Julia Gold Band 47
mitgebracht.“ Polly erschauerte unter der Kälte des Metalls, als Raschid ihr Haar anhob und ihr das kostbare Geschmeide anlegte.
Sie räusperte sich, weil ihre Kehle wie zugeschnürt war. „Es ist … wundervoll“, hauchte sie.
„Passende Ohrringe und ein Armband gehören auch dazu“, erklärte Raschid ruhig.
Oh, sie fühlte sich so schrecklich elend. Sie kam sich wie eine Konkubine vor, die für ihre Dienste bezahlt wurde. Am liebsten hätte sie Raschid das Schmuckstück ins Gesicht geschleudert und ihn angeschrien, es doch einer seiner Geliebten zu schenken.
Stattdessen wickelte Polly sich in das Laken und hastete ins Badezimmer. Sie schaute in den Spiegel. Zwar sah sie unverändert aus, aber sie wusste, dass sie nie mehr dieselbe sein würde. Mit zittrigen Fingern tastete sie nach dem Diamanthalsband und nahm es rasch ab.
Das Verlangen hatte sie um den Verstand gebracht … aber sie hatte Raschid über alle Maßen begehrt – und sie begehrte ihn immer noch. Polly war entsetzt über sich selbst und verachtete sich. Was hatte er mit ihr gemacht? Was war mit ihr geschehen, als er ihren Körper erkundete?
Von Scham gepeinigt, trat Polly unter die Dusche. Im nächsten Augenblick umfingen starke Arme sie von hinten.
„Raschid!“
„Glaub mir, du wirst nie mit einem anderen duschen.“
„Das will ich auch nicht mit dir!“, versuchte Polly, ihn abzuwehren. „Oder herrscht hier Wasserknappheit?“
„Mach dich nicht lächerlich, Polly.“ Raschid küsste sie, bis sie sich atemlos an ihn drängte. Später hätte sie nicht mehr sagen können, wie sie die Duschkabine verlassen hatte. Raschid glitt mit ihr auf den flauschigen Teppich und drang stürmisch in sie ein. Wieder vergaß sie jede Zurückhaltung und überließ sich wollüstig ihrer Lust.
Hinterher kamen Polly die gedämpften Deckenlichter wie anklagend blickende Augen vor.
Raschid strich ihr mit einer Zärtlichkeit über die feuchte Haut, die sich erstaunlich von der Leidenschaftlichkeit unterschied, mit der er Polly geliebt hatte.
Das Ganze kam ihr wie ein verrückter Traum vor, aus dem sie jeden Moment erwachen und feststellen würde, dass sie doch nicht Raschids Geliebte war. Aber es war kein Traum. Sie war diesem Mann hilflos ausgeliefert, der sie sexuell völlig in seinen Bann zog und dazu brachte, ihre Vorsätze über Bord zu werfen.
6. KAPITEL
Raschid gestand bedauernd: „Leider kann ich nicht bei dir bleiben, Polly. Ich muss meinem Vater einen Bericht vorlegen. Anschließend esse ich mit ihm. Aber ich versuche, nicht zu spät zurückzukommen.“
„Von mir aus bleib die ganze Nacht fort“, erwiderte sie gespielt kühl. Ihre Enttäuschung wollte sie sich auf keinen Fall anmerken lassen. „Erstaunlich, dass du ein Zusammensein mit mir überhaupt in deinen mit Terminen gespickten Kalender einschieben konntest.“
Raschid lachte leise. „Für gewisse Dinge sollte man immer Zeit haben.“
Er deckte Polly zu, aber sie setzte sich wieder auf und stopfte sich das Laken unter die Arme. „Ich möchte ein eigenes Zimmer haben. Hier gibt es mindestens ein Dutzend, die leer stehen.“
„Aber dann müsste ich dich immer holen, und das wäre doch lästig.“ Raschid war jetzt mit dem Ankleiden fertig und befestigte einen gekrümmten, kunstvoll gearbeiteten Silberdolch an seinem Gürtel. Daraufhin warf er sich einen mit Goldborten verzierten schwarzen Umhang über.
Polly packte die Wut. „Ich hasse dich! In meinem ganzen Leben habe ich noch niemanden gehasst, aber dich hasse ich!“
„Also genieße ich bei dir eine Sonderstellung. Ich fühle mich geehrt.“ Nachsichtig lächelnd verließ Raschid das Zimmer.
Er hat mich vergessen, sobald er die Tür hinter sich geschlossen hat, dachte sie bitter. Sie kam sich wie eine Dirne vor, zu der er gehen konnte, wann immer er Verlangen spürte. Aber hatte er sie nicht gewarnt, wie das Zusammenleben mit ihm aussehen würde? Liebe würde es in ihrer Beziehung nicht geben …
Pollys Zorn war verflogen. Plötzlich fühlte sie sich entsetzlich einsam. Und besonders die Tatsache, dass Raschid nach wie vor sein eigenes Leben lebte und sie davon ausschloss, verletzte sie zutiefst.
Erst gegen Mitternacht kehrte Raschid zurück. Polly hörte ihn nicht, weil er den Salon leise betrat. Als sie den Kopf hob, entdeckte sie Raschid im Lichtkegel der Lampe neben sich. Bei seinem Anblick schlug ihr Herz schneller.
„Wir haben unerwartet Gäste bekommen“, berichtete er. „Da hätte es einen schlechten
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