Julia Gold Band 53
ausgenommen.“
„Natürlich“, sagte sie geistesabwesend. „Khalil lebt bestimmt nicht ohne Frauen. Er ist viel zu genusssüchtig, um enthaltsam zu sein. Ich denke, er hält sich an leichte Beute. Ich bin ja für ihn auch nur ein leichtes Mädchen“, meinte sie niedergeschlagen. „Du kannst nicht leugnen, dass er mich als Objekt seiner Begierden ausnutzen wollte.“
„Aber er hat es nicht getan“, betonte Patrick. „Ich denke, wenn ihr beide aufeinandertrefft, sprühen einfach die Funken. Vielleicht ist dieser arme Mann nicht in der Lage, sich zurückzuhalten. Nun, Rapunzel, was willst du unternehmen?“
Hannahs Augen füllten sich wieder mit Tränen. „Meine Geschäfte hier zu Ende bringen, nach Hause fahren und ihn vergessen. Es wird mir schon gelingen. Schließlich habe ich es schon einmal geschafft.“
„Nein, das hast du nicht“, widersprach Patrick trocken. „Du hast weiter an ihn gedacht und gewartet. Und gehofft. Ich glaube nicht, dass du ihn jemals vergessen wirst.“
„Du bist ja eine große Hilfe“, sagte sie ärgerlich und tupfte ihre Augen.
„Ich denke, du solltest alles auf eine Karte setzen und ihm erzählen, warum du diese Partys gegeben hast und die ganze Zeit so getan hast, als amüsiertest du dich königlich.“
„Wozu?“, fragte sie lethargisch.
„Um reinen Tisch zu machen. Sonst wirst du in London immer von diesem nagenden Gefühl geplagt, dass er dich hier weiter grundlos verachtet.“
„Das kann ich nicht riskieren!“, rief sie. „Ich habe Angst, Patrick! Angst davor, dass er …“
„Dass er dir glauben könnte?“, vollendete Patrick ihren Satz. „Hast du Angst, dass eine Hölle von Leidenschaft zwischen euch beiden losgehen könnte? Aber die ist doch schon da, das kann ich deutlich sehen. Erschreckt dich die Vorstellung, ihn als Geliebten zu haben?“
Hannah zuckte zusammen. „Wir sind so verschieden, wir würden uns nur immer wieder verletzen …“
„Nun ja, das kannst du nicht wissen, wenn du es nicht probierst. Denk darüber nach, während ich im Mamounia bin. Bleib ruhig hier, wenn du willst. Wenn ich zurückkomme, können wir weiterreden. Ich bin dein Freund, Hannah, wenn du willst, kannst du dich bei mir anlehnen.“
Sie war ihm sehr dankbar, ging jedoch zum Nachdenken in ihr eigenes kleines Haus hinüber. Sie wanderte ruhelos hin und her und zerbrach sich den Kopf, was um Himmels willen sie tun sollte, als sie ein Klopfen an ihrer Eingangstür hörte. Es war Khalil.
„Komm herein“, sagte Hannah, bevor sie den Mut dazu verlor.
„Ich konnte nicht einfach so fortgehen“, sagte er leise. „Ich musste sehen, wie es dir geht. Du hast geweint.“
Schnell versuchte sie, das Gesicht hinter ihren Händen zu verbergen. Sie musste fürchterlich anzusehen sein. Jetzt wäre vielleicht ein günstiger Augenblick, ihm alles zu erzählen, dachte sie, in diesem Zustand kann er mich kaum begehrenswert finden.
„Ich habe dir eine Menge zu sagen. Hast du die Zeit, mir zuzuhören?“
„Endlich“, murmelte er, „endlich höre ich dir zu.“
Sie stiegen auf das Dach und setzten sich in den Schatten der sanft fächelnden Palmwedel. Hannah wusste nicht, wo sie beginnen sollte.
„Ich hatte schon früher die Gelegenheit, dir das hier zu sagen, aber es gab gute Gründe, es nicht zu tun“, sagte sie schließlich. „Ganz begriffen, wie schlecht du von mir denkst, habe ich erst, als du mich entführtest …“
„Einen Moment, bitte! Habe ich etwas verpasst?“, rief Khalil erstaunt aus. „Habe ich dieses faszinierende Abenteuer verschlafen?“
Voller Ungeduld zog sie die Brauen zusammen. „Mach bitte keine Scherze auf meine Kosten“, wies sie ihn zurecht. „Das macht es nur noch schwerer. Du weißt selbst sehr gut, dass du mich in dein Haus brachtest, um mich zu verführen, und dass du bereit warst, mir notfalls auch Gewalt anzutun. Du selbst hast sogar gesagt, es würde keine große Tortur sein, da du es liebtest, deinen weiblichen Gästen Vergnügen zu bereiten …“
„Jetzt aber einmal Halt“, sagte er mit bestimmtem Ton. „Du hast alles falsch verstanden! Du wirktest sehr nervös, und ich versuchte lediglich, dich zu beruhigen, dass ein Zusammentreffen mit meiner Familie keine Strapaze werden würde. Und ich habe nicht von weiblichen Gästen gesprochen. Selbstverständlich ist es meine Pflicht, Gästen meines Hauses Unterhaltung und Vergnügen zu bieten! Das verlangt das ungeschriebene Gesetz der Gastfreundschaft.“
„Aber die Wachen, die
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