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Julia Gold Band 53

Julia Gold Band 53

Titel: Julia Gold Band 53 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Fielding , Laura Wright , Sara Wood
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Riegel halten müsste.“
    „Das ist nicht dein Ernst!“, rief sie lachend. „Du redest nur so daher. Dafür wärest du viel zu europäisch, viel zu …“
    Ihr Lachen verstummte. Khalil hatte seinen Kopf stolz erhoben, und in seiner hochmütigen Miene sah sie die ganze Arroganz und feurige Wildheit eines Berberstammes. Dermot hatte einmal gesagt, die Berber kleideten sich wie Bettler und schritten wie Könige, sie besäßen den Stolz eines Löwen und die Wildheit eines Tigers.
    Sie wurde aus Khalil nicht klug. Oberflächlich betrachtet verführten sein Maßanzug, sein Verhalten – und nicht zu vergessen sein perfektes Englisch – dazu, ihn für vollständig europäisiert zu halten. Da gab es jedoch noch eine geheime, exotische Seite an ihm, die ihren Ursprung in einer Kultur hatte, die sie nicht verstand. Bei ihm gab es so viele verschiedene Facetten, eine solche Tiefe, dass sie den wahren Khalil niemals kennen würde, niemals mit Gewissheit seine wirklichen Gedanken und Einstellungen ergründen könnte. Wie naiv war sie gewesen, als sie glaubte, mit ihm glücklich werden zu können!
    „Du solltest schon bei einer Version bleiben“, sagte sie in vorwurfsvollem Ton. „Einmal sprichst du von eurer Toleranz, und im nächsten Augenblick willst du mich glauben machen, deine Frau würde eingesperrt. Wie soll ich denn dabei ein Wort von dir ernst nehmen?“
    „Wie ich schon sagte, kommt alles auf die Entscheidung des Einzelnen an. Nimm zum Beispiel meine Mutter. Als Berberfrau lebte sie frei und ohne Beschränkungen in den Bergen. Dann heiratete sie meinen Vater, einen traditionsbewussten Stadtmenschen, auch wenn sie weiterhin in ihrem Dorf wohnten. Seit ihrem Hochzeitstag hat sie nie mehr den Fuß vor die Tür ihres Hauses gesetzt, nicht einmal, als Vater starb. Sie hat das Haus erst verlassen, als sie zu ihrem Begräbnis getragen wurde.“
    „Was erzählst du da?“, rief Hannah erstaunt. „Ich weiß doch, dass sie ein zweites Mal heiratete! Wenn sie wirklich niemals ihr Haus verließ, wie konnte sie da Dermot treffen und seine Frau werden? Warum haben sie überhaupt geheiratet? Warum hat er nie von ihr gesprochen?“
    „Das sind Angelegenheiten der Familie, die dich nichts angehen“, antwortete er kurz angebunden. „Eine Geliebte zählt nicht zur Familie.“
    Hannah wollte zornig auffahren, sie fühlte sich jedoch mittlerweile so fiebrig und matt, dass sie keine Energie mehr hatte, um mit Khalil weiterzustreiten. So sagte sie nur müde:
    „Wirst du mir jemals zuhören? Bevor wir mit dem Geschäftlichen beginnen, müssen wir uns aussprechen. Morgen. Ich verlange von dir, dass du dir meine Version der scheußlichen Geschichte anhörst.“
    „Ich bin gespannt darauf. Bisher hast du dir nie die Mühe gemacht, eine Erklärung abzugeben, und jetzt plötzlich, wo du einen geschäftlichen Nachteil fürchtest, willst du dich eiligst reinwaschen.“
    „Ich will mich nicht reinwaschen!“, protestierte sie.
    „Du kannst mir nichts vorspiegeln. Ich bin nicht mit Märchen groß geworden. Meine Kindheit habe ich damit verbracht, Münzen von Touristen aufzusammeln, den ganzen Tag zu laufen, nur um etwas überschüssiges Gemüse auf dem Markt einzutauschen, stundenlang hoch oben am eiskalten Tischka-Pass zu stehen, um den ab und an vorbeikommenden Fremden ein Stück Bergkristall zu verkaufen. Lebenserfahrung, Hannah, damit habe ich später zum richtigen Zeitpunkt und zum richtigen Preis Land gekauft, habe ich Modegeschäfte in Casablanca und Restaurants in allen großen Städten des Landes eröffnet. Ich habe es gelernt, die Menschen einzuschätzen, und ich irre mich nie.“
    „In meinem Falle schon“, widersprach sie matt.
    Er hatte wirklich einen weiten Weg zurückgelegt. Niemand hatte ihr erzählt, dass er ein so erfolgreicher Mann war.
    „Wir werden ja sehen“, sagte er mit skeptischer Stimme. „Aber schau, wir sind am Obstgarten angelangt.“
    Müde lehnte sie den Kopf zurück. Für den Moment gab sie sich geschlagen. Es wollte einfach nicht in seinen Schädel gehen, dass ihr moralisch nichts vorzuwerfen war. Aber er sollte nur warten, bis sie wieder bei Kräften war, dann wollte sie den Kampf mit ihm wieder aufnehmen.
    Ihre Augen leuchteten etwas auf, als sie von der Hauptstraße in einen unbefestigten Lehmweg einbogen, der sie durch einen kleinen Olivenhain führte. Ein paar Ziegen kreuzten ihren Weg, und nach einer kurzen Strecke hielt Khalil den Wagen an, stieg aus und entlud Hannahs Koffer. Auch sie

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