Julia Gold Band 53
starb auch sie. Schon zuvor hatte Tara, die Mutter meiner besten Freundin, mich ein wenig unter ihre Fittiche genommen. Tara sah in mir eine zweite Tochter und ich in ihr einen Mutterersatz.“
Die Information traf Zayad wie ein Schock. „Deine beste Freundin?“
„Jane.“
Vor Spannung zog sich sein Magen zusammen. Konnte es sein, dass sie dieselbe Tara meinten? „Wo ist diese Tara jetzt?“
Mariah schloss die Augen und ließ den Kopf zur Seite sinken. „Sie lebt in Ojai, in einer wunderschönen Anstalt.“
„Eine Anstalt. Ist sie krank?“ Er stellte Fragen, deren Antworten er bereits kannte, aber er musste ganz sichergehen.
„Nein, sie ist blind.“
Zayads Kehle wurde trocken. Ja, sie sprachen von derselben Frau.
Bevor er die Fotos gesehen hatte, die seine Ermittler gemacht hatten, hatte er sich sein eigenes Bild von der amerikanischen Geliebten seines Vaters gemacht – das einer gewissenlosen Frau, die nur an Geld und Macht interessiert war. Doch auf den Fotos konnte er dieses Wesen nicht entdecken. Umso wichtiger war es, dass er sie persönlich beurteilte.
„Du wirst Tara morgen besuchen“, teilte er Mariah mit. Sie war wunderschön im Mondlicht.
Mariahs Wimpern bebten, sie sah benommen zu ihm hoch. „Wie denn? Dein jugendlicher Arzt sagt, ich darf nicht aufstehen.“
„Ich fahre dich hin.“
„Ich soll zwei Tage lang das Bett hüten.“
„Du sollst nur deinen Fuß nicht belasten, und das wirst du auch nicht.“
Träge kniff sie die Augen zusammen. „Du kümmerst dich so sehr um mich. Du willst mir bei meinem Prozess helfen und mich zu Tara fahren. Dafür muss es doch einen Grund geben. Was willst du eigentlich von mir?“
Zayad antwortete nicht darauf. „Schlaf gut. Wir brechen morgen früh um neun auf“, sagte er im Hinausgehen.
6. KAPITEL
Am nächsten Morgen schmerzte Mariahs verletzter Stolz mehr als ihr Fuß.
Sie waren auf der Schnellstraße unterwegs, und sie saß auf dem Beifahrersitz in Zayads schwarzem Jeep. Ihre Sitzlehne war leicht nach hinten gekippt, ihr geschienter Fuß ruhte auf einem Stapel Kissen. Zayad hatte es ihr so bequem wie möglich machen wollen.
Mariah hätte sich am liebsten hinter den grauen Ledersitzen verkrochen. Überdeutlich erinnerte sie sich an die Geschehnisse der vergangenen Nacht, angefangen bei der weinseligen Szene am Fenster, die sie ihm geboten hatte, bis hin zu Zayads ritterlicher Hilfestellung und dem alles andere als kameradschaftlichen Kuss.
Unwillkürlich lächelte sie in der Erinnerung daran und sah aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Orangenplantagen. Sie durfte sich nichts vormachen. Zwar hatte Zayad sie mit einer Leidenschaft geküsst, die sie bislang bei keinem Mann erlebt hatte, aber letztlich war es auf ihre Initiative hin geschehen. Sie hatte ihm Komplimente gemacht, sich ihm an den Hals geworfen.
Diese verflixte Kombination aus Wein und Tabletten hatte sie total durcheinandergebracht. Sie durfte sich nicht wie ein Teenager benehmen. Sie warf einen Blick zu Zayad hinüber, betrachtete seine kantigen Züge und die lockenden vollen Lippen, die sie in der Nacht auf ihren gespürt hatte. Was mochte er nun von ihr denken? Am Morgen hatte er kein Wort über den Vorfall verlauten lassen, und an seinem Blick konnte sie nichts ablesen. Bei seinem Aussehen war er vermutlich solche Überfälle von Frauen gewohnt.
Oder aber er hatte sie gar nicht küssen wollen, hatte nur Mitleid mit dem armen, besäuselten hilflosen Mädchen gehabt.
Im Geiste stöhnte sie auf. Wie überaus peinlich.
Ihr Blick glitt von seinem Gesicht über seinen Hals weiter hinunter. Nicht nur seine wunderbaren Lippen, auch seine Arme und seinen Brustkorb hatte sie gefühlt. Stahlhart und mit Muskeln bepackt. Schade, dass er das alles heute bedeckt hielt. Immerhin stand ihm seine Kleidung ausgezeichnet. In der dunkelbraunen Hose kam sein fester Po gut zur Geltung, das makellose weiße Hemd stand am Hals offen. Wäre ihr Sitz nicht so weit zurückgelehnt, hätte sie vielleicht einen Blick auf seinen muskulösen Brustkorb werfen können.
Mariah runzelte die Stirn und verlagerte ihr Gewicht in dem ledernen Schalensitz. Diesen Mann musste sie sich aus dem Kopf schlagen. Sie musste sich mit ungefährlicheren Dingen befassen.
Sie schaute sich im Wagen um und bemerkte: „Ein hübsches Fahrzeug.“
„Danke.“
„Du verkaufst offenbar eine Menge Schwerter.“
An Zayads Wange zuckte ein Muskel. „Sie sind sehr beliebt.“
„Das glaube ich.“
„Viele
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