Julia Gold Band 53
Körper brannte wie Feuer.
„Ja“, sagte er sanft und legte eine Hand leicht auf ihren Arm, „ich denke, wir sind ein gutes Team. Wir werden großen Erfolg haben.“
Erleichtert atmete sie auf. Offenbar hatte sie doch ihre Anziehungskraft auf ihn überschätzt. Letzten Endes war er viel zu geldgierig, als sich wegen einer Leidenschaft ein gutes Geschäft entgehen zu lassen. Aber das war ihr nur recht.
„Unter der Bedingung, dass wir streng geschäftlich miteinander umgehen, denke ich, können wir zusammenarbeiten. In dem Fall will ich übersehen, wie wenig ich dich mag.“
„Worte der Zustimmung, aber mit versteckter Klinge“, kommentierte er trocken.
Nachdem sie diesen ersten Schritt glücklich getan hatten, entspannte sich die Atmosphäre fühlbar, und endlich konnte sie auch der Landschaft ihre Aufmerksamkeit schenken. Auf der rechten Seite ragte ein eckiger Turm hoch in den jetzt im sanften Rosa des Sonnenuntergangs glühenden Himmel. Umgeben von grünen, wehenden Palmen, gab er vor dem Hintergrund des blau-weißen Bergmassivs ein imposantes Bild ab.
„Das ist der Koutoubia-Turm, Teil einer Moschee aus dem zwölften Jahrhundert“, erklärte er ihr. „Solltest du dich einmal in der Stadt verirren, kann er als Wegweiser sehr nützlich sein. Wenn ich mich recht erinnere, ist er über fünfundsiebzig Meter hoch. Die Ehefrau des Sultans, der ihn erbauen ließ, beendete die Fastenzeit des Ramadan drei Stunden zu früh und spendete die goldenen Kugeln hoch oben als Sühne. Sie werden von dienstbaren Geistern bewacht.“
Bei diesem unverfänglichen Thema konnte Hannah sich so weit entspannen, dass sie über die Anekdote lachte. Warum nur krampfte sich seine Hand plötzlich am Lenkrad?
„Wie ich sehe, hast du deine Geschichten noch nicht vergessen. Wer es einmal war, bleibt wohl sein Leben lang ein Fremdenführer“, plauderte sie leichthin.
„Daran erinnerst du dich?“, fragte er mit ausdruckslosem Gesicht.
„Ich erinnere mich, dass du ein Fremdenführer warst, als wir uns kennenlernten. Dermot erzählte mir später, dass du einer der Leiter des Touristenamtes wurdest, und dass du alles weißt, was wissenswert über Marrakesch ist“, antwortete sie ruhig. Auf irgendeine Weise hatte sie ihn verärgert, und sie schaute sich nach neuem Gesprächsstoff um, damit die Unterhaltung ihren leichten Ton behalten konnte.
„Aber sag mir, warum so viele Polizisten auf den Straßen sind. An jeder Kreuzung steht einer“, fragte sie.
„Der König ist in der Stadt“, antwortete er kurz, während er ein Pferdefuhrwerk überholte. „Die Polizei führt Routinekontrollen durch, damit er sich sicher in der Stadt bewegen kann. Sein Palast liegt im Zentrum.“
Er hupte laut, weil eine Gruppe Kinder mit großen Wasserbottichen auf ihren Köpfen völlig unvorsichtig die Straße betraten. Mit Erstaunen beobachtete sie, dass er ihnen fröhlich zuwinkte, als sie an ihnen vorbeifuhren.
„Der König bleibt bis zum Thronfest in drei Monaten hier“, setzte Khalil seine Erklärungen fort. „Bis dahin wird die ganze Stadt mit grünen und roten Flaggen und Wimpeln gespickt sein. Ein paar Straßenzüge sind schon geschmückt, wie du siehst. Dort drüben siehst du unsere Flagge: ein rotes Feld mit grünem Pentagramm. Du wirst übrigens feststellen, dass unsere Form des Islam hier sehr tolerant ist. Uns sind Freundschaft, Toleranz und Verständnis sehr wichtig.“
Davon hat er bei mir nicht viel gezeigt, dachte sie bitter, unterdrückte jedoch eine scharfe Bemerkung und fragte stattdessen weiter.
„Und die Frauen? Kleiden sich deshalb einige in Djellabas und andere in Jeans und T-Shirts?“
„Die Marokkanerinnen kleiden sich, wie sie selbst und ihre Väter – oder Ehemänner – es für richtig halten.“
„Was so viel heißt wie, dass die Männer entscheiden“, warf sie skeptisch ein.
„Oh nein. Einige Familien, einige Männer, einige Frauen sind liberal eingestellt, und andere sind es nicht. Der persönliche Spielraum ist groß. Und die Frauen haben es in der Hand, ob sie einen Mann heiraten oder nicht und“, fügte er lächelnd hinzu, „wie sie ihn dann beeinflussen. Frauen können da sehr wählerisch sein.“
Plötzlich durchfuhr sie ein Gedanke mit solcher Gewalt, dass ein beißender Schmerz ihre Brust durchbohrte. Sie hatte ihn vor so vielen Jahren kennengelernt, und in der Zwischenzeit konnte vieles geschehen sein.
„Und du? Bist du verheiratet?“, fragte sie mit künstlicher Lässigkeit.
Seine
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