Julia Gold Band 47
Ohne sie klappte überhaupt nichts. Neben der Arbeit hatte sie all den Papierkrieg für seine neue Eigentumswohnung erledigt und den passenden Innenarchitekten gefunden. Er hatte sie allerdings davon abhalten müssen, einen Garten auf der Terrasse seines Penthouses anzulegen. Pflanzenpflege roch ihm doch zu sehr nach Verpflichtung und Fürsorge. Aber abgesehen davon besaß sie einen makellosen Geschmack. Sie schien schon zu ahnen, was ihm gefiel, noch bevor er selbst es wusste.
Sie besorgte die Geschenke für seine Nichten und Neffen. Sie reservierte Tische in den besten Restaurants, achtete auf seine Verabredungen, sodass sich niemand beschweren konnte. Sie wusste mehr über ihn als irgendwer sonst. Er konnte sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Ohne ihre Hilfe fand er gewiss keine Frau.
2. KAPITEL
Aber auch mit Emilys Hilfe war das Ganze schwieriger, als Ben gedacht hatte. Emily hatte ihm die Liste mit allen unverheirateten Frauen zusammengestellt, die er kannte, und er hatte sich Wochen im Voraus mit ihnen verabredet. Er aß und trank mit ihnen, aber dann, wenn es soweit war, den vierkarätigen Ring, den er gekauft hatte, herauszuziehen und einen Heiratsantrag zu machen, brachte er es nicht fertig. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, mit einer dieser Frauen verheiratet zu sein. Nicht einmal für ein Jahr, nicht einmal zum Schein.
Deshalb hatte er nach drei Wochen immer noch keine Verlobte. Der Schmuck, den er bei Tiffany’s gekauft hatte, war wertlos, weil er keine kannte, der er den Ring schenken wollte.
Es begann zu dämmern. Ben legte die Füße auf den Schreibtisch, lehnte sich zurück und schaute zu, wie im Jachthafen die Lichter angingen. In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Emily kam herein. Unter dem Arm trug sie einen Stapel mit Akten.
„Oh“, sagte sie und war so erschrocken, ihn im Halbdunkeln sitzen zu sehen, dass sie alles fallen ließ und die Papiere auf den Boden flatterten. „Ich dachte, Sie seien schon gegangen.“ Dann schaltete sie Licht an und bückte sich. Er kam ihr zu Hilfe. Für einen Mann, der mit Dienstpersonal aufgewachsen war, das ihm jeden Wunsch erfüllte, war Ben bemerkenswert zuvorkommend.
Jetzt knieten sie nebeneinander auf dem Teppich, sortierten und stapelten, bis alle Papiere wieder in den richtigen Ordnern lagen. Zumindest hoffte Emily das. Denn jedes Mal wenn seine Hand die ihre streifte oder sie den Duft seines betörend männlichen Aftershaves einatmete, war sie nicht mehr in der Lage, eine wichtige Lizenz von einer Kaufbestätigung zu unterscheiden. Oder den Mackenzie- vom Remsen-Ordner. Sie wünschte, er würde nach Hause gehen und sie allein weitermachen lassen.
Nachdem die Papiere sortiert waren und er ihr auf die Beine geholfen hatte, war sie nicht mehr die ausgeglichene Assistentin, die vor wenigen Minuten zur Tür hereingekommen war. Sie fühlte sich wie ein Nervenbündel, litt unter Herzjagen, trockenem Mund und weichen Knien.
Sie presste die Ordner fest an ihre Brust wie ein Schild, das sie vor seiner starken männlichen Ausstrahlung schützen sollte. Dann schaute sie auf die Uhr. „Was machen Sie überhaupt noch hier? Um acht Uhr ist ein Tisch bei Paoli für Sie reserviert. Haben Sie das vergessen?“
„Ich nicht, aber die Dame, mit der ich verabredet war. Sie vergaß, dass sie heute Abend gar nicht in der Stadt ist.“
„Tut mir leid.“
„Mir überhaupt nicht. Irgendetwas stimmt nicht mit der Liste. Der Plan funktioniert nicht.“ Er beobachtete sie mit zusammengekniffenen Augen. „Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.“
Sie schaute wieder auf die Uhr, obwohl sie gar nichts vorhatte. Sie wollte nur nicht von Neuem über Bens Heiratsabsichten reden. Besonders nicht am Freitagabend nach einer anstrengenden Woche, in der ihr Boss schlechter Laune gewesen war. Nun wusste sie, warum. Er hatte die Richtige noch nicht gefunden.
„Muss das jetzt sein?“, fragte sie.
„Warum? Haben Sie noch zu tun?“
„Nicht direkt, aber …“
„Es ist spät, und Sie sind hungrig“, riet er. „Das bin ich auch. Es ist unmöglich, mit leerem Magen nachzudenken.“ Rasch nahm er ihr die Akten ab. Dabei berührte er versehentlich ihre Brust. Er merkte es nicht einmal. Aber obwohl sie die Berührung nur durch ihre Jacke gespürt hatte, schrak sie zusammen, und Schauer liefen ihr den Rücken hinunter. Derweil legte er die Papiere auf den Schreibtisch und ging dann zum Schrank, um sein dunkelblaues Jackett zu holen.
„Wir werden
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