JULIA GOLD Band 32
ich fürchte, ich bin den ganzen Nachmittag beschäftigt.“ Nachdem er längere Zeit zugehört hatte, sagte er: „Das ist nicht ganz richtig. Wir waren gestern Abend zusammen … Vielleicht, doch ich kann nichts versprechen. Ich muss jetzt auflegen. Jemand wartet auf mich.“
„Sie ist sehr hartnäckig, stimmt’s?“, fragte Pippa.
Hassan tat ahnungslos. „Wer?“
„Deine Freundin Analya. Nur gut, dass sie nicht wusste, wer der Jemand ist, der auf dich wartet, sonst hättest du jetzt wirklich Ärger.“
„Analya würde mir niemals das Leben schwer machen. Sie ist immer sehr besorgt um mich.“
„Weil sie hofft, dich zu angeln. Wenn du das verlogene Theater nicht durchschaust, hast du es verdient, das kleine Biest zu heiraten und mit den Konsequenzen zu leben.“
Hassan lachte. „Arme Analya. Ich möchte nicht auf deiner Abschussliste stehen.“
„Sie interessiert mich überhaupt nicht“, sagte Pippa kühl. „Ich hoffe, ihr werdet glücklich zusammen.“
„Deine Glückwünsche sind verfrüht, aber ich weiß deine Einstellung zu schätzen“, erwiderte er belustigt.
Sie warf ihm einen verärgerten Blick zu. „Können wir jetzt wieder an die Arbeit gehen?“
„Wenn du nicht noch einen Rat für mein Liebesleben hast“, neckte er sie. „Vorschläge sind willkommen. Du bist mit Analya nicht einverstanden, und die Haremsdamen sind verboten. Was also soll ich machen, wenn ich mit einer Frau zusammen sein möchte?“
„Ich bin sicher, du findest eine“, erwiderte Pippa trocken. „Du könntest sogar etwas Drastisches versuchen und dich verlieben.“
Hassan sah sie neugierig an. „Bist du schon einmal verliebt gewesen?“
„Nicht wirklich. Ich habe einige Male geglaubt, es zu sein, aber es war Wunschdenken. Und du?“
„Bei mir ist es das Gleiche. Würdest du sagen, dass wir fällig sind?“
„Einen Zeitpunkt dafür kann man wohl nicht festsetzen. Ich denke, es passiert einfach.“
„Es würde mich überhaupt nicht wundern“, erwiderte Hassan leise.
Das Telefon klingelte. Diesmal ging es um eine Palastangelegenheit. Er hatte gerade aufgelegt, als Raysim kam.
„Einer der Minister – Boronai – hat mich gebeten, mit dir über die Gehälter zu sprechen. Sie werden normalerweise um diese Zeit des Jahres überprüft.“
„Im Moment bin ich beschäftigt.“
„Natürlich, ich verstehe.“ Raysim zögerte. „Ich dachte nur, weil er doch Analyas Vater ist … Er rechnet mit zusätzlichen Kosten.“
„Alle Minister werden gut bezahlt. Ich bezweifle, dass sich Boronai Sorgen darum machen muss, wo er seine nächste Mahlzeit herbekommt“, sagte Hassan trocken.
„Du willst doch wohl nicht, dass er Analyas Kleidergeld kürzt?“ Raysim lachte.
„Das ist zum Glück nicht mein Problem.“
„Noch nicht, jedenfalls.“ Raysim blickte Pippa an. „Hat Hassan Ihnen schon alle unsere Geheimnisse verraten?“
„Bis jetzt hatte er keine Gelegenheit, mir viel zu erzählen“, erwiderte sie.
„Gibt es noch irgendetwas?“, fragte Hassan spitz.
„Nein, ich verstehe einen Wink.“ Raysim lächelte. „Ich wollte gerade gehen.“
„Vielleicht kann ich dich jetzt eine Zeit lang ganz für mich allein haben“, sagte Hassan.
„Das ist auch ein Grund, warum wir niemals zu etwas kommen“, meinte Pippa trocken. „Könntest du versuchen, nicht persönlich zu werden?“
„Einfach ist das nicht, wenn du so aussiehst.“ Hassan ließ bewundernd den Blick über sie gleiten.
Pippa trug die pinkfarbene Brokatrobe, die mit einer Seidenkordel geschlossen wurde. Sie bereute ihre Wahl, weil sich der Gürtel ständig lockerte und die Robe immer weiter aufging. „Konzentrier dich.“
„Das tue ich schon.“
„Auf das Interview. Stammst du vom ersten Sultan ab?“
„Vermutlich. Aber in die jahrhundertealte Geschichte eines Landes mischen sich auch viele Mythen.“ Es klopfte, und Hassan verbarg seine Verärgerung nicht, als er die Tür öffnete. „Was ist?“
„Tut mir leid, Sie zu stören, Euer Majestät. Es betrifft den Regimekritiker Akmed. Kalid bittet um Ihre Erlaubnis, ihn zum Verhör in den Palast bringen zu lassen.“
„Mit welcher Begründung?“
„Wir wissen aus verlässlicher Quelle, dass er in einem Café ein Geheimtreffen mit seinen Anhängern hatte.“
„Wenn sie alle in einem Café Platz haben, glaube ich nicht, dass wir uns große Sorgen machen müssen“, spottete Hassan.
Kalids Assistent sah trotzdem weiter besorgt aus.
„In Ordnung, schicken Sie den Chef der
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