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Julia Gold Band 47

Julia Gold Band 47

Titel: Julia Gold Band 47 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbi Rawlins , Carol Grace
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also heiraten wollen?“
    Emily hätte gerne gefragt, ob er sich denn keine Kinder wünschte, sich nicht manchmal einsam fühlte und nach Freundschaft und Nähe sehnte. Stattdessen zuckte sie mit den Schultern und sagte: „Wenn Sie nun doch heiraten, warum versuchen Sie nicht wenigstens, sich zu verlieben, und heiraten dann mit ernsten Absichten? Das wäre doch einfacher und zufriedenstellender. Außerdem würde es Ihnen den Ärger einer Scheidung ersparen.“
    „Emily, Sie reden wie eine hoffnungslose Romantikerin“, sagte er und sah sie forschend an. „Waren Sie schon mal verliebt?“
    Emily wurde so rot wie die Blumen aus ihrem Garten, die sie für seinen Schreibtisch gepflückt hatte. Sie war nie verliebt gewesen. Niemals, bis sie das Büro von Oil International betreten hatte und ihren neuen Boss das erste Mal sah. Bis dahin hatte sie niemanden geliebt, auch körperlich nicht.
    „Ich denke anders darüber“, fuhr er einfach fort. „Wissen Sie, warum? Es gibt keine Liebe. Sie kommt nur in Liedern und Geschichten vor. Was die Ehe angeht, nun, die habe ich noch nicht ausprobiert, aber ich kann mir vorstellen, worauf sie hinausläuft. Ein oder zwei Mal habe ich mit dem Gedanken gespielt zu heiraten. Aber entweder war die Frau zu anhänglich oder zu unabhängig. Eine beschwerte sich, dass ich zu viel arbeite, dass ich nicht genug Zeit für sie habe. Eine andere, dass sie mehr Freiraum brauche. Keine hatte hausfrauliche Qualitäten. Obwohl ich seit meiner Studienzeit in diesem Land lebe, bin ich in mancher Hinsicht doch traditionell“, gab er zu. „Ich finde, der Platz einer Frau …“
    „… ist im Haus“, murmelte Emily.
    Er bestätigte ihre Bemerkung mit einem ironischen Lächeln. „Sie sind anderer Auffassung, stimmt’s? Das kann ich verstehen. Sie sind schließlich eine Karrierefrau und stehen auf eigenen Beinen. Aber dort, wo ich herkomme, bleiben die Ehefrauen zu Hause, und die Männer gehen zur Arbeit. Jedenfalls war ich nicht besonders traurig, als die Beziehungen auseinandergingen, und gelitten habe ich erst recht nicht.“ Er fuhr sich über die Stirn. „Ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle. Vielleicht, damit Sie meine Beweggründe begreifen“, sagte er. „Nun, Emily, stehen Sie mir bei oder nicht?“
    Sie war entschlossen gewesen, Nein zu sagen. Wenn seine Stimme doch nicht so ernst geklungen hätte! Wenn es sie nicht so bewegt hätte, dass er ihre Hilfe brauchte! Wenn er weniger Bereitschaft gezeigt hätte, sich ihr anzuvertrauen! Doch nun war sie gerührt. Sie konnte ihm unmöglich etwas abschlagen, wenn er sie brauchte.
    Sie seufzte und stand auf. „Ja, okay.“
    Er rieb sich die Hände, zeigte sein Raubtierlächeln und machte ein Gesicht wie nach einer harten Verhandlung, aus der er das Beste herausgeschlagen hatte.
    „Lieb von Ihnen, Emily.“ Er klopfte ihr auf die Schulter. „Sie werden es nicht bereuen. Ich komme auf Sie zu.“
    Emily ging. Ben schaute ihr nach und sah, wie ihre Hüften unter dem zu langen dunkelblauen Rock schwangen, gewann einen flüchtigen Eindruck von langen, hübschen Beinen und fragte sich zum ersten Mal seit drei Jahren, was sie tat, wenn sie nicht im Büro war. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie sie in etwas anderem als einem dunklen Kostüm aussah, wie sie lachte, tanzte oder gar liebte.
    Er schüttelte den Kopf. Ohne die Diskussion über Heirat und Ehe hätte er so etwas nie überlegt. Er hatte noch nie einen Gedanken an das Privatleben seiner tüchtigen Assistentin verschwendet.
    Seine Freunde beneideten ihn um sie.
    Sie würden alles für eine Kraft wie Emily geben, sagten sie. „Unkompliziert, selbstlos, auch in kritischen Situationen noch gelassen“, begeisterten sie sich. „Loyal und vertrauenswürdig.“ Er pflegte daraufhin selbstgefällig zu lächeln und wieder einmal ihr Gehalt zu erhöhen.
    Deswegen hatte es ihn überrascht, als sie sich weigern wollte, ihn in der Heiratsangelegenheit zu unterstützen. Sie schien die Sache eindeutig zu missbilligen. Dabei hatte er keine Ahnung, warum. Er verspürte überhaupt keine Lust zu heiraten, er war sehr zufrieden mit seinem Leben. Keine Verpflichtungen, keine tiefen Gefühle und, was das Wichtigste war, keine emotionalen Verwicklungen. Nur seinem Vater zuliebe und wegen des Familienbrauchs, vor dem fünfunddreißigsten Geburtstag zu heiraten, wollte er es versuchen. Nur für ein Jahr. Was war daran falsch?
    Eins war klar. Ohne Emily konnte er das nicht bewerkstelligen.

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