Julia Gold Band 51
entlang. Etwas später kamen sie an ihren Lieblingsplatz, von dem aus man die Hügellandschaft um den See herum bewundern konnte. Sie setzte sich auf ihren Lieblingsfelsen und schaute zu, während langsam die Lichter in Love’s Point und in den Ferienhäusern rund um den See angingen.
„Du hast kein Problem mit mir, sondern mit deinen innersten Gefühlen. Denk mal darüber nach, warum das so ist.“
5. KAPITEL
Madeleine Donnelly und Brandon Blake waren in den Sechzigern jeder allein nach Love’s Point gekommen, als es ein Ausflugsort der Hippies gewesen war. Sie hatten sich hier kennengelernt und sich gleich in ihrem ersten Sommer ineinander verliebt. Maddy hatte Porträts für die Touristen gemalt, und Brandon hatte Gitarre gespielt.
Ein paar Jahre später hatten sie sich auf ein gewagtes Unternehmen eingelassen und das heruntergekommene, fast abbruchreife alte Haus der Loves gekauft und renoviert.
Nachdem das Haus halbwegs fertig war, hatten Maddy und Brandon entschieden, die Zeit für Nachwuchs sei gekommen, und einmal damit angefangen, gab es kein Halten mehr. Inzwischen waren es neun. Die beiden Ältesten waren bereits ausgezogen, aber natürlich hatten die Blakes eine Reihe von Cousins und Cousinen, Freunden und Freundinnen, die aus irgendwelchen Gründen jeder einmal für eine Zeit lang zu ihnen zogen.
Da Clio mit zweiundzwanzig nach Zara und Jude die Drittälteste war, glaubten viele, sie wäre die Nächste, die in die Ferne schweifen würde. Doch Clio wollte nirgendwohin. Love’s Point und die Seen waren ihr Zuhause.
Die bunten Lichter der Großstadt übten keine Anziehungskraft auf sie aus. Sie konnte die Sehnsucht verstehen, die Zara und Jude in die Ferne getrieben hatte, aber sie teilte sie nicht. Alles, was sie sich je gewünscht hatte, war in ihrer Reichweite gewesen.
Alles bis auf eines.
Sie hatte Peter Clifford zum ersten Mal in der Highschool gesehen und sich gleich in ihn verliebt. Peter hatte die Abschlussklasse besucht. Er sah gut aus, hatte dichtes, dunkelblondes Haar, schelmische braune Augen und einen fantastischen Körper.
Es dauerte nicht lange, und sie hatte herausgefunden, dass er jeden Tag nach der Schule in das Autohaus seines Vaters ging. Ebenso wusste sie bald, dass der Bus von der Highschool nach Love’s Point direkt an der Firma seines Vaters vorbeifuhr. Also ging sie die drei Haltestellen zu Fuß, kam an dem Autohaus vorbei und sah Peter fast jedes Mal im Vorhof oder durch eines der Schaufenster.
Oft schien er sie auch zu bemerken, und wenn er ihr zuwinkte, war sie glücklich.
Als Peter und Zara dann miteinander gingen, störte sie das kaum. Niemand in der Familie kannte ihre Gefühle für Peter. Es erschien ihr nur gerecht, dass ihre fantastische Schwester den tollsten Jungen der Umgebung bekam. Außerdem glaubte sie, dass sie selber zu jung war und zu gewöhnlich aussah, um Peters Interesse wirklich auf sich zu ziehen.
Doch Zaras Beziehung zu ihm war eher oberflächlich. Das Letzte, was ihre Schwester wollte, wie sie ihr berichtete, war, sich mit einem Jungen aus dem Ort einlassen, der kaum Ehrgeiz besaß und sie praktisch anbinden würde.
Als ihre geliebte ältere Schwester in die Stadt zog und auf die Universität ging, war sie, Clio, fünfzehn gewesen. Da geschah, wovon sie geträumt hatte. Zwei Wochen nach Zaras Abreise kam sie zufällig an dem Autohaus vorbei, ging spontan hinein, um Hallo zu sagen, und Peter schien sie plötzlich tatsächlich wahrzunehmen.
„Hallo, Clio, du bist ja schon richtig erwachsen“, hatte er gemeint und ihr ein Lächeln geschenkt, bei dem sie weiche Knie bekam.
„Ach, das ist dir gerade aufgefallen?“, entgegnete sie schnippisch, obwohl ihr Herz heftig klopfte.
„Du bist fast so schön wie deine Schwester“, sagte er, und so dumm wie sie damals war, fasste sie das als Kompliment auf.
Er hatte sich mit ihr zum Abend verabredet, und im Sportwagen seines Vaters tätschelte er ihr mit der einen Hand die Wange, während er mit der anderen geschickt den Wagen steuerte und ihr dabei erneut erzählte, wie gut sie aussähe, jetzt da sie fast erwachsen wäre.
In jenem Herbst hatten sie sich immer öfter gesehen. Sie kamen sich näher, und ihre Küsse wurden leidenschaftlicher. Peters Berührungen erregten sie zunehmend, und sie freute sich auf jede Minute mit ihm. Er schien allerdings nicht ein ebenso großes Interesse an ihr zu haben.
Wenn sie heute an jene Zeit zurückdachte, kamen ihr diese wilden, heftigen Reaktionen auf ihn
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