JULIA GOLD Band 32
sind hier unten eingesperrt. Woher wissen Sie von den Intrigen am Hof?“
Taleesha lächelte. „Wir sind nicht völlig isoliert.“
So viel zu vorgefassten Meinungen. Die Haremsfrauen waren keine geistlosen Sexobjekte. Und sie waren gut informiert. Was bedeutete, dass sie Kontakt mit der Welt außerhalb dieser Räume hatten.
Eine Dienerin brachte Tee und Kekse. Noch eine Überraschung. Pippa hatte nicht gewusst, dass die Haremsfrauen Dienstboten hatten.
Nachdem sie Tee getrunken hatten, zogen sich die meisten Frauen zurück. In ihre Zimmer, vermutlich. Oder schliefen sie in einem Schlafsaal? Pippa sah im Geiste plötzlich eine Orgie. Hassan, umgeben von seinen sexy Frauen. Sie stellte sich seinen herrlichen, nackten Körper vor, während er sich sinnlich an ihnen bewegte. Ihr brannte das Gesicht, und sie schüttelte den Kopf, um das beunruhigende Bild zu verbannen.
Taleesha blickte sie verblüfft an. „Was haben Sie denn?“
„Nichts! Ich … ich denke, ich sollte besser zurückgehen.“
Taleesha nickte lächelnd. „Seine Hoheit ist kein geduldiger Mann.“
„Das haben Sie falsch verstanden. Ich bin nicht … Oh, hat nichts zu sagen. Kann ich mir ein Nachthemd leihen?“
Wenn die Bitte Taleesha überraschte, so verbarg sie es. Sie verließ das Zimmer und kehrte kurz darauf mit einem Nachthemd aus pfirsichfarbenem Chiffon zurück.
Pippa betrachtete die wunderschöne Kreation kritisch. „Tragt ihr niemals irgendetwas, was nicht durchsichtig ist?“
„Hätten Sie lieber ein blaues?“
„Nein“, sagte Pippa resigniert. „Haben Sie eine Hose oder einen Rock und ein T-Shirt? Ich brauche für morgen etwas zum Anziehen.“
„Einen Moment.“ Taleesha ging wieder hinaus und kehrte mit mehreren Kleidungsstücken über dem Arm zurück.
Zumindest waren sie nicht aus Chiffon. Eine Robe war aus pinkfarbenem Brokat und hatte eine Seidenkordel als Gürtel, eine andere war aus smaragdgrünem Satin, und ein sittsames Baumwollkleid in einem zarten Lavendelton war auch dabei. „Sie sind perfekt. Danke, Taleesha.“
Hassan machten Staatsbankette keinen Spaß. Sie waren unerträglich langweilig. Dieselben Leute sagten dieselben Dinge und hielten dasselbe verstaubte Protokoll ein. Er kam niemals dazu, mit jemand Neuem zu sprechen. Nur wenige Fremde fanden überhaupt den Weg in den Palast. Sofort dachte er an Pippa. Sie war wie ein frischer Lufthauch, eine Erinnerung an die Frauen, die er in den Vereinigten Staaten kennengelernt hatte: intelligent, unabhängig und interessant. Pippa war wie sie und mehr. Nicht viele Frauen hatten so herrliches Haar und einen so sinnlichen Mund. Hassan wurde erregt, als er an ihren schlanken, kurvenreichen Körper dachte. Während sie auf dem Sofa gelegen hatte, war sie ihm so rührend verletzlich vorgekommen – bis er angefangen hatte, ihr das Kleid zu öffnen, für den Fall, dass sie die Ohnmacht nicht simulierte. Bei der Erinnerung an ihre wütende Reaktion lächelte er unbewusst. Es erforderte viel Mut, ihm so die Stirn zu bieten. Pippa war wie ein Kätzchen mit dem Kampfgeist einer Löwin.
Analya legte Hassan die Hand auf den Arm. „Du siehst aus, als würdest du an etwas Schönes denken.“
„Ich bin nur erleichtert, dass das Essen fast vorbei ist.“
„Es tut mir leid, dass ich nicht amüsanter bin“, sagte sie gekränkt.
„Ganz im Gegenteil. Du bist der einzige Lichtblick bei diesen langweiligen Veranstaltungen“, erwiderte Hassan gewandt.
Sie warf ihm einen verführerischen Blick zu. „Ich hatte Angst, du würdest nicht mehr so empfinden.“
„Meine Gefühle für dich haben sich nicht geändert.“ Hassans Miene war unergründlich.
„Ich bin so glücklich, das zu hören! Ich gebe zu, dass ich begonnen hatte, Zweifel zu haben. Es war ein Schock, heute diese Ausländerin in der Suite deiner Mutter anzutreffen.“
„Ich halte nichts davon, in der Vergangenheit zu leben.“
„Liebling, ich mache mir Sorgen um dich. Ich habe gehört, dass sich die Frau von den Wachen losgerissen hat und auf dich zugestürzt ist! Meinst du nicht, dass es gefährlich ist, sie so nah bei dir zu haben?“
„Sie ist zierlich. Ich glaube, ich könnte sie überwältigen“, erwiderte Hassan trocken.
„Sei ernst. Du weißt nicht, wozu so eine Frau fähig ist.“
Er lächelte. „Nein, aber es ist interessant, darüber zu spekulieren.“
„Ich muss mich doch sehr wundern“, sagte Analya kühl. „Was ist aus all den radikalen Ansichten geworden, die du in Amerika
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