Julia Gold Band 47
musste sie ihre innere Zerrissenheit preisgegeben haben. Raschid hatte gewartet, bis sie wieder bei Kräften war. Die ganze Zeit über musste ihn jedoch der Argwohn geplagt haben, dass seine frischangetraute Frau möglicherweise gar nicht unberührt war, wie er geglaubt hatte. Im Klartext lautete Raschids Frage: Hatte sie, Polly, mit Chris geschlafen?
„Nun, Polly?“
Sie sah Raschid fest an. „Meine Beziehung zu Chris hat nichts mit dir zu tun. Du hast meine Zukunft gekauft, nicht meine Vergangenheit.“
Raschid sprang auf. „Liebst du ihn?“, fragte er scharf. „Antworte mir! Du bist meine Frau!“
Polly senkte den Kopf. Was sie für Liebe gehalten hatte, war nur eine Jungmädchenschwärmerei gewesen, doch das ging Raschid nichts an.
„Schau mich an!“, befahl er. „Ich fordere eine Antwort von dir. Das ist mein gutes Recht!“
Polly blickte auf. „Was würdest du sagen, wenn Chris meine große Liebe wäre?“
„Und mit dieser Einstellung hast du mich geheiratet?“, empörte Raschid sich. „Ich hatte mir vorgenommen, dich nicht noch einmal zu verurteilen, ohne dich vorher angehört zu haben, aber jetzt frage ich mich, wie ich etwas bezweifeln konnte, was ich mit eigenen Augen gesehen habe.“
Polly spürte, dass Raschid sich nur noch mühsam beherrschte, und verzichtete vorsichtshalber darauf, seinen Verdacht zu bestätigen. Seufzend sagte sie: „Du meine Güte, das sollte doch nur ein Witz sein!“
Raschid setzte sich zu ihr. „Ein Witz?“
Er war ihr viel zu nah, und sie versuchte, von ihm abzurücken, doch er griff ihr ins Haar und hielt sie fest. „Erkläre mir den Witz“, verlangte er, und seine Augen glitzerten.
„Also Witz ist wohl nicht der richtige Ausdruck“, verbesserte Polly sich nervös. „Du kennst die Hintergründe nicht …“ Raschid packte sie fester am Haar. „Dann klär mich auf.“
„Chris und ich sind zusammen aufgewachsen. Er … ist eigentlich nur ein guter Freund.“
Raschid kniff die Augen zusammen. „Das dürfte längst nicht die ganze Geschichte sein.“
„Es ist der Kern“, erwiderte Polly gereizt.
„Ich bin sicher, dass du dich zu diesem Mann hingezogen gefühlt hast“, widersprach Raschid täuschend ruhig. „Und wenn ich nicht gekommen wäre …“ Er zog Polly rückwärts auf die Kissen hinunter und glitt über sie, sodass sie ihm ausgeliefert war. „Aber ich verstehe die Pointe deines … Witzes immer noch nicht.“
„Ich hatte mich falsch ausgedrückt.“ Das sagte ich doch schon. Verzweifelt versuchte Polly, sich zu befreien.
„Diplomatie gehört auch nicht zu deinen Stärken.“ Raschid lächelte ironisch. „Du wolltest mich eifersüchtig machen. Meine liebe Polly, du bist sehr leicht zu durchschauen. Aber warum sollte ich auf meine Frau eifersüchtig sein? Du gehörst mir. Ohne meine Erlaubnis gehst du nirgendwohin.“
„Ich wollte dich nicht eifersüchtig machen“, brauste sie auf. „Und hör auf zu behaupten, ich gehöre dir!“
„Aber es stimmt doch. Warum also darüber streiten?“ Raschid sah, dass Polly Hilfe suchend zur Tür blickte, und setzte hinzu: „Ohne meine Aufforderung erscheinen die Bediensteten nicht.“
„Und wenn ich schreie?“, drohte Polly.
Raschid lachte leise. „Wenn du schreist, werden sie dich entweder für eine sehr leidenschaftliche Frau halten oder glauben, dass ich dich versohle. In beiden Fällen kommen sie ganz sicher nicht herbeigeeilt.“
Polly bemerkte das Funkeln in seinen Augen, und ihr Herz begann zu pochen. Als er sie küsste, versuchte sie, den Kopf wegzudrehen, doch Rashid hielt ihr Kinn fest.
„Nein!“, flüsterte sie atemlos.
„Vom ersten Moment an haben wir einander begehrt. Eines Tages wirst du das Wort Nein nicht mehr kennen, wenn du in meinen Armen liegst.“
Wieder bedeckte Raschid ihren Mund mit seinem und küsste sie ohne jede Hast zärtlich und verlangend zugleich, bis Polly sich entspannte und sich den erregenden Empfindungen hingab, die sie durchströmten. Selbstvergessen schmiegte sie sich an Raschid, der ihren Körper sinnlich streichelnd zu erkunden begann.
Unvermittelt gab Raschid sie jedoch frei und ließ sich zurücksinken. Einen Augenblick betrachtete er Pollys verklärt schimmernde Augen und die geröteten Wangen.
„Ich sollte besser nichts anfangen, was ich nicht zu Ende führen kann.“ Raschid lächelte flüchtig. „Noch bist du nicht völlig genesen, obwohl ich diesen Moment ungeduldig herbeisehne.“
Polly zog den geöffneten Morgenmantel
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