Julia Gold Band 53
unverzeihlich.“ Er legte einen Aktenordner vor sie hin und stand auf. „Das hat Fandal mir eben gegeben. Ich habe noch nicht hineingesehen. Ich hoffe, du findest etwas Brauchbares darin.“
Mariah starrte auf den Ordner. Sie brauchte ihn nicht aufzuschlagen. Sie wusste auch so, dass darin mehr als genügend Informationen waren, um den Sorgerechtsprozess für ihre Mandantin zu gewinnen. „Ich danke dir.“
Zayad wandte sich zum Gehen, blieb aber noch einmal stehen. „Bist du bereit, mir ins Gesicht zu sagen, dass du mich nicht liebst, Mariah?“
Der Atem stockte ihr, und die Kehle wurde ihr trocken. Sie sehnte sich unsäglich nach ihm, sie wollte ihm verzeihen, wollte mit ihm in seine schöne Heimat ziehen, mit ihm eine Familie gründen. Wenn nur ihr Stolz nicht wäre. „Es tut mir leid.“ Sie sagte es mehr zu sich.
„Ich kann nicht länger bleiben, ich muss noch heute abreisen.“
„Das verstehe ich. Ich wünsche dir einen guten Flug.“
„Ich liebe dich, Mariah Kennedy.“ Das waren seine letzten Worte, bevor die Tür des Gartenhauses hinter Zayad zufiel.
Mariah war wieder allein. Ihren Stolz hatte sie gerettet, aber das Herz tat ihr weh.
16. KAPITEL
Die Lichter der Hauptstadt von Emand tanzten vor Zayads Augen.
Er hatte gehofft, in der Heimat Frieden zu finden, doch er empfand nur eine große innere Leere.
Mariah hatte ihn abgewiesen – zu Recht, wie er zugeben musste, aber es war eine bittere Pille. Und Janes Entscheidung zog sich hin. Seine Schwester hatte gesagt, sie brauche Zeit zum Nachdenken, Zeit, mit ihrer Mutter zu sprechen, und dann noch einmal Zeit zum Nachdenken. Früher hätte Zayad Einspruch erhoben, vielleicht auch versucht, Jane zu überreden, sofort mit ihm zu kommen. Jetzt fehlte ihm der Antrieb dazu.
Das Lichtermeer unter ihm verblasste, und während er aus dem Fenster des Flugzeugs nach draußen starrte, sah er plötzlich Mariahs Augen vor sich, wie sie ihn angesehen hatte, voller Enttäuschung, Verwirrung und betrogener Hoffnung. Die Erinnerung daran traf ihn mitten ins Herz, und er wandte sich vom Fenster ab. Er hatte Mariahs Ablehnung allein seinem Fehlverhalten zuzuschreiben, und er war bereit, lange und schwer dafür zu büßen.
Ein Bediensteter kam leise herein und räumte das unberührte Dinnertablett ab. Dann stellte er eine kleine Schale mit Himbeeren und Sahne vor Zayad hin. „Ihr Dessert, Hoheit.“
Zayad betrachtete die Leckerei und hätte die Schale am liebsten mit der Faust zertrümmert. Er hatte das Kostbarste verloren, das ihm jemals begegnet war – eine Freundin, eine Geliebte, eine treue Lebensgefährtin. Und das nur aus Furcht.
Hätte er die Macht gehabt, das Flugzeug zum Umkehren zu bewegen, er hätte es getan. Doch er wusste, das wäre unklug. Mariah brauchte Zeit, um sich zu besinnen. Eine Qual für einen Mann, der sich so lange gegen die Liebe gewehrt hatte und plötzlich die eine Frau fand, die ihn vollkommen glücklich machte. Bei dem kurzen Besuch in Texas am Morgen hatte sein Bruder Sakir sofort gespürt, wie viel Mariah ihm bedeutete; Sakir hatte versucht, mit ihm darüber zu sprechen. Doch er hatte ihm nur dürre Informationen geliefert und war rasch wieder abgereist.
Zayad schob die Himbeeren beiseite. Er wollte Mariah nicht verlieren. Wenn er wieder nach Amerika fuhr, um Jane abzuholen, würde er noch einen Versuch unternehmen, Mariah umzustimmen.
Und dann noch einen und noch einen. So lange, bis sie ihm verzieh und ihn und seine Liebe annahm.
„Wie lautet das Urteil, Frau Anwältin?“, rief Jane, während sie an die Tür des Badezimmers hämmerte.
In den zwei Wochen seit Zayads Abreise hatte Mariah von Wut über Verzweiflung und äußerster Einsamkeit bis hin zu heftiger Reue alle Gefühlsschwankungen durchlebt. Glückseligkeit war nicht dabei.
Bis zu diesem Augenblick.
Sie saß auf dem Badewannenrand, ihr Puls flog, ihre Hände zitterten. Erneut betrachtete sie das Ergebnis des Schwangerschaftstests. Es bot ein unverändertes Bild. Zwei blaue Streifen.
Sie war schwanger.
„Verflixt, Mariah, mach auf.“
Mariah stand auf, tapste zur Tür und öffnete sie.
„Und?“, erkundigte sich Jane aufgeregt.
„Du wirst Tante.“
Jane schrie begeistert auf und umarmte Mariah heftig. „Ich fasse es nicht.“
„Ich auch nicht. Wir haben doch immer aufgepasst.“
„Solche Sachen passieren eben mal. Die himmlischen Mächte greifen manchmal ein, wenn die dummen Sterblichen zu stur und blind sind.“
Mariah wappnete sich gegen
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