Julia Gold Band 53
Männer wissen eine gute Klinge zu schätzen.“
„Klar. Aber weshalb arbeitest du von Ventura aus? Los Angeles wäre bestimmt besser.“
„Inwiefern?“
„Nun ja, ich denke, dort wohnen mehr Sammler oder Käufer. Mehr Stars und exzentrische Menschen, die gern ein Schwert in ihrer Sammlung hätten.“
Er warf ihr einen Blick zu. „Findest du, im Leben geht es nur um Geld und Besitz?“
Über die Frage musste Mariah lachen. Zum ersten Mal im Leben unterstellte man ihr so etwas. „Natürlich nicht. Sieh dir doch nur meine Arbeit an.“
Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht tust du das nicht aus reiner Nächstenliebe.“
„Was soll das heißen?“
„Ich weiß auch nicht, ich kenne weder deine Vergangenheit noch deine Motive. Aber wie du von Männern sprichst, wie du darum kämpfst, dass deine Mandantinnen gewinnen, gibt doch zu denken.“
„Das ist meine Privatsache“, gab sie ein wenig zu barsch zurück.
Darauf sagte Zayad nichts, und sie blickte nachdenklich an ihm vorbei hinaus aufs Meer. Es kam ihr ungebändigt und lockend vor, aber auch beängstigend. Der Sand dagegen war weich und beständig. In der Nacht hatte Zayad sie weich erlebt, hatte die Frau in ihr erkannt, nicht die erbitterte Juristin. Vielleicht hatte sie ihm so besser gefallen. Jetzt sah er wieder die schnippische Frau, der er an der Haustür begegnet war.
Normalerweise würde sie im Privatleben so einem Wortwechsel ausweichen. Schuldbewusst sah sie ihn von der Seite an.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht so anfahren.“
Er wandte sich ihr zu, sein Blick wirkte amüsiert.
Mariah lachte ein wenig verlegen. „Du verstehst schon, oder?“ Sie schwieg einen Moment und hob dann ergeben die Hände. „Im Grunde hast du ja recht. Es gibt Dinge in meiner Vergangenheit, die mein heutiges Verhalten bestimmen. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass meine Motive für meine Arbeit reiner Nächstenliebe entspringen.“
Jedenfalls war das bis jetzt so, dachte sie. Der Gedanke erfüllte sie mit Unbehagen, also schob sie ihn beiseite. Sie beschloss, zu einem unverfänglichen Thema überzugehen.
„Gut, noch einmal meine Frage: Warum Ventura, Kalifornien?“
„Würde es zu poetisch klingen, wenn ich sagte, dass der Ozean beruhigend auf meine strapazierten Sinne wirkt?“
Sie spann den Gedanken weiter: „Und Hollywoods Glamour und Hektik würden dich zu Tode langweilen, da du dich nach dem einfachen Leben sehnst?“
„Exakt.“ Er grinste und zwinkerte ihr zu. „Du verstehst mich, Mariah.“
„Längst nicht gut genug.“
„Hast du vor, das zu ändern?“
Ihr Herz begann heftig zu pochen, doch sie brachte einigermaßen gelassen heraus: „Da ich mehr oder weniger auf dich angewiesen bin, bleibt mir wohl nichts anderes übrig.“
Zayad setzte sein sexy Lächeln auf. „Irgendwie gefällt mir das.“
Ihr gefiel es auch, leider. Sie wandte sich ab und schaute nach vorn. Den Schmerz im Fuß spürte sie fast nicht mehr. Das Ziehen in ihrem Herzen, in ihren Brüsten, ihrem Bauch überlagerte alles andere.
Dies also war Ojai.
Gemächlich fuhr Zayad mit Mariah dahin, den Hügel hinauf, durch Ortschaften, und alles ohne seine Leibwächter, wie er es angeordnet hatte.
Unwillkürlich fühlte er sich zu dieser Gegend hingezogen. Sie war wie ein Hauch von Emand und erinnerte ihn besonders an die Palastgärten – Obstbäume, gepflegte Rasenflächen, der strahlend blaue Himmel. Einen Moment lang meinte er, zu Hause zu sein.
Er lächelte. Fehlte bloß der goldfarbene Sand.
Er blickte nicht nach rechts, denn dort hätte er in Mariahs Augen sehen können. Diese Augen hatten ihn eine schlaflose Nacht lang verfolgt. Er hatte an ihre weichen Lippen gedacht, ihre rosafarbene Zunge und an den Geschmack von Wein und Geheimnis.
„Ich bin gern hier“, sagte Mariah und riss Zayad damit aus seinen Betrachtungen. „Es ist ganz anders als am Meer.“
Zayad bog ab. „Die Hügel sind wunderschön, auch die Birnen- und Walnussbäume.“
„Es ist hier so friedlich. Ich würde gern irgendwann meine Kanzlei hierher verlegen und mir vielleicht ein oder zwei Pferde anschaffen.“
„Du reitest?“
„Oh ja. Nicht besonders gut, aber ich liebe das Gefühl, mit dem Tier eins zu werden.“
Pferd und Reiter verschmolzen zu einem einzigen Wesen – wie oft hatte Zayad das empfunden. Er ließ den Blick über Mariahs weißes Sommerkleid gleiten. Ja, in seiner Heimat würde es ihr gefallen.
„Außerdem“, fuhr sie fort, „wäre ich gern in
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