Julia Gold Band 51
Erwartung auf Glücksgefühle war.
„Wovor hast du Angst?“, fragte er rau.
Sie lauschte aufmerksam in die Dunkelheit und wirkte wie ein scheues Reh, das instinktiv den Jäger spürt.
„Was?“, flüsterte sie.
„Ich habe dich heute geküsst“, fuhr er fort. „Hast du deshalb jetzt Angst vor mir?“
„Ja … nein“, antwortete sie stockend und hilflos, während sie reglos im Mondlicht stand.
Ihr Bauch war frei wie auf den erotischen antiken Gemälden. Es fehlte nur der Edelstein im Nabel. Fast konnte er sich vorstellen, wie sich die Unterseite ihrer Brüste, die vom Top nur knapp bedeckt waren, anfühlen würde …
„Hast du Angst, wir könnten mehr Lust erleben, als du ertragen kannst, Clio?“
Clios Atem ging schneller. Nachdem ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie nun Jalals schwachen Umrisse erkennen. Er saß auf dem schäbigen alten Rattansofa, die Arme auf der Rückenlehne ausgebreitet, die Beine gespreizt. Sie empfand diese Haltung als aufreizend erotisierend, weil sie deutlich seine Männlichkeit betonte.
„Nein“, antwortete sie und hätte über seine Frage laut auflachen sollen. Doch irgendwie konnte sie das nicht. Sie wollte nicht preisgeben, wie wenig er ihr sexuellen Fähigkeiten einzuschätzen wusste.
„Ein wirklich überwältigendes Lustgefühl zwischen Mann und Frau ist selten“, flüsterte er, als ob sie nichts dazu gesagt hätte. „Ich fürchte mich auch ein wenig davor. Das ist wohl natürlich, aber die alten Dichter haben davon geschrieben, dass es ein Geschenk wäre, sich im Augenblick einer solchen Vereinigung zu verlieren. Sollen wir beide beweisen, dass es so ist?“
Er nahm den Arm von der Lehne und streckte ihn nach ihr aus. Sie befeuchtete sich die Lippen und wollte etwas sagen, bekam aber keinen Ton heraus.
„Clio“, sagte er leise, aber nachdrücklich. „Lass mich dir den Grund deiner Furcht vor mir zeigen.“
In der Ferne schlug eine Tür und ein paar Takte Musik wehten zu ihnen herüber, ehe sie wieder verstummten. Aus einem Fliederbusch piepste ein Vogel.
Wie gebannt von Jalals männlicher Ausstrahlung, konnte Clio kaum noch Luft holen.
„Ich weiß, was ich fürchte“, sagte sie schließlich heiser, obwohl sie hatte entschieden klingen wollen. Ihr wurde heiß und kalt, dabei war die Luft mild und warm.
„Lass mich dir zeigen, dass du dich nicht fürchten musst“, erwiderte Jalal. Ein Mondstrahl fiel auf seine dunklen Locken und huschte über sein Haar, als er sich bewegte. Es versetzte ihr einen heftigen Stich, als ob sie auf das Mondlicht eifersüchtig wäre.
Sie schüttelte den Kopf, um sich von solchem Unsinn zu befreien, und erklärte: „Ich fürchte mich nicht vor der Lust!“
Das Rattansofa knackte. Sie erschrak, doch er hatte lediglich seinen Arm zurückgezogen und wieder auf die Rückenlehne gelegt.
„Nein?“
„Wie arrogant du bist!“, entgegnete Clio aufgebracht und unterdrückte damit ein Gefühl, das sie nicht akzeptieren wollte.
Auch Jalal wurde nun zunehmend ärgerlich. Eine Verärgerung, die mit dem Verlangen in seinem Herzen in Widerstreit geriet. „Küss mich zuerst, und dann sag mir, dass ich verkehrt liege“, verlangte er barsch.
Als hätte er sie körperlich bedroht, stürzte Clio die letzte Stufe hinauf, hastete über die Veranda zur Fliegentür und suchte in der Küche Zuflucht.
Sie rechnete fast damit, dass er ihr folgen und sie weiter herausfordern würde. Aber als sie die Fliegentür hinter sich zufallen ließ, bewegte Jalal sich nicht von seinem Platz.
6. KAPITEL
Am nächsten Tag kehrte Maddy Blake mit einer Wagenladung Bilder, Schnitzereien, Schmuck, Perlenketten und Artikeln aus Rehleder von ihrer Einkaufstour bei den Kunsthandwerkern der nahen und ferneren Umgebung zurück. Alle halfen beim Ausladen. Unter viel Zustimmung und Bewunderung wurde das Erworbene ausgepackt.
„Ich will eine neue Kollektion anbieten, Kleidung aus Rehleder“, erklärte Maddy und zeigte zur Begeisterung der Mädchen ein paar der Stücke.
„Das muss ich anprobieren!“
„Oh ja, und das auch!“
„Ich auch!“
„Ich will das da!“, erklärte Donnelly, als ein hübscher Rock mit Fransen und eine Weste in weißem Rehleder und mit Perlenstickerei versehen aus einer der Verpackungen kam.
Maddy lächelte. „Ich bin froh, dass es dir gefällt, mein Schatz, denn ich habe es extra für dich mitgebracht.“
Alle lachten, als Donnelly ganz überrascht dreinschaute.
„Seht mal hier! Oh das ist sexy!“,
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