.
Ob seine Frau intelligent, geistreich und vielleicht sogar lustig war? Gelang es ihr, Wärme, Zuneigung und Leidenschaft in seine grünen Augen zu zaubern, wenn er sie ansah?
Betrübt schüttelte Katie den Kopf. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie sich in einen missmutigen, verschlossenen Menschen verwandeln, der seine eigene Freudlosigkeit dadurch kompensierte, dass er bei allen anderen nach Fehlern suchte. Dabei wollte sie ja gar keine Beziehung mehr. Den Mann, in den sie sich verliebt hatte, konnte sie nicht bekommen. Und einen wie ihn gab es kein zweites Mal.
Draußen schien die Sonne. Es war ein wunderschöner warmer Abend, und Katie wusste aus Erfahrung, dass die Gäste ihrer Eltern erst einmal auf einen Aperitif in den Garten gebeten wurden.
Also ging sie an den Schrank, um etwas Passendes auszusuchen.
Der Rock aus herrlich leichtem Taft saß perfekt und war außerdem auch noch bequem. Dazu wählte sie das langärmelige T-Shirt, das Louise ihr geschenkt hatte.
Sie sah in den Spiegel. „Es ist zu eng und zu …“
„Sexy“, hatte Louise sie damals mit belustigt blitzenden Augen unterbrochen. „Und das soll es auch, Katie. Seit du bei dieser Wohltätigkeitsorganisation arbeitest, ziehst du dich viel zu bieder und matronenhaft an. Du hast eine tolle Figur. Eine viel bessere als ich“, hatte sie hinzugefügt, bevor Katie widersprechen konnte. „Selbst Gareth meint, dass unsere Mutter sich modischer kleidet als du. Ich weiß, du willst keine teuren Sachen tragen, weil die Menschen, denen du hilfst, sich keine leisten können. Aber es gibt auch preiswerte Sachen, in denen du gut aussehen kannst.“
Katie musste lächeln, als sie die zarten goldenen Ohrringe anlegte, die sie zu Weihnachten von Louise und Gareth bekommen hatte. Sie passten zu ihrem Lieblingsarmreif.
Fünf Minuten später ging sie nach unten und scheuchte ihre Mutter aus der Küche, damit auch sie duschen und sich umziehen konnte. „Keine Sorge, Ma, ich erledige alles.“
„Würdest du das tun? Ach ja, könntest du auch noch die Blumen arrangieren, die ich in die Waschküche gestellt habe? Du
Weitere Kostenlose Bücher