Julia Gold Band 53
Hochzeit nicht stattfinden wird. Küss mich.“
„Ich kann …“
Er hielt ihre Hand in eisernem, schmerzendem Griff. Sie schaute zu ihm auf und sah den kalten Hass in seinen Augen. Er wollte sie vernichten.
„Küss mich.“
Gehorsam hob sie ihm ihr Gesicht entgegen, aber er rührte sich nicht. Sie war gezwungen, seinen Kopf hinunterziehen. Der Kuss schien mit seiner Sinnlichkeit ihren Körper auf grausame Weise verspotten zu wollen.
„Lächle“, flüsterte er und legte den Arm um sie. Und wie eine dumme Puppe lächelte sie. Dafür würde er ihr büßen, für jede einzelne schreckliche Sekunde. Einstweilen spielte sie mit. Sie lächelte süß, ließ ihre Wimpern flattern und warf ihm während des endlosen Festmahls den einen oder anderen verliebten Blick zu.
Hannah ließ das Festessen, die Tänzer, die Trommeln und die Gesänge über sich ergehen. Dumpf nahm sie um sich herum das bunte Treiben wahr und spielte die verliebte Braut, aber innerlich fühlte sie sich leer und wie abgestorben.
Als die Darbietungen der Künstler endlich vorbei waren, atmete sie erleichtert auf. Die Gäste teilten sich nun wieder in kleine Gruppen und wanderten umher. Lächelnd und höflich nickend, bahnte Hannah sich langsam den Weg durch die Menge, bis sie endlich den stillen Garten im Innern des Hauses erreichte. Die Geräusche der Party drangen nur gedämpft durch die dicken Mauern ringsum. Tief durchatmend genoss sie den Frieden um sie her.
Dann hörte sie jemanden nach ihr rufen.
„Hannah! Wo bist du?“
Zögernd trat sie vor. „Kannst du mich nicht in Ruhe lassen?“, fuhr sie Khalil an.
„Wir sollten jetzt unsere Verlobung bekannt geben“, sagte er kühl.
„Ich glaube, das stehe ich nicht durch. Sag ihnen, was du willst. Ich kann nicht so verlogen sein.“
„Interessant, das aus deinem Munde zu hören“, erwiderte er mit blankem Hass in den Augen. „Du hast mich belogen und betrogen! Wolltest mir das arme Unschuldslamm vorspielen, das zu Unrecht beschuldigt wurde, Dermots Geliebte gewesen zu sein. In Wahrheit bist du genauso billig und gemein, wie ich anfangs dachte.“
„Ich weiß zwar nicht, wovon du gerade sprichst“, entgegnete sie mit arroganter Miene. „Aber da wir gerade von Verlogenheit sprechen: Du bist ja wohl der größte Meister der Verstellung, dass es dir gelingt, so viele Menschen zu täuschen.“
„Ich? Sei vorsichtig mit dem, was du sagst. Rede keinen Unsinn!“
„Ist das alles, was du vorzubringen hast? Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich ein paar Leuten die Augen öffne, angefangen bei deiner Familie und der Frage, welche Art von Beziehung du zu dieser jungen Blondine unterhältst, die du schon den ganzen Tag verfolgst. Wie sie alle so blind sein können, ist mir ein Rätsel.“
„Mein Gott, sie ist meine Nichte, die Tochter meines Bruders“, warf Khalil ein.
„Das sagtest du schon“, erwiderte sie kalt. „Aber ich glaube dir nicht. Sie ist mindestens achtzehn.“
„Mein ältester Bruder – zwischen uns liegen zwanzig Jahre! Lalla ist …“
„Oh, Lalla, heißt sie so?“, fragte Hannah sarkastisch. „Aber warum nur trägt deine süße kleine Lalla dann im Mamounia einen Bademantel mit einem großen ‚M‘ auf der Tasche?“
„Weil er dem Hotel gehört.“
„Oh, sehr gut!“ Zynisch klatschte sie Beifall. „Weiß dein Bruder auch, dass seine Tochter dir heimlich den Schlüssel zu ihrem Raum zusteckt und heimliche Treffen mit ihrem Onkel abhält?“
„Du und deine schmutzige Fantasie!“, stieß er wütend hervor. „Du hältst bei mir alles für möglich, nicht wahr? Geh zum Hotel und überzeuge dich selbst. Alle wandern mit diesen Bademänteln am Pool herum.“
„Was macht aber Lalla dort? Warum ist sie nicht bei ihrem Vater? Hast du darauf auch eine Antwort?“
„Mein Bruder lebt in Paris, und Lalla arbeitet im Mamounia . Ich nehme an, du hast gesehen, dass ich ihren Schlüssel nahm. Die leitenden Angestellten haben ihre Räume im Erdgeschoss.“
„Du gibst es also auch noch zu …“
„Ich gebe zu, in ihren Raum gegangen zu sein. Natürlich waren wir diskret. Sie konnte mir doch nicht in aller Öffentlichkeit ihren Schlüssel übergeben!“
„Warum nicht? Wenn du doch ihr Onkel bist“, entgegnete sie mit ungläubiger Stimme.
„Leute ziehen gern die falschen Schlussfolgerungen, wie man sieht“, stellte Khalil fest, „und ich wollte sie nicht in Verlegenheit bringen. Sogar mit ihrem Onkel sollte ein hübscher Teenager nicht allein gesehen
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