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Julia Gold Band 47

Julia Gold Band 47

Titel: Julia Gold Band 47 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbi Rawlins , Carol Grace
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hoch. „Komm. Die anderen warten auf uns.“
    Polly saß wieder in der Sänfte. Es erleichterte sie, dass Raschid jetzt wenigstens wieder mit ihr sprach.
    Die lange Kamelkarawane bewegte sich auf das Herz der Wüste zu. Gebannt verfolgte Polly, wie der feuerrote Sonnenball am Horizont aufstieg und den Sand in faszinierenden Tönen aufschimmern ließ. Ab und zu unterbrachen vulkanische Felsformationen die Eintönigkeit der Landschaft. Als die Sonne den Zenit erreichte, machten das grelle Licht und die Hitze Polly zu schaffen. Polly döste im Sitzen und merkte nur undeutlich, dass die Karawane langsam zum Stillstand kam.
    Polly versuchte, ihre steifen Glieder zu bewegen, und war dankbar, dass Raschid ihr vom Kamel half. Als er sie losließ, begann sich vor ihr alles zu drehen, und im nächsten Moment verlor sie für längere Zeit das Bewusstsein.
    Benommen öffnete Polly die Augen und begegnete Raschids Blick. „Tut mir leid … ich weiß auch nicht, was …“
    Seine besorgte Miene entspannte sich. „Diese Art zu reisen ist zu anstrengend für dich.“
    Ein notdürftiger Sonnenschutz war für Polly errichtet worden, unter den man sie gebettet hatte. Selbstmitleid übermannte sie, und ihr kamen die Tränen. Sie war verschwitzt und fühlte sich schrecklich. In Raschids Blick lag der unausgesprochene Vorwurf, warum sie nicht rechtzeitig Bescheid gesagt hätte, dass es ihr nicht gut ginge. Aber sie war doch eigentlich nur sehr müde gewesen …
    „Bitte nicht weinen. Von allen weiblichen Waffen sind Tränen die schlimmsten“, brummte Raschid.
    Polly versuchte, sich zusammenzureißen, aber die Tränen wollten einfach nicht versiegen. Was war nur mit ihr los?
    „Polly … bitte.“ Raschid reichte ihr ein Taschentuch, und sie tupfte sich schuldbewusst das Gesicht ab.
    Seufzend fuhr er fort: „Ich habe dich durch diese Heirat sehr unglücklich gemacht. Manchmal bringst du mich völlig aus der Fassung … wie letzte Nacht. Im Gegensatz zu dir fällt es mir nicht leicht, einem anderen meine Gefühle anzuvertrauen.“ Er schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich möchte dich um Verzeihung bitten, dass ich an deiner Treue gezweifelt habe, Polly. Ich hatte nicht genügend Grund, dich einfach zu verurteilen, ohne dich anzuhören.“
    „Schon vergessen.“
    „Du verzeihst schnell. Ich habe dich nicht so behandelt, wie ich versprochen hatte.“
    Polly schnäuzte sich, um einen erneuten Tränenausbruch abzuwehren.
    Jetzt stand Raschid auf und half ihr hoch. „Das Zelt ist aufgeschlagen, und drinnen scheint alles vorbereitet zu sein. Du solltest dich ausruhen“, riet er. „Ich hatte gehofft, wir würden heute noch bis Aldeza kommen, aber du bist zu erschöpft.“
    „Was ist in Aldeza?“
    „Der Brunnenpalast.“
    Polly erwachte und blickte sich verwundert in dem von einer Öllampe gedämpft erhellten Zelt um.
    In der Mitte des Lagers prasselte ein großes Feuer, um das die Männer versammelt saßen. Im weiteren Umkreis kochten die Frauen an kleineren Feuerstellen das Abendessen. Ausgelassen tobten die Kinder herum.
    Nachdem Polly sich zu Raschid gesetzt hatte, erklärte er, sie würden den Stamm am Morgen verlassen. Er werde ein Abschiedsfest für die Beduinen geben, um sich für ihre Gastfreundschaft zu bedanken.
    Da Raschid ständig mit irgendwelchen Leuten zusammen war, fand Polly keine Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch. Als die Männer schließlich entspannt rauchten und Geschichten aus ihrer ruhmreichen Vergangenheit zum Besten gaben, zog Polly sich zurück, weil sie das Gefühl hatte, nicht dazuzugehören. Sie schlenderte zum Zelt und bereitete sich zum Schlafen vor.
    Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, ehe Raschid erschien. Reglos verfolgte Polly, wie er sich auszog. Er legte sich neben sie, versuchte jedoch nicht, sich ihr zu nähern. Offenbar glaubte er, sie schliefe. „Ich bin wach“, flüsterte Polly.
    „Zähle Hühner“, riet Raschid.
    „Schafe, nicht Hühner.“
    „Schlaf endlich, Polly.“
    Das war deutlich. Die Zurückweisung schmerzte, doch Polly ließ nicht locker. „Glaubst du immer noch, ich hätte etwas mit Chris gehabt?“, fragte sie leise.
    „Nein.“
    Sie traute ihren Ohren nicht. „Aber weshalb …?“
    Raschid bewegte sich in der Dunkelheit und zündete ein Streichholz an. Im nächsten Moment fiel der Schein der Öllampe auf Pollys Gesicht. „Das war falsch von mir.“
    Raschid schwieg kurz, ehe er hinzufügte: „Zugegeben, ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte

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