Julia Gold Band 51
Jalal vorbei zu Clio. „Und ein Weibsbild!“ Der Ton, in dem er das sagte, reichte, um bei Clio Übelkeit zu erzeugen. „Danke, dass du mir meinen Nachtisch gebracht hast, Saddam! Du kannst jetzt verschwinden, es sei denn, du möchtest die Hauptmahlzeit werden.“
Kaum hatte er ausgesprochen, ging ihm der Atem aus, denn schneller, als er gucken konnte, hatte Jalal ihm das Paddel in den Magen gestemmt. Der Mann schien in die Luft gehoben zu werden und sich gleichzeitig zu krümmen.
„Hinter dir!“, schrie Clio, als der dünne Mann sich auf ihn stürzte.
Doch anstatt ihn zu fassen zu bekommen, segelte er über Jalals Schulter, da der das Paddel fallen ließ, nach seinem Arm griff und den Mann durch die Luft wirbelte.
Er landete auf seinem Partner und schrie wie am Spieß. Clio packte das Entsetzen. Der kräftigere Kerl schüttelte ihn ungeduldig ab. Da erkannte Clio, warum der dünne Mann so geschrien hatte. Seine Hände bluteten, weil er das Messer gestreift hatte, das sein Partner gezückt gehabt hatte. Auch seine Haut war von der Schulter bis zur Taille aufgeschlitzt.
Der Verwundete fluchte heftig. „Verdammt, ich bin verletzt, Mann, ich bin verletzt!“
Der andere ignorierte ihn und sprang auf. Schweiß stand ihm auf der Stirn. „Saddam, das hättest du nicht tun sollen. Mich reizt niemand ungestraft.“
Jalal ließ die Arme locker hängen. „Dein Freund braucht einen Arzt“, bemerkte er. „Steigt ins Boot und verschwindet.“
„Himmel, Mann, ich bin schwer verletzt! Lass uns machen, was er sagt.“
„Wirf die Bootsschlüssel auf den Boden, lass das Weibsstück hier, nimm mein Boot und fahr. Es passiert niemandem was“, sagte der aggressive Mann, als hätte er die Worte seines Freundes nicht gehört.
Jalal erwiderte nichts. Clio konnte sein Gesicht nicht sehen, aber seine Körperhaltung wirkte entspannt.
„Hast du gehört, Araber?“ Der Mann warf das blutverschmierte Messer von einer Hand in die andere und verlagerte unruhig sein Gewicht. Er war um einige Zentimeter größer als Jalal und mindestens fünfzehn Kilo schwerer. Die Droherei schien ihm Spaß zu machen.
Doch Jalal reagierte nicht.
„Ich werde ihr nichts tun, mach dir keine Sorgen. Ich werde sie richtig gut behandeln. Was dich betrifft, dir verpass ich was, wenn du nicht …“
Als würde er tanzen, machte Jalal leichtfüßig einen Schritt zur Seite, schwang ein Bein hoch und traf die rechte Hand des Mannes in dem Moment, als er damit erneut das Messer auffangen wollte. Er schrie auf vor Schmerz, und Clio bemerkte erschrocken, dass sein Unterarm nun in die verkehrte Richtung gebogen war. Der Mann verlor das Gleichgewicht, stolperte und fasste nach seinem Arm. Sein Schrei veränderte sich, als Jalal ihn am Handgelenk packte, die andere Hand auf seine Schulter legte und ihm einen Schubs nach vorn über den Anlegesteg versetzte, sodass er ins Boot stürzte.
Er schrie auf wie ein Wahnsinniger, fasste sich an die Schulter, den Arm und wieder an die Schulter. Eine Reihe Flüche kamen über seine Lippen, und dann stieß er einen so furchtbaren Schrei aus, dass sich Clio der Magen umdrehte.
Jalal wandte sich an den dünnen Mann, der sich nur mit Schwierigkeiten aufrichten konnte und mit beiden Händen seine blutige Wunde bedeckte.
Seine Augen weiteten sich, als er Jalal anschaute. „Ich bin verletzt, Mann! Tu mir nichts!“
„Steig ins Boot und bring deinen Freund weg.“
Clio schnappte nach Luft. Eine tödliche Drohung schwang in Jalals Stimme mit.
„Das kann ich nicht, Mann! Ich kann kein Boot steuern! Ich bin aufgeschlitzt! Du musst mich zu einem Arzt bringen.“
„Verschwinde!“, sagte Jalal gefährlich leise.
Der Mann verbiss sich jeden weiteren Protest und stolperte an den Rand der Anlegestelle. Dann ließ er seine blutende Brust los und kletterte ins Boot. Sein Freund schrie immer noch vor Schmerzen. Irgendwie schaffte der dünne Mann es beim zweiten Versuch, den Motor anzulassen.
„Himmel, das Tau! Bind das Tau los, ja?“, schrie er.
Jalal nahm das blutverschmierte Messer und schnitt das Seil mit einem wütenden Hieb durch.
Der dünne Mann fluchte erneut, zog aber den Rest des Taus ein und steuerte ungeschickt um Clios Motorboot herum und in den Fluss. Clio stellte den Motor ab, und sie und Jalal lauschten dem schwächer werdenden Brummen.
Stille breitete sich aus. Nur der Wind und das Zwitschern der Vögel waren zu hören, und das Plätschern des Wassers gegen den Rumpf des Bootes.
„Sollten wir ihnen
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