Julia Gold Band 53
Taras Nähe.“
Richtig, dachte Zayad, und seine Stimmung trübte sich ein wenig. Deshalb waren sie ja hier. Tara. „Und Jane? Möchte sie auch näher bei ihrer Mutter sein?“
Bei der Erwähnung von Jane runzelte Mariah leicht die Stirn. „Selbstverständlich. Sie hat versucht, hier eine Stellung als Küchenchefin zu bekommen, aber die Konkurrenz ist hart und die Bezahlung schlecht. Sie spart auf ein eigenes Restaurant hier oben.“
Das würde nicht geschehen, wenn es nach ihm ginge. Jane war eine Prinzessin, sie brauchte nicht zu arbeiten. Und sollte sie das trotzdem wollen, würden ihr alle Türen offen stehen, und Geld wäre kein Thema. Doch das wäre in Emand, nicht in Ojai.
Erneut wandte er sich Mariah zu. „Wenn Jane hierherzieht, was wird dann aus dir?“
„Was meinst du damit?“
„Sie ist deine beste Freundin, oder?“
Mariah schwieg einen Moment, die Frage hatte ihr einen Stich versetzt. Sie schluckte. „Ja, das ist sie.“
„Und du hast keinen Freund, richtig?“
„Das Thema hatten wir abgehakt.“
Er lachte leise. „Stimmt.“
„Übrigens, ganz bewusst und aus freiem Willen.“
„Natürlich. Ich meine ja nur – wenn deine Freundin wegzieht, was tust du dann?“
Sie zuckte die Achseln und besann sich auf ihre gewohnte Kaltschnäuzigkeit, die natürlich aufgesetzt war, ihr aber ein Gefühl von Überlegenheit gab. „Dann lebe ich eben allein.“
„Ist das schön für dich?“
„Du bist auch nicht gerade von deiner Familie und einer Menge Freunden umgeben. Dir scheint es ebenfalls zu behagen.“
Er schwieg einen Moment. „Gewiss, aber leider …“
„Leider was?“
„Für einen Mann ist das nicht weiter schwierig.“
„Jetzt komm mir bitte nicht so.“ Mariah wedelte mit einem Finger von seiner Nase herum. „Behauptest du etwa auch, dass Männer einsame Wanderer sind, die keine festen Beziehungen brauchen? Und dass Frauen für ein erfülltes, glückliches Leben einen Gefährten brauchen?“
„Okay, das habe ich nicht gesagt – aber nur, weil du es viel besser ausdrückst, als ich es könnte.“ Zayad lächelte.
Mariah wollte ihm einen strafenden Blick zuwerfen, ihn rügen, aber sie war zu keiner negativen Reaktion fähig. Noch mehr ärgerte sie, dass sie spontan sein Lächeln erwiderte. Dieser Mann war klug und sah umwerfend aus, und er machte sie schwach – und das in mehrfacher Hinsicht. Sie schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich bin nicht geeignet für das große Glück zu zweit. Ich glaube nicht an Märchen, nach dem Motto: Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende.“
„Ich auch nicht. Ich war mit mir allein immer am glücklichsten.“
Weshalb machte sein Geständnis sie so traurig, während ihre eigenen Worte sie mit Zuversicht erfüllten?
Zayad sprach weiter: „Aber ich habe noch nie eine Frau getroffen, der es ebenso geht.“
„Jetzt bist du überrascht, wie?“
„Sehr.“ Er betrachtete sie von der Seite. „Du steckst voller Überraschungen, Mariah.“
Ihr wurde heiß unter seinem Blick, und sie wandte den Blick ab. Sie war froh, dass sie nicht mehr weit von Taras Heim entfernt waren. Sie musste aufpassen, sie durfte ihm nicht gestehen, dass sie ihn am liebsten auf den Rücksitz seines Jeeps locken würde.
Sie holte tief Luft und sagte: „An der Ampel rechts.“
Die Wände des Apartments in dem Heim, in dem Janes Mutter lebte, waren in hellen, kräftigen Farben gestrichen. Zayad fand es erstaunlich, dass eine blinde Frau sich mit einer so farbenfrohen Atmosphäre umgab. Die Einrichtung bot ein ähnliches Bild: eine Ansammlung roter, blauer, goldener Möbel, und das Ganze wirkte gemütlich, obwohl die Wohnung klein war.
Zayad bemerkte eine Töpferscheibe. Sie stand neben der Terrassentür, durch die eine kühle Brise hereinwehte.
Nachdem die Pflegerin gegangen war, wies Zayad auf die Töpferscheibe und fragte Mariah, die es sich auf der roten Couch bequem gemacht hatte: „Wer ist der Künstler?“
„Tara.“
„Bewohnt sie diesen Raum allein?“
„Ja.“
„Wie kann sie dann töpfern?“
„Sie ist eine ungewöhnliche Frau.“ Mariah lächelte, als wollte sie sagen: Wart nur ab, bis du sie kennenlernst. Dann setzte sie hinzu: „Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist sie nicht aufzuhalten.“
Er wollte entgegnen, dass Tara bestimmt eine interessante, tapfere Frau war, beschloss jedoch, die persönliche Begegnung abzuwarten.
„Ich habe Besuch.“
Die fröhliche, warme Stimme kam von der Tür her. Zayad drehte sich
Weitere Kostenlose Bücher