Julia Gold Band 53
seine Geliebte warst.“
Hannah schloss fest die Augen. Das wollte sie nicht hören. Sie wollte nicht wissen, dass Dermot ihr Glück zerstört hatte.
„Nichts zwang dich, ihm zu glauben. Du gibst doch sonst nicht so leicht auf und kämpfst um das, was du willst“, flüsterte sie.
„Er war so klug, mich wissen zu lassen, dass er bald sterben würde. Und er erzählte mir Einzelheiten – sehr persönliche Einzelheiten über dich, die er niemals hätte wissen können, wenn du nicht seine Geliebte warst. Er ließ mich in keinem Zweifel über die Art eurer Beziehung.“
„Du hättest dich wenigsten verabschieden können, und wenn nur, um mir mitzuteilen, wie schlecht du von mir dachtest. Dann hätte ich zumindest gewusst, dass Dermot log!“, rief sie verzweifelt.
„Welchen Unterschied macht es heute, dass er dir über den Grund meiner Abreise die Unwahrheit sagte? Nach dem, was ich gehört hatte, wollte ich dich nicht mehr sehen.“
„Aber, ich meine …“
„Das ist alles vorbei, Hannah. Ich reiste ab, weil ich es für besser halte, unglückliche Verhältnisse schnell zu beenden, damit der Schmerz nicht übergroß werden kann. Du hattest versucht, dir zwei Geliebte gleichzeitig zu halten, und das konnte ich nicht hinnehmen. Ich bin ein sehr eifersüchtiger Mann, Hannah.“
„Du wusstest genau, wie Dermot war. Und trotzdem hast du ihm geglaubt …“
„Als wir uns das nächste Mal sahen, hattest du dich jedenfalls dem Leben mit Dermot angepasst und genossest es in vollen Zügen.“
Hannah wollte gerade erklären, warum und mit welchen Gefühlen sie diese Partys gegeben hatte, als ihr einfiel, dass sie damit ihre letzte Verteidigungsstellung gegen ihn aufgegeben hätte. Sie musste ihn in dem Glauben lassen, sie sei Dermots Geliebte gewesen. Niemals durfte er ahnen, dass sie in Liebesdingen völlig unerfahren war, denn das hätte ihn nur umso mehr angespornt, seine Verführungsversuche wieder aufzunehmen. Nein, das durfte er niemals erfahren.
„Jammerschade“, sagte Khalil leichthin und bog in den Weg zu ihrem Haus ein. „Ich habe dich geliebt, sogar sehr. Ich habe nie eine andere Frau geliebt. So, da sind wir“, schloss er mit fröhlicher Stimme und trat auf die Bremse.
Fassungslos hörte sie ihn. Sie war unfähig, sich zu rühren. Er stieg aus, öffnete die Wagentür an ihrer Seite und reichte ihr die Hand.
„Komm schon, Hannah, raus mit dir. Die Reise ist beendet, und du bist so gut wie zu Hause.“
Die Berührung ihrer Hände brachte sie beinahe ganz aus der Fassung. Er hatte sie geliebt. Hatte. Sie hatte ihre Chance vertan, alles war vorbei.
Khalil zog an ihrem Arm, und benommen kletterte sie aus dem Wagen.
„Was ist das? Hast du keine Antwort auf Lager? Nun denn“, meinte er mit einem breiten Lächeln. „Leb wohl.“
Sie warf ihm einen verzweifelten Blick zu. „Ich weiß nicht …“
„Versuch es mal mit ‚lebe wohl‘“, meinte er lächelnd.
Es machte ihm nichts aus. Gar nichts! Sie brachte einen Laut heraus, der entfernt an einen Abschiedsgruß erinnerte, suchte nach ihrem Schlüssel und konnte so das Gesicht abwenden. Sie hörte ihn die Wagentür zuschlagen und dann ohne ein weiteres Wort wegfahren.
Ein lautes Schluchzen schüttelte sie.
„Schwierigkeiten, Rapunzel?“
„Oh, Patrick!“ Sie drehte sich um und fiel ihm weinend in die Arme.
„Nun, nun, ich hatte keine Ahnung, dass dies mein Glückstag ist. Komm rein zu mir, da bekommst du ein richtiges irisches Frühstück, davon wachsen dir Haare auf der Brust, und dazu gibt es einen Tee, in dem der Löffel stehen bleibt.“
Bei all ihrem Kummer musste sie lachen.
„Oh, ich bin so unglücklich“, schluchzte sie auf.
„Wirklich? Ein Glück, dass du es mir sagst, ich wäre allein nie darauf gekommen“, sagte er trocken und schob sie in seine Küche. „Der Tee ist schon fertig. Trink einen Schluck. Er zieht dir die Schuhe aus.“
Unter Tränen gehorchte sie, während Patrick Eier in die Pfanne schlug.
Zwischen einzelnen, mühsamen Bissen erzählte sie ihm die ganze Geschichte, von Anfang bis Ende. Langsam versiegten die Tränen, aber an ihrer Verzweiflung änderte sich nichts.
„Er mag ja ein großartiger Schriftsteller gewesen sein, und obendrein noch ein Ire, trotzdem war dieser Dermot ein ausgemachter Schweinehund“, war Patricks zusammenfassende Stellungnahme.
„Genauso wie Khalil“, murmelte Hannah. „Wie alle Männer.“
„Hoffentlich bin ich von dieser schrecklichen Verallgemeinerung
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