Julia Gold Band 53
etwas Sonne würde seiner Schwester helfen, schnell wieder auf die Beine zu kommen.“
„So?“ Was für ein glückliches Zusammentreffen! „Und seit wann hat ein Tierarzt oder gar eine Journalistin ein Recht auf einen Platz in Abdullahs Privatjet?“
„Sicher fand Seine Königliche Hoheit, Miss Fenton würde den besonderen Komfort zu schätzen wissen, nachdem sie so krank war. Anscheinend ist er ein großer Bewunderer …“ Hassan machte eine wegwerfende Geste, doch Partridge ließ sich nicht beirren. „Und da Sie sowieso nach Hause fliegen wollten …“
„Ich habe von dem Flug erst erfahren, als ich die Botschaft angewiesen habe, meine Heimreise vorzubereiten. Wir wissen beide, dass Abdullah sich meinetwegen nicht gerade ein Bein ausreißen würde. Und was den Umstand betrifft, dass er seinen fliegenden Palast zur Verfügung gestellt hat …“
„Ich vermute, Seine Königliche Hoheit weiß, wie Sie über seine Verschwendungssucht denken.“
„Sicher. Aber selbst die Königin von England benutzt heutzutage Linienflugzeuge.“
„Von der Königin von England erwartet Seine Königliche Hoheit auch nicht, dass sie möglichst schmeichelhaft für eins der führenden internationalen Nachrichtenmagazine über ihn berichtet.“
Ganz so naiv war der junge Mann also doch nicht. „Danke, Partridge.“ Hassan gefiel der ungewohnte Anflug von Humor bei seinem Berater. „Ich wusste, dass Sie zur Sache kommen würden.“
Leider war diese „Sache“ keineswegs komisch. Im Rahmen der Imagekampagne für den Regenten würde man Rose Fenton zweifellos umwerben und feiern, während Faisal, der junge Emir, zu Abdullahs Freude in den Vereinigten Staaten Betriebswirtschaft studierte und nicht besonders erpicht darauf zu sein schien, nach Hause zu kommen. Er, Hassan, war überstürzt zurückgekehrt, nachdem ihm das Gerücht zu Ohren gekommen war, dass Abdullah im Begriff wäre, die Regentschaft auf Dauer zu übernehmen.
„Weiß Miss Fenton, was man von ihr erwartet?“, fragte Hassan.
„Das glaube ich nicht.“
Doch er, Hassan, sah das anders. „Und was ist mit ihrem Bruder? Haben Sie ihn schon kennengelernt?“
„Im Sportklub“, erwiderte Partridge. „Tim Fenton ist sehr gesellig. Er hat um Urlaub gebeten, als seine Schwester krank wurde, und ehe er wusste, wie ihm geschah, hatte seine Hoheit ihr eine persönliche Einladung übermitteln lassen, sich in Ras al Hajar zu erholen.“
„Und wenn mein Cousin sich etwas in den Kopf gesetzt hat, sollte man sich dem lieber nicht widersetzen.“ Warum hätte Rose Fenton die Einladung auch ablehnen sollen? Abdullah ließ ausländische Journalisten kaum je nach Ras al Hajar einreisen. Da hatte Rose Fenton sich diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen.
„Ich glaube nicht, dass Sie sich Sorgen machen müssen, Sir. Miss Fenton steht im Ruf einer unbestechlichen Berichterstatterin. Wenn Ihr Cousin auf schmeichelhafte Publicity aus ist, hat er sich die falsche Frau ausgesucht.“
„Mag sein. Sagen Sie mal, gefällt Tim Fenton seine Arbeit hier?“
Partridges Schweigen sagte alles. Rose Fenton gegenüber brauchte man auch nicht so deutlich zu werden. Dafür war sie viel zu klug. Und Abdullah würde es ihr leicht machen. Er würde ihr zeigen, was er alles für sein Land tat. Und um es zu beweisen, würde er sie in seiner klimatisierten Luxuslimousine herumchauffieren und die Tempel des Fortschritts vorführen lassen – von der ultramodernen Klinik bis zu den bahnbrechenden Sportanlagen und der neu eröffneten Einkaufspassage aus Stahl und Glas.
Abdullah würde Rose Fenton ständig auf Trab halten, damit sie keine Zeit fand, sich nach Dingen umzusehen, die ihr nicht gefallen könnten, selbst wenn sie es vorhatte. Schließlich wäre ein persönliches Interview mit dem medienscheuen Regenten für jeden Journalisten ein echter Knüller.
Er, Hassan, war längst nicht so gut auf Journalisten zu sprechen wie sein Berater, auch dann nicht, wenn sie so angesehen waren wie die schöne Rose Fenton.
Prompt wechselte Hassan die Taktik. „Sagen Sie mal, Partridge, Sie sind doch so gut unterrichtet. Was hat mein Cousin vor, um der Lady während ihres Aufenthalts hier etwas Besonderes zu bieten? Ich nehme jedenfalls an, dass er ihr etwas bieten möchte.“ Die Vorstellung war abstoßend, aber er wusste, dass es vor allem Rose Fentons hübsches Gesicht und ihr feuerrotes Haar waren, die seinen Cousin interessierten, und weniger ihre Fähigkeiten als Journalistin.
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