Julia Gold Band 53
sein Handy aus. Es war eine Katastrophe. Erstens hatte er den Fehler begangen, die Überwachungskameras abzuschalten und seine Männer wegzuschicken, da er mit Mariah ungestört sein wollte, und dann hatte er zu lange damit gewartet, Mariah und Jane die Wahrheit zu gestehen.
Jetzt hatte er Paparazzi vor der Tür und eine Schwester, die dachte, er sei hinter ihr her. Zu allem Überfluss hielt Mariah, die ihm so wichtig war wie keine Frau bisher, ihn für einen Schuft.
Jane kam die Treppe heruntergerannt.
Mariah begriff überhaupt nichts mehr. „Was geht hier vor? Und was soll das heißen, sie haben dich aufgespürt?“ Verwirrt wies sie auf Jane. „Eben noch habe ich dir vorgeworfen, du flirtest mit …“
„… meiner Schwester“, warf Zayad hastig ein.
„… Jane, und im nächsten Moment steht ein Rudel Reporter …“ Abrupt verstummte Mariah. Sie runzelte die Stirn, schluckte, befeuchtete sich die Lippen und starrte Zayad an. „Wie bitte?“
Jane trat neben Mariah und wiederholte: „Wie bitte?“
Es klopfte an der Tür, die beiden Frauen zuckten zusammen. Zayad beruhigte sie: „Das ist einer meiner Leute. Entschuldigt mich bitte einen Moment.“
Jane und Mariah standen wortlos da.
Zayad führte unverzüglich Fandal ins Zimmer. „Dies ist mein Security-Chef.“
„Dein Security-Chef?“ Mariah schrie fast. Dann wurde ihre Stimme leise, drohend: „Ich frage dich zum letzten Mal, und dann lasse ich diese Reporter auf dich los: Was zum Teufel geht hier vor?“
So hatte Zayad sich das nicht vorgestellt, aber nun blieb ihm keine andere Wahl. „Ich heiße Zayad Al-Nayhal, und ich bin der Sultan von Emand.“
Er sah, wie Mariah erblasste. Jane schien total durcheinander zu sein.
„Vor einigen Wochen“, fuhr er fort, „legte der Sekretär meines Vaters auf dem Sterbebett ein Geständnis ab.“ Er wünschte, er könnte Mariah in die Arme nehmen, aber sie wirkte stachelig wie ein Kaktus. „Er berichtete, dass mein Vater auf einer Reise nach Kalifornien eine Amerikanerin kennengelernt hatte und drei Tage mit ihr verbrachte. Weiterhin erzählte er, dass die Frau schwanger wurde und ohne Wissen meines Vaters ein Kind zur Welt brachte.“
Mariah schüttelte den Kopf. „Ich begreife kein Wort.“
„Die Identität des Mädchens war mir bekannt, bevor ich Emand verließ. Aber ich wollte sie persönlich kennenlernen, ehe ich ihr die Wahrheit enthüllte. Ich wollte ihr Wesen, ihre Ansichten ergründen.“ Er warf Jane, die wie vor den Kopf geschlagen dastand, einen Blick zu. „Ich wollte beurteilen, ob sie in der Lage ist, ihren Platz neben ihren Brüdern einzunehmen.“
Jane schüttelte wieder und wieder den Kopf. „Ich bin doch nicht … nein, das kann überhaupt nicht sein.“
„Es ist Tatsache, Schwester“, sagte Zayad.
„Mein Vater starb vor meiner Geburt.“
„Gewiss, er lebt nicht mehr, aber er starb nach deiner Geburt.“
„Das hätte meine Mutter mir gesagt. Sie hätte mich nicht belogen.“
Zayad dachte an Taras Miene, als sie ihm ihre Gründe für ihr Schweigen und ihre Befürchtungen mitteilte. „Sie wollte dich schützen. Der Sekretär erzählte meinem Vater nichts von dir, und er belog Tara. Er erklärte ihr, dass mein Vater nichts mehr von ihr und dem Kind wissen wollte. Deine Mutter musste annehmen, dass mein Vater dich verleugnete. Du verstehst also, weshalb sie log – um dich zu schonen.“
Jane rang sichtlich um Fassung. „Und warum hast du gelogen, Zayad?“
„Ich fand es besser, meine Identität zunächst geheim zu halten. Ich wollte dich erst kennenlernen.“
„Um dich zu überzeugen, dass ich der Ehre würdig bin?“
Zayad hob sein Kinn. „Ja.“
Sie sprachen noch lange miteinander, diskutierten, argumentierten, Fragen wurden gestellt, Antworten gegeben. Mariah hörte nicht mehr zu. Sie war zutiefst verletzt. Leise verließ sie den Raum und ging durch die Küche in den Garten. Fandal sah sie kommen, hielt sie jedoch nicht auf. Sie stob an ihm vorbei ins Freie. Ihr Atem ging stoßweise, sie bekam kaum Luft, aber sie lief weiter bis zum Gartenhaus. Dort sah sie Zayads Schwerter – glänzende, schöne, gefährliche Klingen – und sank auf den Holzdielen zusammen.
Es war alles Lüge gewesen. Gewiss, er hatte keine Absichten auf Jane, aber um sie war es ihm gegangen, und er hatte sie, Mariah, benutzt, um sich Jane zu nähern. Mariah dachte an all die Fragen, die er ihr gestellt hatte, an den Besuch bei Tara. Ihr verletzter Fuß war ihm egal gewesen. Er
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